Kritik

Premio Masciadri 2020:
«So fühlt man Absicht,
und man ist verstimmt.»

Dieses Zitat aus Goethes «Torquato Tasso», könnte in diesem Falle ein Resümee von Szenen literarischer Umtriebigkeiten sein, welche unser Kulturleben hin und wieder heimsuchen.

Der Journalist Roman Bucheli, stellvertretender Ressortleiter im Feuilleton der «Neuen Zürcher Zeitung», erhält als Anerkennung seines literaturkritischen Schaffens den Premio Masciadri 2020. Er sei ihm gegönnt.

Der Namenspatron dieses Preises, Virgilio Rinaldo Masciadri (* 23. 11.63, † 8. Mai 2014, Bild links), war ein Schweizer Altphilologe, Lyriker, Schrift-steller und Lektor.


Man würdige mit dem exquisiten Preis Roman Bucheli «als meisterhaften Vermittler von Literatur und sein mutiges Einstehen für die Lyrik.» So sei ihm «das Gedicht ein Klangbild, welches die feinen Erschütterungen seiner Zeit abbilde.» Nun ja, man kann das so sehen.

Vermerkt sei hier noch, dass der Premio Masciadri in Erinnerung an den Altphilologen und Lyriker Virgilio Masciadri (1963–2014) geschaffen wurde. Und dass er im Rahmen des Festivals Seetaler Poesiesommer alljährlich verliehen würde. Das geht in Ordnung.

Aber dann liest man auch jene Passage in der NZZ, welche die literarischen Inter-essenlagen und die Tempelbezirke der feuilletonistischen Hohepriester abbildet.

Und dass zu den bisherigen Preisträgern der Lyriker Leonardo Tonini (Italien) oder der Dichter, Übersetzer und Verleger Jonas Ellerström (Schweden) gehören. Nichts gegen sie einzuwenden. Wer sie kennt, möge die Hand erheben.

So weit so gut. Und doch fehlt da was. Dass nämlich dem Autor Max Dohner als erstem Schweizer dieser Preis letztes Jahr am 6. November 2019 überreicht worden ist. Zu Recht.

Ist dieser Vorgang nun bewusst verschwiegen und gesteuert worden, oder darf man naiv schlichte Unkenntnis vermuten? Ich plädiere für das Erstgenannte. Und für das unvollständige Tasso-Zitat: «So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.»

Kommentare (2)

Marianne Binder-Keller am 02.08.2020 16:15

Genau. Max Dohner hat den Preis auch erhalten. Nachträglich herzliche Gratulation.

Beat Schirmer am 01.08.2020 09:06

Nebenbei bemerkt: Virgilios Schwester Cornelia Masciadri (Mezzosopranistin) und ihr Mann Martin Strebel beitreiben in Hunzenschwil ein Atelier für Buch- und Papierrestaurierung.

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