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Viraler Leidartikel: Keine Osterbotschaft

Nun vielleicht doch noch ein paar Worte zur akuten Lage, die Astrologen, Psychologen, Rabulisten und Zen-Buddhisten angeregt hat, Fragwürdiges zu verbreiten.

Hier finden Sie auch vertiefende und persönliche Kommentare zum Thema Kirche, Tod, Glaube und auch etwas zu Corona.

Was Paul Jandl in der NZZ schrieb, wird es wohl sein: «Das Virus ist nur ein Virus. Es ist eine biologische Entität und keine Metapher»; für was auch immer, ergänze ich gerne.

Zum Exempel für symbolische Befrachtungen. Für «eine Menschheitsallegorie» (Jandl), für das existentielle Verhängnis und jene vielzitierte Erb- und Ursünde der Menschheit, wie sie so beredt von den christlichen Denominationen gehätschelt wird.

Oder drastischer; dies sei nun die Strafe und die Geissel eines rächenden GOtt für unsere Verfehlungen. Jawoll! Verstanden! Auch für die Schändung der Umwelt, für Sodomie, Astrologiegritten, Geldwäscherei, Pestizide in den Mahlzeiten, Steuerhinterziehung, Privatradio, seltsame Triebrichtungen und «SRF bi de Lüt».

In diesem realen Zusammenhang könnte man noch die deistische Abwesenheit Gottes erwähnen, der das Elend und die Verwerflichkeit seiner Schöpfung offenbar zu ignorieren scheint. Da gäbe es denn zwei Auswege: Ein blinder österlicher Trotzdemglaube oder ein robuster Atheismus. Man hat sich zu entscheiden.

Und wem Gott nicht genügt, dem bleibt noch der Teufel, dem «Teil von jener Kraft, die stets das Böse will» und es auch schafft. Und zwar ideenreich belegt durch die Phantasie-Produkte und Fälschungen von 2000 Jahren Theologie und von ihren künstlerischen Bildermeistern, angefangen mit Dantes Inferno, via Peter Brueghels d.Ä. Höllensturz (siehe Bild) und realiter dann zu den Totenkopfverbänden der SS.

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Andere wiederum bemühen Kriegsrhetorik, zeichnen unreflektierte Pestparallelen, oder offerieren jenen ein ungeniessbar pessimistisches Dessert, welche «die Welt schon immer als aus den Fugen geraten» sehen wollten, was in Einzelfällen wie die gegenwärtige USA, China und Russland ja auch stimmen mag, um nur mal die gewichtigeren Nationen zu erwähnen.

Aber nicht genug damit. Denn am Radio flötet ein ZEN-Meister und rät zur inneren Ruhe durch bewusstes Ein- und Ausatmen. Das Feuilleton blüht und glüht. Wirtschaftskoryphäen verfallen in Panik und fürchten um Umsatz und Gewinn. Virologen geraten sich in die gespaltenen Haare. Epidemiologen bestreiten gegenseitig Prognosen. Journalisten stellen zum Teil Fragen, die uns vermuten lassen, «sie gehören nicht zu jenen, die Prometheus aus besserem Tone geformt hat.» (Schopenhauer).

Fazit: Das Irrationale feiert Urstände. Das Rationale kämpft um die Deutungshoheit. Ich selber murmle jeden weiteren Tag in heiterer Isolation zusammen mit Monsieur Du Bois-Reymond, ein schlichtes «ignoramus et ignorabimus». Der Virus ist ein Virus. Auch er wird wie wir alle verschwinden.



Kommentare (10)

Pirmin Meier am 14.04.2020 08:11

Lieber Edi Brugger,
Sie sind die erste Person, der ich zum Ableben einer vom Corona-Virus "mitgetöteten" Angehörigen kondolieren möchte, aus Überzeugung in tiefster Bestätigung Ihrer Zeilen. Im "Himmel" wird, wie der tiefsinnige Theologe Karl Barth darauf hinwies, "nicht mehr geheiratet", weswegen Sie gut und gern wieder zur Ausdrucksweise "meine Frau" zurückkehren durften und entsprechend verwendet haben. Der Meister trauriger Gedichte, Nikolaus Lenau, nannte sich übrigens selber einen "Ex-Menschen".
Unsere Aufgabe bleibt, im Angesicht unserer Sterblichkeit nach Möglichkeit ein wahres, wenigstens wahrhaftiges, Menschsein zu bestätigen. In diesem Sinn drücke ich Ihnen in diesen Tagen meine Verbundenheit aus, auch im Gedenken an die mir zwar persönlich nicht bekannt gewesene Verstorbene. RIP

Edi Brugger am 13.04.2020 11:34

Lieber Pirmin Meier
Es scheint, wir verstehen uns, kleine Unterschiede seien erlaubt, recht gut. Ich bezeichne mich, aus praktischen Gründen, als n-Theist, naturwissenschaftlich orientierter Theist, im Unterschied zu r-Theisten mit reli. Damit vereinfacht sich die Definition des Theos. Vielleicht können wir uns später darüber auslassen.
Nur kurz, meine Frau hat heute früh den Kampf gegen die Coronas verloren. Dieses lange Ende mit progressiver Demenz über fünf Jahre hatte sie nicht verdient und so ist treffender, die Viren haben sie aus einem unwürdigen Zustand befreit.

Pirmin Meier am 13.04.2020 08:03

Lieber Edi Brugger
Eines ist sicher: Obwohl Kathole, der sich nun mal über Ostern wieder mal das Johannesevangelium vorgenommen hat, fühle ich mich Ihnen um Welten näher als zum Beispiel dem Bischof von Limburg, Nachfolger eines berüchtigten Luxus-Vorgängers, der als immerhin nicht abgesetzter Bischof über Ostern eine Lobespredigt auf den Coronavirus gehalten hat, angeblich eine grosse "Chance". Ich besuche auch deswegen kaum, ausser lateinischen Vespern, noch Gottesdienste, weil die Gefahr, bei Predigten Unsinn zu hören, einfach zu gross ist.
Die Kirchen haben als soziale Institutionen in keiner Weise eine Berechtigung, sind auch nicht deswegen gegründet worden, wobei Judas Iskariot freilich Maria Magdalena wegen ihres Gebrauchs wohlduftender Salben als Verschwenderin beschimpft hat, so wie man diese Frau, um ihren Rang als Apostolin zu bestreiten, jeweils als ehemalige Prostituierte hingestellt hat, wozu es aber nicht den geringsten biblischen Hinweis gibt.. Allenfalls könnte man aber in den Pfarrhäusern "Geflüchtete" unterbringen, zumindest die Kriminellen, wenn man schon die Feinde lieben sollte.
Die Funktion der Religion bleibt aber aus meiner Sicht eine andere. Natürlich hat auf seine Weise jeder eine Religion, was man daran erkennte, wenn man einen auf das hin befragt, was ihm "heilig" ist, also dasjenige, was man sich weder nehmen noch gar schänden lässt. Siehe das Problem mit der "Auschwitz-Lüge". Es geht natürlich nicht darum, dass in dieser Sache Unklarheiten bestehen, auch die Zahl der Toten tatsächlich nach unten korrigiert werden musste und es, wie man in Bergamo gesehen hat, bei Krematorien Kapazitätsgrenzen gibt. Was aber nicht in Frage kommt, ist die "Vernütigung" der Opfer, gar die Unterstellung, es hätte sie gar nicht gegeben. Der Philosoph Karl Popper erzählte mir mal von den 16 Angehörigen und Verwandten, die er in einschlägigen Lagern verloren hat. Das Andenken eines jeden Einzelnen, einer jeden Einzelnen war ihm heilig, unbeschadet des Befundes, dass er selber kein gläubiger Jude war.
Die Religion, das bestätigen die ältesten archäologischen Befunde, hat mit unserem Verhältnis zum Tode zu tun.
In Sachen "sozial" ist nachgewiesen, dass etwa eine Mutter Teresa in der Schweiz für ihre absolut nicht sozialarbeitsfähigen Methoden keine Arbeitsbewilligung bekäme. Sie war, zumal bei ihren eingestandenen religiösen Depressionen, trotzdem eine heilige Frau. Selber halte ich mich regelmässig an der Wirkungsstätte der heiligen Schneiderin Marguerite Bays (1815 - 1879) in Siviriez bei Romont auf, einem der eindrücklichsten alten Bauernhäuser in der Region unweit Greyerz. "Der Glaube ist so klein, er hat im kleinsten Fingerhut Platz", sagte sie. Als zwischen 1848 und 1856 der Bischof von Freiburg vertrieben war, repräsentierte sie auf unvergleichlich schlicht Art den Glauben, dies auch noch mit ganz schönen Stickereien, ausserdem erzählte sie, es gab noch keine Kindergärten, den Kindern Geschichten.
Dazu war keine Kirchensteuer nötig, die Bischöfe waren im Vergleich zu ihre ganz kleine und kleinliche Nummern. So geht es nun mal mit dem Heiligen. Es wirkt, wo es will. Verwechseln Sie mich aber bitte nicht mit einem Fundamentalisten.
Ich habe mal einen ausführlichen Artikel publiziert, im Buch "Volksfrömmigkeit in der Schweiz", über das Organisieren von für Heiligsprechungen verlangten Wundern. Zumal auch weil ich ein Kritiker der Kirchensteuer bin, ein viel schwerwiegenderes Problem als die allfällige Nichtexistenz Gottes, wird meine Arbeit auf dem Gebiet der Erforschung von Spiritualität von katholischen Bildungshäusern seit Jahrzehnten boykottiert.

Edi Brugger am 12.04.2020 17:54

Lieber Pirmin Meier.
Danke für die Korrektur. Vielleicht passt besser unzeitgemäss oder einfach veraltet. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn die Steuer durch einen freiwilligen Vereinsbeitrag ersetzt würde, speziell bei jur. Personen. Diesbezüglich sind wir offenbar gleicher Meinung. Es gibt keine ev. oder kath. AG. Es ist höchst unfair, z. B. von einer von einem Juden oder Muslim gegründeten Einzelfirma eine christlich dominierte Steuer einzufordern.
Kein Zweifel, die Kirchen erfüllen einen sich selbst aufgetragenen sozialen Auftrag, genauso wie alle Hilfsorganisationen und Vereine, z. B. Pro Senectute, Pro Juventute, die Pfadi, der Trachtenverein usw.. Als soziale Hilfsorganisation, für die sie sich gerne ausgeben, ist das Resultat jedoch ziemlich kläglich. Kaum 10 % der Steuereinnahmen werden direkt für soziale Werke aufgewendet. Der Hauptteil der Aufwendungen betrifft Löhne die meistens auch unter PR deklariert werden müssten, sowie direkte PR-Aufwendungen und der Erhalt historischer Bauwerke, auch dieser eine permanente PR, oft mit lautstarkem Glockengebimmel. Spez. die kath. Kirche lässt sich ihre "guten Werke" gerne zusätzlich durch freiwillige Spenden über den Klingelbeutel und sanfte Appelle an das Gewissen anlässlich religiöser Rituale "vergüten".
Zu meiner "Ex-". Nein ich habe kein schlechtes Gewissen. Zwei ihrer Neuroärztinnen haben mir seinerzeit empfohlen, mein Leben neu zu organisieren. Seit vier Jahren habe ich eine neue Partnerin, mit der ich auch meine "Ex-" regelmässig besucht habe, solange sie uns noch wahrnehmen konnte und auch noch weiter. Ich habe deswegen auch nie eine negative Reaktion in meinem Umfeld wahrgenommen.

Pirmin Meier am 12.04.2020 16:43

Versöhnlich gemeinte Schlussbemerkung an Kritiker, besonders @Brugger. Der Bischof von Limburg, Nachfolger eines berüchtigten luxusschwelgerischen Vorgängers, hat den "Corona"-Virus in einer Osterpredigt als "Glücksfall der Geschichte" bezeichnet. Meint Unterschied zu @Edi Brugger ist, dass derselbe wohl gar nicht hingegangen wäre, ich hingegen als Hörer während der Predigt aus der Kirche rausgelaufen. In diesem Sinn bestätige ich Ihnen, dass ich Ihnen näher stehe als einem solchen Kirchenoberen.

Pirmin Meier am 12.04.2020 14:49

Nachtrag zu meinen Ausführungen an Edi Brugger: "Das Gesetz über das katholische Kirchenwesen im Kanton Zürich" vom 7. Juli 1963 führte die Kirchensteuer dort also erst vor knapp 57 Jahren ein, hat also nichts mit mittelalterlichen Steuerprivilegien zu tun. Gerade weil ich im Aargauischen Verfassungsrat 1975 zwar vergeblich die vollständige Trennung von Kirche und Staat beantragt habe, möchte ich und muss ich trotzdem darauf aufmerksam machen, dass man über die verfassungsrechtlichen Hintergründe der Verbindungen von Kirche und Staat in einem modernen Verfassungssystem in der Regel viel zu wenig im Bild ist. Entschuldigen Sie bitte diese Kritik.

@Fedier. Die "Empfehlungen" des Bundesrates unterstellen völlig fälschlich, dass die wirtschaftlichen Folgen seiner Entscheidungen die Folgen des Corona-Virus wären. Es sind aber die Folgen von politischen Entscheidungen, die gemäss Jürgen Habermas regelmässig auf der Basis von krass unvollständigem Wissen gefällt wurden, die veröffentlichten Fallzahlen und Totenzahlen (im Hinblick auf die primäre Todesursache) inbegriffen.

Pirmin Meier am 12.04.2020 14:35

Lieber Edi Brugger,
was Sie schreiben, ist in der Tat bewegend, siehe Ihre Frau, die Sie nicht Exfrau nennen sollten, weil Sie doch bis fast zuletzt bei ihr geblieben sind. Dabei schaut aus Ihren Erklärungen schon fast ein Stück schlechtes Gewissen heraus. Die AHV-Gegner von 1947 machten bereits darauf aufmerksam, dass kommende Generationen mehr und mehr in Heimen sterben würden. Eine Folge des Kulturwandels, genau so wie die Formen der Ehe, die schon ein Goethe, "dezidierter Heide", wie er sich nannte, lieber auf die "Gewissensehe" reduziert gesehen hätte. Hoffe selber nie in ein solches Heim mit den bekannten Gefahren der Ansteckung eingeliefert werden. Schon Paracelsus lehnte in seinem "Spitalbuch" diese Art Kasernierung ab. Der Arzt solle zu den Kranken gehen und nicht umgekehrt. "Wo aber Streit in der Ehe ist, da will ich nicht arzten", sagte er auch noch, und dies ist aber glücklicherweise etwas, das Sie gemäss Ihrem Bekenntnis sich nicht als Trennungsgrund vorwerfen müssen. Insofern glaube ich, haben Sie Ihre liebe Frau nicht verlassen.

Sie waren mit Ihrer Frau verheiratet auf der Basis der seit Mai 1875 gültigen Zivilehe. Dem gegenüber gibt es für Katholiken zum Beispiel im Kanton Zürich erst seit den frühen 1860er Jahren Kirchensteuer, ein in diesem Sinn modernes Rechtsinstitut. Das System der Verbindung von Kirche und Staat, das Sie in dieser Form beklagen, ist eine Folge des liberalen Verfassungsstaates, im Aargau seit der von Heinrich Zschokke 1827 in die Wege geleiteten Gesetzgebung, weswegen es wegen einer staatlich gültigen, aber kirchlich ungültigen Cousinenheirat 1833 in Wohlenschwil einen Riesenmais gab: Basis des Kampfes für die Zivilehe, in Griechenland auf Druck der EU erst vor 5 Jahren eingeführt.

Das mit der Kirchensteuer hat nun mal mit göttlicher Strafe, die es so, wie sie diese schildern, nicht gibt, nichts zu tun, sehr wohl aber mit den mit Haken und Ösen verteidigten Privilegien der Landeskirchen. Diese haben wiederum mit Religion als dem nach Pestalozzi Heiligsten in unserem Inneren im Prinzip nichts zu tun. Sage ich als derjenige, der 1975 im AG-Verfassungsrat die vollständige Trennung von Kirche und Staat beantragt hat. Ich kam natürlich nicht durch, weil das gegenwärtige System von den Geistllichen und den Sekretären der Systemkirchen als "ideal" bezeichnet wurde, mit Hinweis auf das relativ unabhängige Verhältnis der reichen katholischen Schweizer Landeskirchen Rom gegenüber. Und die Reformierten sind stolz auf ihre Liberalität im Gegensatz zu den Freikirchlern. Aber natürlich wäre die Ablösung der Kirchensteuer überfällig, wobei ich immerhin der Meinung war, vor 45 Jahren, es brauche dazu eine Übergangsfrist von 50 Jahren, weil sonst nur der Staat zu Mehrkosten kommt. Also eine komplizierte Sache.

Zurück zum heutigen Ostertag! Die heilige Magdalena, zu der Jesus sagte, als ob er Corona-Patient wäre, "Rühr mich nicht an!", zahlte keine Kirchensteuer, wurde aber schon im Jahre 1474 auf Frühneuhochdeutsch "Apostolin" und "Bischöfin" genannt.
Und was die Meinung des Galiläers Jesus über das Heiraten betrifft, so waren, sind und bleiben Sie natürlich mit Ihrer Frau verheiratet, insofern Sie, wie es in der Bibel steht, mal "ein Fleisch" mit ihr waren, was nicht mehr und nicht weniger bedeutet als personale lebenslängliche Verbindung. Hier ist, wie mal ein bedeutender christlicher Schriftsteller formulierte, Reinhold Schneider, "kein Zutritt für keine geistliche und weltliche Jurisdiktion".

Ich wünsche Ihnen im Hinblick auf das Schicksal Ihrer Verbindung viel Kraft, und zwar auch jenseits des von Nietzsche verspotteten angeblich robusten bzw. grobschlächtigen Atheismus derjenigen, "die da herumstehen und nicht an Gott glauben".:Atheist zu sein, wäre, wenigstens gemäss Friedrich Dürrenmatt, eine der theologisch anspruchsvollsten weltanschaulichen Optionen, die es gibt. Gemäss Meister Eckhart ist die Frage nach der Existenz Gottes eigentlich falsch gestellt, siehe noch die Pascalsche Wette. Meister Eckharts Buch der göttlichen Tröstung, 1319 an das Kloster Königsfelden gerichtet, also den Einzugsbereich des Autors Valentin Trentin, setzt voraus, dass es weder für materiellen Verlust noch für den Verlust geliebter Menschen einen angemessenen Trost gibt. Ein religiöser Mensch ist einer erst, wenn er keines Trostes mehr bedarf, womit der von der katholischen Kirche posthum verurteilte Eckhart sich eigentlich nicht weit von der Region des Buddhismus bewegte. Ihr Ärger über das Gelaber von frohen Osterbotschaften an TV und Radio hängt, schlimmer als die Kirchensteuer, wohl mit den Zwangsgebühren zusammen, denen Sie aber im Gegensatz zur Kirchensteuer leider nicht entgehen können. Bei genauerem Hinsehen nähern wir uns mehr und mehr einer Zivilreligion, bei der leider ein Kirchenaustritt nicht mehr möglich ist. Trotz Ablehnung der Kirchensteuer habe ich indes bis jetzt den Kirchenaustritt noch nicht vollzogen, wohl auch, weil ich wenigstens als Kritiker des Systems nicht "verloren gehen" wollte. Jetzt bin aber näher dran als je, zumal es, im Gegensatz zum Jura 1875, als es dort illegale Ostergottesdienste gab, jetzt für mich nicht mal möglich war, wie zum Beispiel im einstigen kommunistischen Untergrund wenigstens an einem illegalen Oster-Gottesdienst teilzunehmen. Dieses Risiko wollen die "Systemkirchen" offenbar nicht auf sich nehmen.

Für Tolstoi, Kritiker von Kirche und Staat, genügte für die Praxis der Religion das Gebet in welchem davon die Rede ist, wir sollten die Schuld anderen zu vergeben so bereit sein, als wir möchten, dass uns unsere eigene Schuld vergeben werden möge. Das sind sehr einfache Sätze. Für die müsste man nicht extra Kirchenmitglied sein.

Wenn Sie für sich sagen können, sie hätten für Ihre Frau getan was Sie nur könnten, müssen Sie sich als gewissenhafter Ehemann über die Gedanken Dritter vermeintlich vielleicht Frommer keinen Ärger machen.

Felix Fedier am 12.04.2020 14:19

Lieber Valentin, Ignoramus et ignorabimus ist der Ausspruch des Physiologen Du Bois-Reymond, der als Ausdruck der Skepsis gegenüber den Erklärungsansprüchen der Naturwissenschaften bekannt geworden ist. Ich halte mich lieber an die Empfehlungen von Daniel Koch, BAG und dem Bundesrat. Dein tägliches Gemurmel kommt mir manchmal vor wie von Pontius zu Pilatus gehen. Trotzdem lese ich deine Kolumnen gerne. Bleibe gesund.

Edi Brugger am 12.04.2020 11:21

Lieber Valentin. Falls Dir mein Name nichts sagt, vielleicht kommt Dir die Mailadresse bekannt vor.
Meine Ex-Frau, Scheidung wegen AHV- und Steuerstrafe, und geliebte Partnerin über 50 Jahre, wir haben uns erst getrennt, nachdem sie sie sich mit Demenz ins Pflegeheim verabschiedet hat, ist seit ein paar Tagen ebenfalls infiziert und hat voraussichtlich nur noch wenige Tage zu leben.
Zur Bestätigung Deiner Kommentare, und das ist der Grund meiner Schreibe, hilft mir mein "robuster Atheismus" die "göttliche Strafe" rational zu verkraften, allen "frohen Osterbotschaften" und frommem Gelaber in TV und Radio zum Trotz. Peinlich, wie sich Kirchen und Schäfchen versuchen in Szene zu setzen und ihre mittelalterlichen Steuerprivilegien zu verteidigen.

Pirmin Meier am 12.04.2020 11:03

Die Kriegsrhetorik ist umso mehr daneben, als das Virus nicht mit einem kriegerischen Angreifer zu verwechseln ist, dass die entsprechenden Langzeitschäden vielmehr von den aufgrund mangelnden Wissens sowohl der Politiker als zum Teil auch der Experten veranlassten sogenannten Massnahmen und ihrer Folgen zu erklären sind. Der Hauptschaden wird wie immer nicht von der Natur, sondern vom Menschen angerichtet.

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