Kritik

Death-Lines für Head-Lines.

Dass Headlines Inhalte bis zur Unerträglichkeit vereinfachen und volksdümmlich zuspitzen, gilt in vielen Fällen als Usanz, ja gar als state of the art. Das mag journalistisch hingehen. Ob sie guten Geschmack und Sprachgefühl erkennen lassen, lässt sich an ein paar Beispielen leicht widerlegen.


Die Belege

Erste Corona-Tote in der Schweiz: «In der Nacht hat sich ihr Zustand brutal verschlechtert».
Es scheint auch das sprachliche Niveau brutal gelitten zu haben.

Corona-Virus lässt Unternehmen zittern oder jubeln.
Espenlaub und Te Deum auf den Chefetagen? Sprachlich kriegt man gleichwohl Schüttelfrost und jubelt ganz sicher nicht.

Drohendes Horrorszenario: «Bei Geisterspielen oder Abbruch der Meisterschaft verliert der Club über 120'000 Franken».
Horrorszenario im Fussball? Ja, was sind dagegen dann die Warfare-Scenes im Nahen und Mittleren Osten? Armageddon oder doch bloss ein Computerspiel für Vollpfosten- Sofakrieger?

Küchenchefin bei Tag, Tortenbäckerin bei Nacht: Wie eine Aargauerin die Gourmetwelt aufmischt. Jetzt mal klargestellt: Lässt sich jemand in der Gourmetwelt aufmischen? Der delikate Gast ganz sicher nicht. Der will doch kein Gemisch auf dem gepflegten Tisch; und das schon gar nicht inmitten einer gemischten Runde von Fastfoodern und Red Bull-Abhängigen.

Coronarvirus erreicht Thomas Gottschalk. Um Himmels Willen, den Thomi hat's erwischt. Nein, falsch. Es wird bloss eine seiner seichten Shows in den November verschoben.


Kommentare (0)

Kommentar von Ernst Bannwart


So hat halt jeder seine Noethe,

viral und auch real, selbst Goethe

und dichtet trotzdem munter fort

wie der EB zum Thema Wort

 

Der Vers liegt bei, nicht weil er muss

nur zum persönlichen Genuss

und allenfalls zum Kritisieren

nur vorerst nicht zum publizieren

weil für den Nebi erst bestimmt

vorausgesetzt, dass der es nimmt

 

So wasch in Unschuld ich die Hände

wünsch Dir ein schönes Wochenende

und weiterhin auch frohes Dichten

denn Viren lieben dies mitnichten

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