Querbeet

General-Anzeiger Brugg und Rundschau:
«Querbeet» vom 7. März 2024
«Zum internationalen Tag der Frau»

Wie schon erwähnt, wiederholt sich der «Internationale Tag der Frau» mit den sinnreichen Forderungen nach konkreter rechtlicher Gleichstellung und mit anderen Begehren.

Und gegen Gewalt an Frauen, gleich welcher Art. Keine Einwände. Das fehlte noch. Traurig genug, dass es einen «Tag der Frau» überhaupt geben muss.

Überhaupt, sind diese «Tage des … oder der …» nicht generell fragwürdig? Zum Beispiel am 15. Februar: «Tag des Regenwurms». Kein Witz. Oder heute am 7. März: «Tag der Lehrer» in Albanien. Ohne Lehrerinnen? Siehe wieder Tag der Frau.

Am 2. Juni: «Ich liebe meinen Zahnarzt-Tag»; und für die Stubentiger, am 8. August der «Weltkatzentag», sympathisch zwar; aber zwei Tage später der «Tag gegen Hexenwahn». Auch sehr frauenfreundlich.

Dann am 19. September: «Sprich-wie-ein-Pirat-Tag.» Mit Enter-Gebrüll und Sea-Shanties? Und ausgerechnet an meinem Geburtstag ein «Weltvegetariertag» mit Hymnen auf Salate. Muss das sein? Gefallen tut aber am 3. November der «Welttag des Mannes», notabene als Symbol ausgleichender Gerechtigkeit zum 8. März.

Und somit, verzeihen Sie die Seitenpfade, sind wir wieder beim «Internationalen Tag der Frau». Aber warum eigentlich nur eine? Es sind doch Millionen von Frauen, die bei gleicher Arbeit weniger Lohn als die Männer beziehen, wenn überhaupt. Und es sind auch Millionen, die belästigt werden oder zuhause Gewalt ausgesetzt sind.

Denn es müsste gemäss Europarat klar sein, dass «Menschenrechte universell sind, und jede Form von Diskriminierung, Sexismus und Rassismus zu bekämpfen ist.» Das sei aber nicht Usanz, weder in der Politik, den Medien, im Geschäftsleben, Sport noch in der Kultur. Und schon gar nicht für Frauen.

Stimmt leider. Darum würde ich das Verhältnis zwischen Frau und Mann am Welt-frauentag gerne etwas entspannen. Denn beide bieten Stoff für sanfte Ironie. So gäbe es Frauen, denen verhelfe ein goldenes Fusskettchen zu mehr Selbstvertrauen. Bei Männern ist es die ROLEX. Oder Frauen seien vielschichtig und Männer einfältig. Aber Falten kriegen beide.


Kommentare (1)

Ernst Bannwart am 07.03.2024 15:36

Lieber Valentin
da hast Du Dir glatt eine Schachtel Cailler Femina verdient! Subtil, spritzig, witzig und - ganz ungewohnt - ohne die leiseste Ironie zwischen den Zeilen. Die «Tage des ... » sind ja eine überaus kuriose Auslegeordnung. Aber wieder mal typisch ist, dass es für uns weltverbessernden Kolumnisten noch keinen solchen gibt! Soviel zu unserer Diskriminierung :). Ich mache dann einfach mal einen «Tag der geschlossenen Tür» und lade alle dazu ein.

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