Satiren

«Oberholzer»: Sechster Versand

Nach wie vor: Schweigen ist nicht Oberholzers Sache. Er sagt, was er denkt und denkt, bevor er was sagt. Er gilt, siehe 50-er-Note von 1911, als die berüchtigte Axt im Walde.

08.06.2023: 
6. Juni 2023, im Zug von Basel nach Brugg. Dort sitzt Oberholzer in der 1. Klasse, dies aus purer Notwehr gegen 2-klassige akustische Pollution. Etwa sieben Sitzreihen weiter vorne ein Damenkranz, eindeutig aus Zürich - den Dialekt erkennt man sofort - mit einer lautstarken Gesprächsdomina. Sie erörtern Geschäftsinterna, hörbar für den ganzen Wagon. Zwei Fahrgäste wechseln ihn leicht irritiert. Oberholzer folgt ihnen, vorbei an den Gesprächigen und bittet sie im Vorbeigehen doch über ihr Geschäft etwas leiser zu sprechen. Es müssten ja nicht alle Anwesenden wissen, dass der CEO und auch der Personalchef ... Biep ... seien.


07.06.2023: NZZ

«Die Schriftstellerin Ruth Schweikert ist (erst) 57-jährig in Zürich gestorben.»
Ob der Nekrologist Roman Bucheli richtig liegt, wenn er andeutet, dass «es manche gäbe, die sich in der Kunst im eigenen Labyrinth grandios verlaufen können, aber nur sehr wenige, die wie Ruth Schweikert zugleich die Kunst des Verlaufens magistral beherrschten,» das wäre noch zusammen mit Tristram Shandy zu prüfen. In einem Punkt würde Oberholzer ihr hingegen jeden Tag beipflichten, wenn das persönlich noch möglich wäre: Schreiben heisst Widerstand leisten.


04.06.2023: NZZ
«An der katholischen Kirche verzweifelt: Karin Iten tritt als Beauftragte für Miss-brauchsfälle im Bistum Chur zurück.»
Sie begründet das auch. Die katholische Kirche habe ungelöste Probleme rund um Macht und Sexualität. Ich würde ihr antworten: Nicht nur das. Denn Petri Gebäude ist auf dem Flugsand von Illusionen und Dogmen gebaut. Als ausgewiesene Agnostikerin und scharfe Kritikerin «des toxischen Systems Kirche», hätte das Frau Iten eigentlich wissen müssen und gar nicht erst eintreten sollen, um dann den fehlbaren Priestern an deren Kragen gehen zu wollen. Immerhin kehrt sie ihnen jetzt den Rücken zu, der diese Bürde ohne Würde nicht mehr tragen konnte.


02.06.2023: AZ
Er sagt Sätze wie: «Wenn ich aber die Zeitungen öffne, scheint nur noch die EU zu existieren. Obwohl sie ein Auslaufmodell ist. Die EU geht den Bach runter. Selbst Deutschland ist aus meiner Sicht verloren, wenn es noch lange so weiterwurstelt.» Oder: «Zu viele Köche verderben den Brei. Wir müssen mit einer Stimme sprechen.»
Ja, womit den sonst? Mit den Händen? Und wer spricht so? Es ist der Grossmeister der Plattitüden und Allgemeinplätze, Stephan Rietiker. Er tut dies nicht etwa als Präsident von «Pro Logorrhoe», sondern von «Pro Schweiz», der Auns-Nachfolgerin. Oberholzer wird gespannt sein, was in diesem Club noch alles gewurstelt und den Bach runter fliessen wird.
Siehe auch: https://www.valentin-trentin.ch/index.php?article_id=1428


01.06.2023: AZ: Baden-Balladen 90 von Simon Libsig
Mann, Libsig. Deine Verse sind sowas von schlecht; Oberholzer muss die Ambulanz rufen, Careteam und psychosoziale Betreuung anfordern.


01.06.2023: Xavier Bettel, Premierminister von Luxemburg
«Man kann sich nicht auswählen, schwul oder lesbisch zu sein. Aber man kann wählen, homophob zu sein oder nicht.» Das ist Oberholzer nicht, aber auch nicht homophil.
Ihm ist es schlicht scheissegal, ob jemand Bananen den Feigen vorzieht, keine Früchte mag, veganen Sex propagiert, oder Ornithologie nur so als Hobby betreibt. Hauptsache, die lassen ihn mit der Genderei in Ruhe.


31.05.2023: Daniel Hellmann
«Der Mensch ist nicht das Zentrum des Universums.» Das mag ja sein. Aber ohne erkennendes Subjekt Mensch wäre das Objekt Universum gar nie erkannt worden. Oder philosophieren vegane Kühe täglich über kosmologische Fragen? Nicht gerade hell. Mann. Oberholzer empfiehlt: Wieder mal Schopenhauer lesen!


30.05.23: Schluss mit «Deville»
In der Tat. Und wie war er? Oberholzer weiss es nicht. Hat's nie angeschaut. In der AZ lässt Deville zum Finale aber folgenden Satz vom Lastwagen fallen. «Heute knallt es auf Youtube und TikTok im Sekundentakt.» Wie wahr. Wer sowas permanent anschaut, muss einen Knall haben. Oder rast damit hinterm Steuerrad zum nächsten Crash.


29.05.23: Letzte Generation (LG)
Oberholzer fühlt sich an Churchill erinnert: «Never in the field of human conflict was so much owed by so many to so few.» Zu deutsch: Noch nie in der Geschichte menschlicher Konflikte hatten so viele so wenigen so viel zu verdanken. Für die LG gilt dann eher: Noch nie haben so wenige so vielen so viel Ärger verpasst.


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