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Nur noch wenige Tage: Wahlkrampf 2019
Wahlinserate sind Qualderivate

«Erfrischend kompetent» sind sie selten. Inhaltlich zumeist hohl, sprachlich unbeholfen und partiell banal wie eine Zahnpastatube.

Neu ist diese Ansicht nicht. Fatal aber sind die Dauerrezepte der Marketing-Entfesselungs-Künstler von Houdinis Gnaden. Und ihr Mangel an Originalität. Kein Kandidat schriebe: «Ich bin ein schlimmer Finger, mit mir geht alles ringer!» Oder: «Die Lobby ist mein Hobby.» Eigentlich schade.

Vielleicht wäre dieser Slogan-Versuch mit «MER SEND EIS.» apart possierlicher, wenn man ihn verstünde. Aber wer ist «EIS» mit wem? Also mit wem eins und einig? Oder doch bloss zu «EIS» erstarrt? Angesichts dieser Kandidaturen? Sieht man Parteimitglieder etwa als «ein einig Volk»?

Das wäre aber neu. In der Regel dominieren Gepuffe und Brotneid an den Ämterpfründen und Spesenkrippen. Auch nichts gewesen ist es mit «Gemeinsam statt einsam». Denn Politik, das ist Kassenkampf im Eigeninteresse von Eremiten. Die Devise «Gemeinsam weiterkommen», koloriert bestenfalls die Egozentrik der stets strebend Bemühten.

Selbst dann noch, wenn «Mit Herz und Verstand» und mit «Sackstarken Argumenten» gefochten würde; dies natürlich «Für eine sichere und erfolgreiche Schweiz», eben das «Einig Volk» von vorhin. 

Doch es kommt noch besser. Der Slogan «Wollen. Wählen. Möglich machen.» driftet endgültig ins gestaltlos Unverbindliche ab, es sei denn, er rege eine Einkaufstour in einem Warenhaus an? Eventuell mit schlechten Manieren im Manor.

Einkaufen erinnert auch an den Slogan auf den roten Papiertaschen eines Discounters: «Einer für alle», den ein ebenfalls roter Kandidat ohne rot zu werden Wort für Wort übernommen hat. Geistiger Diebstahl? Nein, bloss beklagenswert ausgefallen, reicht aber nicht an den kreischenden Brüller heran: «Gsondheit!»

Die sei den Kandidatinnen und Kandidaten gewünscht und gegönnt. Denn irgendwie müssen die Nichtgewählten sich von der Enttäuschung und alle zusammen von der epidemischen Dürftigkeit und der verbalen Influenza erholen können.


Hier als Empfehlung noch 10 Slogans für angehende Politmenschen:

1.       Ich verspreche nichts.

2.       Ich höre zu und unternehme trotzdem nichts.

3.       Ich rede viel und lange und sage gleichwohl nichts.

4.       Ich klammere mich ans Amt, ich brauche das.

5.       Ich setze mich für alles ein, wenn’s nicht zu viel wird.

6.       Ich lüge nie. Nur wenn es verlangt wird.

7.       Ich schweige, wo ich reden sollte.

8.       Ich rede, wo ich schweigen sollte.

9.       Ich habe keine Erfahrung, dafür bin ich zu jung.

10.     Ich bin doof. Aber für die Politik reicht’s.

Kommentare (2)

Marianne Binder am 07.10.2019 11:58

Wir wär's mit:
- Mehr Show, weniger Inhalt.

Georges Ramstein am 28.09.2019 18:27

Wie wär's mit:
– Ich verspreche nichts, und das halte ich auch.
– Ich bin ein anständiger Mensch und mache trotzdem Politik.
– Einer muss ja den Dreck machen, auch wenn nichts dabei herauskommt.
– Ihre Meinung zählt, Fakten spielen keine Rolle.
– Geld spielt bei mir keine Rolle, die Vergütungen reichen aus.
– Ich höre zu, auch wenn ich nichts begreife.

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