Kritik

And what the hell ist that?
Ein Kommentar zur Hölle des Bösen?

Rupperswil werde ich nicht kommentieren. Die Experten aus dem Volk und die Exegeten der Presse haben das bereits für uns exzessiv besorgt. Man staunt stündlich, was die alles wissen und vor allem besser machen würden.

Allerdings, das Urproblem verharrt: Was ist das, DAS BÖSE? Ein ziemlich grosskotziges Wort? Gibt es das überhaupt? Ich rede vom Bösen an sich und weiss es trotzdem nicht.

Thomas von Aquin meinte zwar, keine Wesenheit sei in sich böse. Das Böse hat also keine eigene Wesenheit? Nix gewesen mit Entität? Es fällt weder vom Himmel noch steigt aus der Hölle hoch. Gut, wenn schon, dann eher von dort. Theologische Feinheiten haben mich aber nie gebannt. Höchstens zum Lachen gereizt.

Zudem ist weder der Himmel noch die Hölle nachgewiesen. In der katholischen Morallehre gab es zwar das Böse gleich enumeriert: Sieben Todsünden und dann erst noch die anderen, die lässlichen. Aber gibt es nun DAS BÖSE AN SICH oder nicht?

Ist die Frage überhaupt relevant? Mag sein. Mir aber ziemlich egal. Ich weiss nur, dass sie temporär existiert, die kalte Fratze des Bösen; im Mittelalter inkarniert im Teufel, illustriert auf drachenschwanzigen Gemälden katholizistischer Inferno-Romantik und in Dantes finalem Konzentrationslager.

Heute hingegen dominiert der Boulevard mit seinen sexplosiven oder anprangernden Bildern und seiner verknorzten Sprachwelt: «Killer-Anwalt , Sex-Talker, Superstrar der Astrophysik, Bestie, Monster» als beliebige Beispiele.

Ich mache es mir einfach: Wir alle tragen Böses in uns, nicht das Böse an sich, aber die Anlage, Böses zu tun. Oder wie es Max Dohner in der az auf den Punkt bringt: «Das Böse ist Kulturfolger und lauert im zivilen Milieu.» Er nennt es «das mutierte Reptil, das am Grund der Gewöhnlichkeit, wie eingefroren unter einer dicken Schicht Nettigkeit verharrt». Treffsicheres Bild, nebenbei.

Bemerkenswert sind auch seine Schlussfolgerungen und Bewertungen der bösen Tat: «Der Mensch ist mitunter nur Vollstrecker seiner Dämonen. Leer und nichtig nach der Tat, sein eigentliches Dasein fortan verwirkt – und zwar lebenslang, was anders eigentlich gar nicht sein kann.

Sich allmächtig wähnen, Schicksal spielen über Leben und Tod – auch dieser Rausch ist Illusion, flüchtig wie alles sonst. Wer Menschen auslöscht, als wäre alles nichts, der verdient nicht den Tod, sondern die lebenslange Erfahrung, das ganze Gewicht seiner selbst verschuldeten Bedeutungslosigkeit. Allein den Opfern gebührt Transzendenz


Kommentare (3)

Ernst Bannwart am 21.03.2018 13:20

Danke für Deinen neuen Putin – also ich meine natürlich Input – und vor allem der Artikel mit dem Fakebock (siehe HOME), wie das eigentlich heissen sollte, hat es mir angetan.

Christoph Bopp am 19.03.2018 14:36

Lieber Valentin
Ich habe in einem Podcast auf www.aargauerzeitung.ch ein bisschen mit Kants radikalem Bösen herumprobiert. Ich weiss schon, heute ist das Böse kein Gegenstand mehr der Philosophie, schon gar nicht der Theologie, sondern höchstens noch der Game-Wissenschaften. Aber Kant kann uns hin und wieder schon noch etwas lehren.

Benno Erwin Lütold am 17.03.2018 21:19

Lieber Valentin,
sicher können wir das als Psychopathie zusammenfassen, sicher ist mangelnde Empathie zentral. Sicher entsteht all das im Gehirn, aber wie und wo konzentriert sich Sexualität, Machtgelüste, Morden, päderaste Phantasie, Egozentrizität, Introversion zu dieser "fucking reality"? Wie kann man diese Phantasien so lange zurückhalten? Wie kann man zu "Muttern" eine gewisses Mitgefühl generieren, aber zu den Mitzeitgenossen/-innen nicht? Im Banne dieser Fragen stellt sich zudem die Frage der Therapierbarkeit. Vielleicht möchte er ja diese seine Hirnaktivitäten los werden?
Es stellt sich nur noch die Frage, wieviel uns, die Gesellschaft das Verdikt, das Urteil und die Behandlung kostet? Ob getötet oder lebendig, aus der Gesellschaft ist und bleibt er wahrscheinlich ohnehin ausgeschlossen.

Nix geht ohne Meisterschaften

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Ob Poetry Slam-Wettbewerb (Poetenschlamm), Miss Univer-sal, Klagenfurter Wettlesen, Blasmusikconcours, Büchner-Preis oder Kaninchen-Ausstel-lung: Es ist immer dasselbe. Eine Orgie des Superlativs: Wer hat den schönsten (Goldfisch), die grösste (Wampe), den längsten (Atem), den dicksten (Schlitten) den herzigsten (Osterhasen)? Wer grölt am lautesten (Arische Jugend), wer schreibt am besten (J. M. Simmel), wer spuckt am weitesten (?) und wer verdient am meisten (Joanne K. Rowling)? Mein Wettbewerbsvorschlag. Wer schweigt am besten?

Das Böse und die Morde von Rupperswil

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Kommentar von AZ-Autor Christoph Bopp
Sie finden ihn hier als PDF-Dokument aufgeschaltet. Sehr lesenswert.

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«Na Sdarowje»: Noch einmal 6 Jahre Putin

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Ob mit oder ohne Wahlbetrug. Er ist gewählt. Viele Russen schei-nen ihn zu mögen. Und da vor allem seine protzige bis putzige Entourage. Glorreiches Russia, waffenstrotzend und vermutlich sich zu Tode rüstend wie damals die UdSSR schon einmal. 
Dazu hier ein Auszug aus einem NZZ-Gastkommentar «Russland probt den ersten hybriden Welt-krieg» von dem russischen Soziologen Igor Eidmann als angefügte PDF-Datei.

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