Querbeet

Wahlen landauf landab:
Viel laue Rhetorik, aber wenig Substanz

Was sind sie nicht alles, unsere Wunderfeen und Kompetenzgranaten auf der Suche nach einem öffentlichen Amt? Glaubt man ihrer Werbung zur Person und zum Programm, aber auch den rekommandierten Leserbriefen, dann erglüht die classe politique mit hohler Rhetorik und mit Feuereifer, die Landschaften erblühen zu lassen. Aber da auch längst nicht alle.

Der Eine sagt, er sei aufrichtig, motivierend und integrierend, diene der Sache mehr als seinem Ego, finde praktikable Lösungen, übernehme Verantwortung und packe selbst an. Allerdings für welche Inhalte genau, das erfahren wir nicht.

Die Andere will eine Liegenschaftsstrategie für die Gemeinde. Sie selber wachse an neuen Aufgaben. Sie wolle die Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen. Ja, und sie habe Visionen für Fusionen und Synergien. Sie sei zudem immer konstruktiv und ziehe mit den Anderen an einem Strang. Allerdings auch hier: Sie bleibt im spekulativ Ungefähren. Und allein, mir fehlt der Glaube.

Oder wir lesen, dass die Stadt sich bewege. Ja wie denn? Kein Satz. Einer schwärmt von notwendiger dynamischer Weiterentwicklung. Wohin? Kein Wort. Mütter und erfahrene und kompetente Fachfrauen sollen es richten. Oder der loyale und äusserst zuverlässige Kandidat mit dem Besen in der Hand. Na immerhin.

Dann ist da noch der politische Marathonläufer, zugleich aber auch ein ruhender Fels. Wie soll das denn gehen? Nicht vergessen sei auch das Energiepaket, der dynamische - schon wieder so ein Dynamo - und innovative Unternehmer, der seine Meinung frei äussere - ja wie denn sonst? - ach so, mit vorbildlicher Kommunikation, denn auf jede Frage wisse er - wie wunderbar und beneidenswert - eine Antwort; so etwa auch für neue Investitionen, die zum Erfolg führen. Zu welchem, sagt er nicht. Aber immerhin über Weichen für die Zukunft.

Meine Frage: Soll man achselzuckend solch hohles Gedröhn ignorieren, «die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden?» Oder durch eine Abwahl. Das wären dann die Vorteile der Auswahl. 


Ein Nachtrag
Man stelle sich mal experimentell vor, ein Kandidat spricht vor seinem Publikum die nachfolgenden Sätze. Oder er lässt sie von seinen politischen Freunden in einem Werbetext öffentlich verkünden:

«Ich lüge selten, und wenn ich es trotzdem müsste, schwiege ich lieber. Ich höre meistens zu, verspreche aber nie etwas. Ich höre auf meine Partei, dies aber nicht in jedem Fall. Ich werde nie alle Details kennen und gebe das auch zu. Ich weiss auch nicht genau, was auf uns zukommt. Ich versuche teamfähig zu sein, behalte mir aber eigene Interpretationen vor. Ich halte mich an Abmachungen, es sei denn, höhere Einsicht lässt mich erkennen, dass sich die Lage verändern wird.»


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