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«Hey du, Metternich!»
Jüngst beklagte sich ein guter Freund über die pandemische Duzerei. Ich denke, teilweise zu Recht. Auch wenn man sich nicht wünscht, dass wir uns förmlich benehmen wie am Wiener Kongress. Er schreibt folgendes:
«Wenn mich nächstens ein Bankbeamter duzt, werde ich ihn fragen, wo wir uns näher kennen gelernt hätten? Militär, Bauernhof, in einem Stall? Aber Moment, der Arme kann ja nichts dafür.»
Offenbar wird das jetzt Usanz. Die beiden Grossbanken wollen laut TA «lockerer werden». Neuer Verhaltens- und Dresscode: Nix Krawatte, dafür Sneakers. Und die CS möchte im Gegensatz zur liquidierten Neuen Aargauer Bank (NAB) ihre Kunden gerne duzen. Das wäre dann ein Grund mehr, die Kantonalbank vorzuziehen.
Mein E-Mail-Freund schreibt dazu noch: «Man sorgt sich vielleicht über den weiteren Verfall der Sitten. Über die Abnahme des Respekts vor Personen, die man nicht näher kennt. Oder überhaupt vor dem Mitmenschen.»
Das hat schon was für sich. Obschon ich nicht grundsätzlich gegen das Duzen eingestellt bin. In der Politik war und ist das Usanz. Das kann bisweilen hilfreich sein, wenn es gilt, ein Problem formloser als üblich zu beseitigen, oder ein Projekt zu beschleunigen.
Aber generell plädiere ich nach wie vor für etwas mehr Distanz, ohne gleich in steifem Formalismus zu ersticken.
Wenn die allgemeine Duzerei allerdings zu einem generalisierten Grobianismus führt, dann verzichte ich gerne und zitiere wieder mal Goethe: «Titel und Orden halten manchen Puff ab im Gedränge.»
Kleine Illustration künftiger Ereignisse am Bankschalter. (Quelle TA)
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Kommentare (1)
Respekt und Anstand hängen weniger an Forme(l)n als an Inhalten. Lieber ein achtungsvolles Du als ein verächtliches Sie.