Querbeet
«Querbeet» im GA vom 23. Dezember 2021
«Dezember und die Katzen»
Warum eigentlich heisst unser zwölfter Monat Dezember, also zehnter Monat, von lat. decimus mensis?
Ganz einfach, weil das römische Jahr im März anfing, und somit der Sept. zum 7., der Okt. zum 8. und der Nov. zum 9. Monat wurden. Daher heisst unser zwölfter Monat eben nicht Duodezember (duodecimus mensis).
Auf Januar bis August sei jetzt aber nicht eingegangen, sondern vielmehr auf den Umstand, dass unser gregorianischer Kalender auch schon mal bestritten wurde. Und zwar offiziell am 22. September 1792. An diesem Tag schaffte Frankreichs Nationalkonvent die Monarchie ab und deklarierte zugleich das «Jahr I der Republik» inklusive neuem Kalender.
Der Tag hatte nun 10 Std. zu je 100 Min. à 100 Sekunden. Die neue Stunde wurde 2,4-fach länger. Allen Monaten gab man z. B. von Nov. bis März neue Namen wie Frimaire (Raureifmonat), Nivôse (Schneemonat), der Pluviôse (Regenmonat) und Ventôse (Windmonat). So hätten wir heute am 23. Dez. den 3. Nivôse mit oder ohne Schnee. «Heilig Abend» war, wenn Revolutionäre ihn überhaupt feierten, am 4. Nivôse.
Wie alle Monate hatte auch dieser Nivôse 30 Tage à drei Dekaden. Schluss mit 28. 29. 30. und 31. Überdies verpasste man den Tagen Namen aus Botanik, Fauna, Handwerk, Chemie und anderem mehr. So hiess der heutige Tag, der 3. Nivôse, «Fer» (Tag des Eisens), wobei ein Vorschlag von Fabre d’Églantine, dem Kalendermacher, nicht akzeptiert wurde. Er wollte ihn «Mercure» (Tag des Quecksilbers) nennen. Das war dem Komitee aber zu giftig.
Der 24. Dezember, also der 4. Nivôse, hiess Tag des Kupfers (Cuivre) und nicht Fabres Tag des Bleis (Plomb). Auch das: zu giftig. Und der Weihnachtstag, der 5. Nivôse? Bitte jetzt nicht lachen. Das war der Tag der Katze (Chat).
Sie fragen sich jetzt, was soll das hier einen Tag vor den Festtagen? Vielleicht das: Wie wär’s mit ein paar sanften Revolutionen im Alltag für 2022? Übrigens: «Weihnachten» statt «Katze» kam zurück. Denn Napoleon I. dekretierte 1806 wieder den gregorianischen Kalender. Daher darf ich Ihnen jetzt Stille Weihnachten wünschen, mit und ohne Katzen.
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Kommentare (1)
Chapeau nachträglich noch zu diesem informativen Abstecher in die verbale Zeitrechung!