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Drei Könige im Kuchen-Abendland

Auch er ist, wie Weihnachten und Neujahr, schon wieder vergangen, unser Drei-Königstag, mit dem wir die Hoffnung verbunden haben, für einen Tag eine Kartonkrone auf dem Kopf tragen und die Familie herumkommandieren zu dürfen.

Also heisst das für das erwählte Menschenkind dann nix Küchenhilfe, nix Abwasch, nix Zimmer aufräumen und Fernsehen ad libitum, währen die Eltern in die Schlafkammer verbannt werden, wo sie allerdings anderen Vergnügungen frönen dürfen.

Doch eine Frage bleibt trotz Kinderfreuden: Waren das nun drei Könige, drei Weisen aus dem Morgenland (Sorgen- und Mordenland?), drei Astronomen oder weit trostloser, drei Astrologen? Ach so, Sie kennen den Unterschied nicht? Astronomie ist eine exakte Wissenschaft mit reichlich Mathematik, Astrologie ist ein spekulativ konfuses Herumdeuteln mit Hilfe von Planeten-Konstellationen und fragwürdig phantasievollen Axiomen: «Madame Etoile» und so weiter. Erfindungsreich, aber eigentlich gar nix wert.

Oder waren es damals doch bloss kamelreitende orientalische Teppichhändler auf der Suche nach einem Vier-Sternehotel? Die haben schliesslich im Hotelstall die weltgeschichtlichen Konsequenzen dieser Ikone auch nicht erkennen können.

Wie denn auch? Man hat schliesslich in den 1920er-Jahren die verhängnisvolle Bedeutung der künftigen Diktatoren auch nicht geahnt. Aber immerhin hat die drei Kaufleute, was immer sie vielleicht auch noch waren, das Elend mit diesem Zimmermann aus Judäa und seiner Frau mit diesem Neugeborenen berührt und sie ein wenig mit Brot, Datteln und mit ein paar Münzen beschenkt.

Irgendwie doch vorbildlich; so ein wenig nach den Maximen der sozialen Marktwirt-schaft, wo die reichen Krisen-Profiteure ihre Übergewinne eigentlich den Armen vermachen könnten, folglich «La grande Illusion» pflegen und ihr nicht vorhandenes schlechte Gewissen in eine Wohltätigkeitsgeste eines Almoseniers umwandeln müssten.


Kommentare (2)

Conrad Waldmeier-Schuppli am 07.01.2024 08:54

Sehr geehrter Herr Guillaume
Ich pflichte Ihnen in jedem Punkte bei, vor allem jenem der geschäftigen Bäckermeister. Ist wie mit dem Muttertag, den die Blumenhändler lanciert hatten.

André Guillaume am 06.01.2024 19:00

Der Dreikönigskuchen mit der spröden Plastikfigur ist eine erfolgreiche "Reanimation" eines uralten Brauchtums durch die geschäftstüchtige helvetische Bäckerzunft vor rund 70 Jahren. Das kurzzeitige Herumkommandieren mit der schäbigen Kartonkrone auf dem Haupt ist in der mehr oder weniger republikanischen Schweiz nicht nur bei Kindern beliebt. Jedem sei sein kleiner Autokrat auf Zeit gegönnt!
Heimlich beneiden wir königslosen Basisdemokraten doch die Dänen, Schweden und Engländer um Glanz, Gloria und Skandale ihrer Königshäuser. Als Ersatz suchen wir alljährlich verbissen nach dem verborgenen Regent im Teig, begleitet von unserer heimlichen Angst, diesen zu verschlucken und somit auf die Krone verzichten zu müssen. En Guete - mit oder ohne
Plastik zwischen den Zähnen!

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Etwas EISENBAHN-NOSTALGIE.

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