Kritik

Kritik statt Nörgeleien:
Ein Missverständnis

Kritik ist die Kunst, jemandem sanft beizubringen, dass er etwas noch besser machen sollte und könnte. Im Gegensatz zu ihr zielt Nörgelei und Krittelei meist nur auf die Fehler einer Person oder auf die Mängel eines Zustandes und lässt die Besserungspotentiale kläglich vermissen.

Aus den Sickergruben der Ressentiments und in den Brockenstuben der Leserbriefschreiber lässt sich das in unseren Intelligenzblättern entdecken. Zu saloppen Verallgemeinerungen verführen  Sätze wie etwa dieser: «Protestmärsche gegen alles Mögliche und dann aber hopp an die nächste energiefressende Freizeitbeschäftigung»; oder Aussagen wie «Mir persönlich ist’s in den Beizen wohler, wo ich ein Glas Wasser und einen Salat essen kann.» Das Wasser mit Messer und Gabel.

Oder wählen wir diese persönliche Empfehlung: «Gemäss T. B. ist der Hausarrest keine Strafe; da würde ich gerne mal drei Monate Hausarrest für ihn verordnen und ihn danach nochmals fragen.» Zu unserem Glück kann der Leserbriefschreiber das nicht. Aber dafür dann gleich noch einen draufpacken: «Wird dazu eine Stasi eingeführt?» Übertreibung als Stilmittel? Von mir aus. Aber bitte talentierter.

Vielleicht nehmen wir als Schluss noch diese wunderbare Sentenz: «Zum anderen die Klimaleugner: Dieser Begriff ist eine böswillige Erfindung.» Nein ist er nicht. Es gibt sie und es gibt ihn. Er ist bloss falsch, denn geleugnet wird die Klimaerwärmung nicht das Klima an sich.

Fazit: Man müsste generell eine Regel einführen. Wer herummotzt und dauer-quengelt, ist oder wird verpflichtet, Verbesserungsvorschläge zu formulieren. Das würde allerdings die Leserbriefspalten massiv verknappen. Aber mal aufrichtig: Wäre das ein Unglück?


 

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Zitate zum Weglesen: Entgleiste Sprache.

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«Die Schweiz ist kein unterdrückerisches Regime.»
Gewiss nicht, denn man unterhält ein Regime, pflegt es vielleicht oder hat eines am Hals. Aber ein Land an sich ist kein Regime.

«Höhepunkt und Abschuss der beruflichen Laufbahn»
Da grinst Freud über Livia Leus Karriere-Abschluss im Kontext des vermaledeiten Rahmen-vertrags und BR Cassis', der laut AZ kein einfacher Chef sein soll. Man kann nur hoffen, dass im EDA nicht auch noch geschos-sen wird.

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«Dies ist der berührendste, menschlich reifste Roman, den Christian Kracht bislang geschrieben hat. Und der lustigste», sagt ein Denis Scheck. «Nein, ist er nicht», sagen nicht Wenige.

Zwei Drittel der Kritikerzunft überschlagen sich dennoch in Lobespirouetten für seinen neuen Roman «Eurotrash». Ich bleibe auf dem Boden und betone die Verwandtschaft des Romantitels mit seinem Inhalt.

Machen wir es kurz: Stilistisch wenig überzeugend, ja gar voller Fehler und Geholper, inhaltlich im Grunde genommen ein pausenloses seichtes Geschnorr und exzessiv ungepflegt plapperndes Namedropping. Das Buch langweilt spätestens nach zwanzig Seiten mit seinen selbstironisch drapierten Eitelkeiten und seinen repetitiven Taschenspielereien mittels zusammengekleisterter Kettensätzen und willkürlichen Geschichtchen. Und dann diese bockige Mutter: Eine kaum glaubhafte Kunstfigur mit zuviel Kohle.

Und um Himmels Willen: Christian Kracht mit Céline zu vergleichen, das kann man. Aber die Kluft bleibt gleichwohl nicht überbrückbar.

Wenn E-Mails nerven.

20. April 2024

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Salärexzesse? Soziale Abszesse?

12. April 2024

Die Frage sei erlaubt im Zusammenhang mit den exzessiven zweistelligen Millionen-Salären der Kräm de la Kräm der Krämerseelen auf den Teppichetagen.
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KUNST?

2. April 2024

Also, das ist jetzt so. Ich war zur Vernissage geladen. Zwei Künstlerinnen zeigen Installationen. Doch allein schon dieses Wort installiert in mir Vorbehalte.
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