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Aufwand und Ertrag:
Felswand ohne Echo?

Es ist schon etwas bitter: Aufwand und Ertrag für diese Website stehen im Zeilenanzahl-Verhältnis für 95 % Output und 5 % Input. Wozu also noch diese Felswand anrufen, wenn das Echo meistens ausbleibt? Sich aufs Private verlegen? Innere Emigration?

Demnach zurück in die Wörterkaserne? Ein paar stilistische Marschübungen ohne Publikum auf dem privaten Exerzierplatz? Folglich nur noch individuelle Korrespon-denzen? Schluss mit öffentlicher Kritik. Nix Politik, nix Polemik und auch nix Positionsbezüge. 

Vielmehr: *«Ach, vergeblich all das Fahren!/Spät erst erfahren Sie sich:/Bleiben und stille bewahren/ das sich umgrenzende Ich».

Ich brauche auch keinen digitalen Existenznachweis mehr, dessen Morgen- und Abendläuten kaum jemand zu berühren scheint, ganz zu schweigen noch lebhafte Reaktionen ... oder doch nur doofe Bemerkungen zum Thema Fremdwörter evoziert.

Irgendwann naht der Augenblick, wo man befürchten muss, als pessimistischer Skeptiker oder gar als giftiger Nörgler apostrophiert und schlimmer noch, ignoriert zu werden. Da gibt's Vorbilder in Brugg und Umgebung.

Angeregt durch den Passus aus einem Gedicht von *Gottfried Benn denke ich ans Aufhören, an einen Rückzug ins Private. Ich habe keine Mission, keine reine Lehre, keine Heilsversprechen, keine Ratschläge, keine Rezepte, kein politisches Mandat mehr und auch keine Änderungsabsichten, wo ich nichts mehr verändern kann.

Ja natürlich, Überdruss ist auch ein wenig dabei, wenn man zehn Jahre später feststellen muss, dass man notgedrungen sich zu wiederholen beginnt. Die Leute zu langweilen, ist wohl das grösse Übel, das die Schreibergilde verbreitet. Da höre ich lieber vorher auf.

Resignation? Nein, auf keinen Fall. Nur Rückzug und die Einsicht, dass Sigmund Freud nicht völlig Unrecht hatte, als er mal überlaunig schrieb «Im tiefsten Inneren bin ich ja doch überzeugt, dass meine lieben Mitmenschen – mit einigen Ausnahmen – Gesindel sind.»

Nun, das ist nicht mein Credo. Aber wie gesagt: Felsen anzusingen und den Fischen zu predigen, damit ist demnächst in diesem Theater Schluss. Sela, Psalmenende.


Kommentare (5)

Dr. Canisius Mertens am 10.11.2023 08:29

Auf keinen Fall jetzt die Flinte ins Maisfeld werfen. Unbedingt weitermachen. Ich würde Ihren Stil und Ihre Anregungen sehr vermissen.

Pirmin Meier am 05.11.2023 19:41

Korrektur zum drittletzten Abschnitt: die Revolution, auf die sich Johann Georg Zimmermann aus Brugg im Jahre 1760 gefreut hätte, fand dann in ihrem Vollzug 1793 statt, nicht 1893, und zwar nicht nach dem Geschmack des Propheten. Die Missstände kritisieren war das eine, eine bessere Welt zu schaffen das andere.

Pirmin Meier am 05.11.2023 19:23

Lieber Valentin
Bei den Echos auf die seit seinem Tod vor bald 10 Jahren weitergeführte Website unseres gemeinsamen kritisch unabhängig denkenden Weggefährten Walter Hess (www.textatelier.com) geht es trotz unentwegter Kolumnentätigkeit einiger weniger teilweise ähnlich, wobei es aber früher klar besser und aufmerksamer funktionierte.

Wie auch immer, unser gegenseitiger Austausch fand aber meines Erachtens auf dieser Seite durchaus statt. Mir gefiel unlängst die Sache mit den früheren SP-Koryphäen aus "deiner Zeit", von denen ich als früherer zwar nur vermeintlicher Linkenfresser zum Teil glaubte, wir seien heftige politische Gegner. Im Rückblick entdeckte ich dann, dass wir viel ausgeprägter im gleichen Boot sassen wie damals gemeint, dass unsere damaligen Meinungsverschiedenheiten sogar aus heutiger Sicht einen fast romantischen Charakter hatten oder dann, ganz ehrlich, aus spiessig praktiziertem gegensätzlichem Abgrenzungsbedürfnis bestanden.

Dabei waren wir über alles gesehen doch wirkliche Demokraten, ist mir bereits zur Regierungszeit von Kurt Wernli sehr aufgefallen. Die gegenseitige Wertschätzung war nach unseren in den Protokollen mit Unterhaltungswert lesbaren hochrhetorischen Rededuellen hinterher absolut aufrichtig und bei entsprechenden Anlässen erst noch von ehrlicher Aargauer Heimatliebe erfüllt.

Was dich betrifft, Valentin, ich schreibe nicht "betraf", so war unser gegenseitiges Verhältnis in keinem Moment unseres Lebenslaufes auch nur im Ansatz feindselig. Vielleicht musste man aber auch mal leer schlucken bei dem, was der andere sagte oder schrieb, das gehörte und gehört dazu.

Es liegt wohl in der Verbindung mit gemeinsamen Freunden und Bekannten, und dass Du etwa mit deiner seminaristischen Lehrer-Vorbildung Dir eine "Mentalität" erarbeitet hattest, bei der man sich einfach verstand; dies, obwohl ich ehemaliger Benediktinerschüler war, wenngleich mit z.B. im AG Verfassungsrat echt kirchenkritischer Einstellung, freilich nicht so, wie herkömmlich erwartet, weil eher staatskirchensystemkritisch als aus Ablehnung z.B. des hohen Kulturwertes gerade des Brugger Protestantismus oder der nun mal vorhandenen echt ästhetischen Seiten des volkstümlichen ländlichen Katholizismus mit seinen blumenreichen Fronleichnamsprozessionen.

Über Pädophilenaffären usw. schrieb ich bekanntlich 25 Jahre zu früh, so wie Johann Georg Zimmermann aus Brugg 1760 die Französische Revolution eher begrüsst hätte als bei ihrer Realisierung 1893. Nur dass es im Katholizismus eine solche Revolution ja nicht gab, sondern mehr Bünzli-Ausschläge von links nach rechts und umgekehrt.

Ich bitte Dich aber, lieber Valentin, Deinem beeindruckenden Bildungsprofil, das, wie das meinige, nicht bedingungslos "heutig" wirkt, aber hinterher sich nicht als mangelnde Zeitgenossenschaft entpuppen wird, treu zu bleiben.

Zu den Aktivisten Deiner Art zähle und schätze ich auch unseren gemeinsamen Gefährten seit Jugendtagen, den kritischen Pädagogen Ueli Keller. Denselben wie auch Dich bitte ich, in der wachen Zeitgenossenschaft noch mindestens bis zum Pestalozzijahr 1827 auf geeignete Weise durchzuhalten. Es gibt z.B. eine Seite "Pestalozzi im Internet", in der, incl. jeweils Frühjahrsversammlung im Neuhof bei Birr, unsereiner durchaus Platz finden würden.

Beat Schirmer am 05.11.2023 17:07

Lieber Valentin
Obwohl nur sporadisch einen Kommentar verfasst zu haben, fühle ich mich von deinen Worten angesprochen. Meinem Credo folgend, nur etwas zu schreiben, wenn ich etwas zu sagen habe (oder zumindest das glaube), gehörte ich nicht zu deinen besten Kunden. Bei den Fremdwörtern hat mir Assistent Google zuverlässig geholfen, wobei mir das Lesen als Lateiner einfacher gefallen wäre. Von meinem Sonntagsmorgenritual (in der Mailbox schauen, was Valentin geschrieben hat) muss ich mich, nolens volens, verabschieden.

André Guillaume am 05.11.2023 15:54

Lieber Herr Trentin
Umgeben uns taubstumme Felswände in Nah und Fern?
Möglicherweise werden in diesen wirren und irren Zeiten zu viele Felswände gleichzeitig angerufen und die diversen Echos, die davon zurückgeworfen werden, verschlucken sich gegenseitig. So, wie sich Schwingungen neutralisieren können. Oder aber die Wände schalten auf taub, der medialen Weh- und Anklagen überdrüssig. Die allgemeine Stimmung in der vox populi steht auf Konfrontation (nach dem ewigen Muster des vermeintlich Guten gegen das vermeintlich Böse), wobei die Empfänglichkeit für Feingeistiges und differenziert Kritisches von Hassparolen, Gefechtsgetöse und dicken Lügengeschichten betäubt wird. Es bleibt uns die schmale Hoffnung auf eine Rückbesinnung des sog. homo sapiens (oder aktueller: des homo destructor) auf ein minimales Mass an humaner Vernunft und auf die Erweckung einer inneren Bereitschaft, sich vermehrt in Toleranz zu üben.
Die nostalgischen Eisenbahnrätsel werde ich vermissen. Danke dafür!
Mit besten Grüssen
André Guillaume

Wir im Aargau wollen es jetzt wissen.

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