Kritik

Fake News? Oder die Pilatusfrage?

Im Zeitalter der Fakeismus die Frage trotzdem stellen: Was ist Wahrheit? Und gibt es die absolut? Mal schnoddrig deutsch geantwortet: Nööö!

Es gibt Wahrheiten, oder etwas umsichtiger formuliert: Wahrscheinlichkeiten. Wenn allerdings eine deutsche Impfgegnerin im Fernsehen verbreitet, man müsse die «regierenden Impfdiktatoren» alle vor ein Nürnberger Gericht stellen, dann sieht man deutbar, wie Wahrheit in wirren Köpfen entarten kann.

Aber lassen wir das überaus anödende Thema «Impfen oder Nichtimpfen». Das ist hier nicht die Frage. Sondern eben jene von Pilatus: «Was ist Wahrheit?»

Der fundamentale Irrtum, dem auch die Dame im Bildschirm verfallen ist, ist mit der verbreiteten Untugend erklärt, dass Meinung mit Wahrheit verwechselt oder gleichgestellt wird. Oder etwa in der selbstsicheren Antwort von diesem Jesus kulminiert, er sei der Weg und die Wahrheit und das Leben. Aber leider gibt auch die Theorie wenig her. Hier mal drei noch bekanntere:

Korrespondenztheorie: «Veritas est adaequatio intellectus et rei». Wahrheit besteht, wenn erkennender Verstand und Sache übereinstimmen. Beispiel X erzählt mir, Y sei gestorben. Auf der anderen Strassenseite marschiert Y quietschlebendig an uns vorbei. Das Bild der Mona Lisa im Louvre korrespondiert mit dem Schildchen darunter. Es kann daher nicht «la maja desnuda» von Goya sein.

Kohärenztheorie: Wahrheit besteht, wenn kein Widerspruch einer Aussage zum System akzeptierter Aussagen auftritt. Es ist gefährlich, einen nackten Elektrodraht zu berühren, weil als kohärent gilt, dass fliessender Strom lebensgefährlich sein kann.

Empiristische Bildtheorie: Wahrheit besteht, wenn die logische Struktur des Satzes mit dem von ihm abgebildeten Sachverhalt übereinstimmt. Beispiel: Wittgensteins Katze auf der Matte.

Schön, klingt gut. Aber ob jemand lügt oder die Wahheit sagt, lässt sich leider mit Wahrheitstheorien nur mühsam klären.

Da gibt's nur eins: Rationale Recherche und Gegenbeweis: Oder dann eben achselzuckende Gleichgültigkeit, welche in den Satz von Sebastian Brant mündet: «die weltt die will betrogen syn.» (Mundus vult decipi, ergo decipiatur.) Das macht uns ja die Werbung täglich vor. Ich hoffe ohne das «ergo decipiatur» (Also werde sie betrogen.)


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