Kritik

Nachtrag SP Aargau:
Gander oder Gender?

Obwohl «ein garstig Lied», hier etwas Politik. Was Gender bedeuten kann, weiss man wahrscheinlich. Aber ein Gander oder Ganter? Genau, eine männliche Gans. Keine Bange, ist nur ein Wortspiel. Kein Spiel mehr, sondern seit Jahrzehnten ein Dauervorglühkerze ist allerdings die Fundamental-Querele um die Frauenfrage in der Sozialdemokratie.

Denn laut SP Co-Fraktionspräsidentin Claudia Rohrer habe die Parteispitze versagt. Sie weiss das. Wie fundiert, wissen wir nicht.  Die Geschlechterfrage drohe die ehemalige Arbeiterpartei zu spalten. Sie habe es versäumt, die Frauenfrage als primäres Auswahlkriterium zu sehen.

Hiesse das nun logisch abgeleitet, dass Frausein oder Mannsein als relevantes Qualitätsmerkmal für ein Regierungsratsmandat gelten soll? Ist es aber nicht. Da gibt's wesentlichere. 

Dann schon eher ein Zeichen mehr für feminazentrische Wirrnisse in Frau Rohrers Geisteswelt ist der Hinweis, dass ein Mann wie Dieter Egli, der explizit für die Gleichstellung, sich also für eine Selbstverständlichkeit verwendet, für die es keiner deklaratorischen Sonderleistung bedarf, dass dieser Kandidat zugunsten einer Kandidatin sich hätte zurückhalten sollen.

Man ist versucht von einer umgedrehten, um nicht zu sagen von einer verdrehten Quotenregelung zu schreiben. Wenn die Partei gespalten wird – ein altes Lied in der SP – , dann wird sie es, weil die Genderfrage unverhältnismässig hochgetrieben wird.

Und wenn dann Frau Rohrer noch die Führungsverantwortung der Parteileitung anmahnt, welche eine solche «Kandidatur richtig aufgleisen» soll, regt sich dann nicht leise der Verdacht, sie solle sie «präformativ» manipulieren?

Schon beinahe an Verrat grenzt dann zudem ihr Blick in den Spiegel, der ihr rät, eine weibliche Kandidatur zu unterstützen, in diesem Fall dann halt eine Grüne?

Zu meiner Zeit als Kantonalsekretär (1982 bis 1987) hätte man Frau Rohrer empfohlen, die Partei zu wechseln. Oder ihr Weltbild zischen Gander und Gender zu justieren.


Kommentare (4)

Werner Keller am 28.04.2020 14:48

Brillant-witzige Durchführung einer Exposition, die schon lange ad acta
gelegt werden müsste. Dies mit siebenstelligen Kosteneinsparungen
für pseudowissenschaftliche universitäre Betriebsamkeiten.

Pirmin Meier am 27.04.2020 11:46

Kurt Dubach aus Menziken, im Verfassungsrat mit den jeweils linksten Anträgen hervorgetreten, jagte es "den Nuggi raus", als im Zusammenhang mit den Regierungsratswahlen in den 1990er Jahren Kurt Wernli parteiintern gegen die bei weiter schlechter ausgewiesene Ursula Padrutt weichen musste. Meine Schreibweise im obigen Artikel enthält aber einen Fehler: Es muss "Wohlstands-Feminismus" heissen, nicht "Wohlstands-Eminismus" (technischer Verschreiber). Derzeit fällt es auf, dass in relativ kritischern Situationen geschmäcklerische "Gender"-Fragen nicht im Vordergrund stehen können. Dies heisst überhaupt nicht, dass es nicht eine Frau sein könnte, die jetzt "ihren Mann" zu stellen hätte, siehe einst Golda Meir in Israel oder gar die brutale Thatcher in Grossbritannien. Auch in der Schweiz gab und gibt es starke Frauen; aber es war wohl schon immer unbestritten, dass Frau-Sein allein nun mal nicht genügt, und die Frage, wer den besseren politischen Leistungsausweis habe, gerade in einem kantonalen Parlament jenseits von Geschlecht durchaus verifizierbar ist. Bei der CVP Aargau, der ich über Jahrzehnte (als einstiger Redaktor des "Aargauer Volksblattes") verbunden war, heute bei den Veteranen des Verfassungsrates, scheinen mir die beiden Nationalrätinnen die heute stärksten Politpersonen zu sein. Über Regierungsrat Dieth bin ich im Zusammenhang mit sehr ungeschicktem Agieren in der Affäre um die Verhaftung und Psychiatrie-Internierung eines in der Corona-Frage "andersdenkenden" Arztes einigermassen enttäuscht. Das Vorgehen war, was ich hier aber nicht mit einem zusätzlichen Aufsatz dartun kann, auf jeden Fall falsch. Schon allein im Hinblick auf die Gefahr eines Justizirrtums hätte man einen Arzt, dessen Existenz man mit einem solchen Vorgehen unter Umständen ruiniert, auf keinen Fall in eine kantonale Klinik bringen dürfen. Überdies erinnert mich die Sache noch an die Festnahme des Arztes und Philosophen Ignaz Paul Vital Troxler in Luzern aufgrund von Kritik am kantonalen Sanitätsrat. Wobei Troxler jeweils seine Kritik ebenfalls unproportional polemisch angebracht hat, ähnlich wie 1528 Paracelsus in Basel. Diese ärztlichen Genies hätte man beide - bös gemeint - psychiatrisch internieren können.

Peter Haudenschhild am 27.04.2020 11:23

Wie immer, scharf und sinnig, scharfsinnig. Eine Freude!

Pirmin Meier am 27.04.2020 11:13

Die ganze Geschichte begann vor bald 3 Jahrzehnten mit dem Parteiausschluss eines der profiliertesten Sozialdemokraten in der neueren Geschichte des SP Aargau, wie ich diesen noch als bei weitem gewichtigsten und parlamentarisch erfolgreichsten Verfassungsrat der SP kennengelernt hatte, notabene Fraktionspräsident, brillanter Rhetoriker, immer supergut vorbereitet: Kurt Wernli, Arbeitersohn aus Windisch, aus völlig klassischer SP-Tradition. Wohl unnötig zu sagen, dass ich und natürlich auch andere, etwa der damalige freisinnige Fraktionspräsident Dr. Samuel Siegrist, mit dem stärker etatistisch gesonnnenen Wernli manchmal dramatisch kontroverse Rededuelle geführt haben, was aber kollegiale Gespräche mit Kaffee und Gipfeli im Rekreationsraum des Parlaments nie ausgeschlossen hat. Dass dieser wohlverstanden politisch ehrgeizige Wernli, der vielleicht auch diese oder jene menschliche Schwäche gehabt haben mag, dann aber rein aus Geschlechtsgründen im Gegensatz zu einem total "unproletarischen" politischen Leichtgewicht namens Padrutt nicht in den Regierungsrat kandidieren durfe, war gerade dem relativ linksten einstigen Verfassungsrat, Kurt Dubach aus Menziken (ebenfalls ein Mann mit politischer Kultur) schon damals zu viel des politisch unbedarften Wohlstands-Feminismus, weswegen er sich auch nach dem Parteiausschluss Wernlis für den hochverdienten Kollegen verwendete. Ob Wernli als Regierungsrat immer alles richtig gemacht habe, möchte ich als ehemaliger Verfassungsrat (Wernli korrigierte später noch stark bei den Volksrechten) zwar offen lassen, obwohl eines dabei bleibt: Er war und ist ein hervorragender, im besten Sinn heimatverbundener Aargauer, nicht zuletzt die Verbindungen zum Grossraum Windisch - Brugg - Schinznach betreffend und übrigens auch die aargauische Bildungspolitik, wiewohl ich die faktische Verschlechterung der Bezirksschule heute noch bedaure, bin in diesen Fragen nun mal ein Bildungsfossil alter Schule. Es bleibt aber dabei: Mit Arthur Schmid, Louis Lang, Silvio Bircher (vor allem gut in Staatskunde), Kurt Wernli und zuletzt Urs Hofmann gab es in der SP Aargau eindrückliche Repräsentanten politischer Kultur, die auch ausserhalb ihrer Partei verdientes Ansehen gewonnen haben. Gerne hoffe ich, dass es Arthur Schmid und Kurt Wernli den Umständen entsprechend gesundheitlich gut gehen möge, freue mich darüber hinaus, dass mein für mich über Jahrzehnte immer anregender Kollege Silvio Bircher noch bald mal in dem Vernehmen nach guter gesundheitlicher Verfassung den 75. Geburtstag feiern darf. Ich halte das Erfahrungspotential dieser Polit-Generation, zu der ich zum Beispiel Alt-Regierungsrat und Alt-Nationalrat Dr. Ulrich Siegrist (ex SVP), Alt-Regierungsrat und Altständerat Dr. Thomas Pfisterer und die beiden CVP-Parlamentarier-Fossilien Julius Binder und Anton Keller zähle, für alles andere als einen politischen Luxus. Als Seniorenpolitiker hat sich seinerzeit auch der SVP-Altständerat und Altnationalrat Max Reimann aus dem Fricktal durchaus Verdienste in Sachen vernünftiger Sachpolitik erworben. Natürlich gab und gibt es auch gute Politikerinnen, wiewohl etwa Christine Egerszegy von ihrem nachmaligen Parteipräsidenten Philipp Müller schon mal als "linke Tante" denunziert wurde, so wie andererseits die Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel (CVP) parteiintern wie ihre Kollegin Marianne Binder-Keller eher dem rechten bzw. realpolitischen Parteiflügel zugeordnet. Von Bedeutung bleibt nun mal aber der Faktor Erfahrung, was Kurt Wernli in seiner Amtszeit als Regierungsrat durchaus zugute kam. Weil er parteilos war, brachte er, sogar im linken Sinne, Vorlagen durch, die man ihm vielleicht als Parteimann nicht hätte durchgehen lassen. Kam dazu, dass Wernlis Frau Elisabeth für linke Frauenanliegen nicht nur ansprechbar war, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in solchen Sachen auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss wohl geltend zu machen wusste.

Allotria pontis

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Schulleiter wird dort Gerhard Müller.

Als E-mailist bildstark und bekannt,

Hat er nahöstlich sich voll verrannt.

 

Die Fama schleicht durch die kleine Stadt:

Man fände diese Wahl gar nicht glatt.

Denn hier, wie einst im grünen Baden,

Will Groll und Unmut sich entladen.

 

Manche müssen sich jetzt erst mal setzen.

Man hört aus der Gespräche Fetzen

Viel Gelächter, aber auch Entsetzen.

 

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Damit Gefühl als auch Verstand verführt

Und so Pandoras Päckchen aufgeschnürt?

Allotria Argoviae

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