Querbeet
Schreiben? Wozu überhaupt?
Das anregende Zitat: «Hier steht ein Künstler, ihr habt zugehört, aber gespielt habe ich nur für mich. Sie haben das Recht, Ihre Eindrücke zu schildern. Es gibt eine Wahrheit aus Ihrer Perspektive und eine aus meiner.»
Bitte nicht aufregen. Das war ich nicht. Der das gesagt hat, heisst Ivo Pogorelich. Der wurde auch schon mal laut Christian Berzins als «Beckham der Pianisten» herumgeboten. Ein Genie also? Ob dieses Prädikat für reproduzierende Künstler angemessen ist, überlasse ich jetzt mal gerne der Kritik.
Vielmehr und tiefer berührt hat mich Pogorelichs Aussage: «Es gibt eine Wahrheit aus Ihrer Perspektive und eine aus meiner.» Denn das lässt sich vielleicht auch über das Schreiben sagen. Und da vor allem zu den Antworten auf die Frage, warum man sich das antue? Oder noch unprofessioneller: «Für wen schreiben Sie?»
Warum also? Ganz einfach aus meiner Perspektive betrachtet: Um Inhalten eine Form zu geben, die versucht, einzigartig zu sein und neue ungewohnte Perspektiven zu eröffnen. Zufrieden?
«Ja gut. Aber für wen denn? Wer sind die Leute, die das lesen sollen oder überhaupt lesen wollen?» Da werde ich dann immer etwas harsch. Wer rücksichtsvoll nach dem Publikum und nach dem Zaster und nach Preisen schielen muss, ist zu bedauern.
Und zur Abrundung noch Gottfried Benn: Schreiben, «das ist die unbesoldete Arbeit des Geistes, des Fonds perdu, eine Art Aktion am Sandsack: einseitig, ergebnislos und ohne Partner.»
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Kommentare (1)
Frisch hat seinerseits geschrieben "Wir schreiben nicht, um verstanden zu werden, sondern um zu verstehen". Da bin ich gar nicht einverstanden. Ich muss mich doch um meine Leser kümmern, sonst habe ich bald keine mehr. Und was ist ein Schreiber ohne Leser? Dazu noch dies: Manche Schreiber verstehen erst, was sie denken, wenn sie es niederschreiben. Meine eigene Definition nach einem halben Dutzend Publikationen: "Schreiben ist ein schlecht bezahltes Hobby".