Kritik

Die verlorenen Gesichter

Um die verlorene Seelen da oben geht es dieses Mal nur bedingt. Ist primär Sache des Strafrechtes, des guten Geschmacks und der Zivilcourage. Dennoch: In letzter Zeit wieder vermehrt aufgefallen sind die anonymen «vermummten» Kommentare in den Medien gegen Sozialmissbrauch, Kampfflugzeuge, Bau- und Nutzungs-ordnung oder gegen das sogenannte Asylchaos. Und das alles unter phantasie-vollen Decknamen. Die aber reizen einmal mehr zu einer grundsätzlichen Replik. Hier bitte die Beispiele:

So schreibt ein tw64 von «Hosen runter lassen«. Und das im Januar. Ein Johann S. fragt, ob «B. St. ein Wichtigtuer sei». Ein user10928 vermutet, das Departement liege in «kompetenten» SVP-Händen.

Ein anderer user16764 möchte, dass auf solche Asylgesuche nicht eingegangen werde. Persy2011 geht die Geschichte gewaltig auf die Nerven. Spielverderber antwortet Persy2011. Ebenso Kuki.

Dann fragt Bl32 eine Frau H., was sie da zusammenschwatze. Und Kasimir möchte jemand nach Russland schicken. Und auch der Armer Alter darf nicht fehlen. Der ist ohnehin eine graphomane Sonderausgabe.

Soweit die Realsatire. Hier interessiert allerdings nicht, was die elektrisierten Leserbriefverfasser an Fassungs- und Bedeutungslosem in den elektronischen Medien von A bis Z verbreiten. Denn in der Regel ist es erst dort zu finden, wo man nach einem Abstieg von jenem geistigen Parterre die Treppe hinunter im finsteren Keller der Ressentiments und des Wutbürgergewürges angelangt ist.

Also bitte, ganz klar, die Lektüre lohnt nicht. Die Beiträge sind zu voreilig, zu oberflächlich und stilistisch nicht selten eine dreiste Zumutung.

Eine schroffe Herausforderung ist zudem die Tatsache, dass es in den Medien immer noch möglich ist, anonym und gesichtslos sein Ärger-Strychnin (Brechnuss) und sein Zorn-Aconitin (Eisenhut) zu verspritzen.

Grundsätzlich also dies. Wer sich öffentlich äussert, tut dies mit vollem Namen, Bild und Wohnort oder gar nicht. Alles andere ist Feigheit und zu unterlassen. Und wie wär's für jeden Eintrag mit einem Eintrittsgeld von CHF 0.50? Wer schriebe dann noch?

Und wenn wir schon mal dabei sind: Vermummung ist ungehörig, schwarzer Block und Islam hin oder her. Wer sein Gesicht nicht zeigen kann, wird es verlieren.


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Stilistische Preziosen und andere verbale Vergehen

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Später wieder mehr.


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