Kritik

Jetzt wird's gruselig

Was? Schon wieder? Da war doch schon mal was im April. Es nennt sich «Brugggore». Das kalte Gruseln soll zurückkehren.

Und zwar im kommenden Frühling. Als spezialisiertes Schweizer Horrorfilm-Festival. Einmal mehr will man offenbar das Gruseln wiederentdecken. Als durchschauderte es nicht schon längst unseren Alltag. Sie glauben das nicht?

Gut, dann spazieren wir mal zusammen nach Mitternacht ein wenig im Städtchen herum. Oder schauen Sie den «Hygiene-Spaziergängen» der Vakzimbekämpfer zu, kaufen Sie am Samstag in einem Megamarkt ein. Und geniessen Sie den Anblick von Leuten, die stehend essen und mit Mayonnaise und Ketchup herumkleckern.

Ach ja, vergessen wir auch nicht das haarsträubende, von RedBull inspirierte Kamikaze-Gesöff, das sich statt BLACK HORROR nicht nachvollziehbar BLACK HORSE nennt. Da dürfen Sie für Ihren Horror auch Geld ausgeben.

Und ist dieses Jahr mit diesem gespensterhaft volatilen Virus nicht an sich schon ein zureichender Grund des Grauens? Wozu also noch Kintopp? 

Also bitte. Warum jetzt schon wieder dieses «Brugggore» draufgepackt? Warum brauchen wir  denn unbedingt ein «Stück Kultur», eben diesen dreitägigen Horrorfilm-Marathon, eine «Faszination des Gruselns»?

Wozu also sollen wir uns im «Kino Excelsior» noch «Une nuit terrible» (1896) von Georges Méliès, «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens» (1922) von F. W. Murnau und «Cadaver» (2020) von Jarand Herdal beschaudern lassen?

Ja, warum denn nicht? Aber Moment, was ist danach? Dann verlässt man das Kino in den Nieselregen des Alltags, in den Gefrierfrost eines Wintersonntages ohne Schnee oder am Montag dann in die Wüsten des Büroalltags. Aber Bitte: Wann's der Körper braucht. Jedem seine Hühnerhaut.

Übrigens mein Gruselfavorit: «Frankenstein Junior» (Originaltitel: Young Franken-stein, 1974) von Mel Brooks. Den schaue ich mir aber coronagerecht zu Hause auf DVD an. Da gibt’s dann auch was zu lachen.

Noch dies rasch. Wer zum «Henker von London» erklärt uns noch die Etymologie von «Brugggore»? UAwg.

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