Satiren

«Oberholzer»: Dreizehnter Versand

22.09.23, AZ: Nachruf auf Niklaus Meienberg von Julian Schütt
Oberholzer hat die wortmächtigen und von Gift und Galle durchsäuerten Texte von Meienberg von je her und immer wieder gemocht. Die bisweilen etwas paranoide Person dann schon weniger. Immerhin hat er ihn noch in Baden herumtäubelnd live erlebt. Der Kulturredaktor Julian Schütt hat über den Wüterich vom Dienst ein wirklich lesenwertes Portrait verfasst, das bestätigt, was Oberholzer auch immer wieder aufstösst: «Die schweizerische Leidenschaftslosigkeit und den Lustmangel an der intellektuellen Auseinandersetzung.» Und wenn er bedenke, was aus den Bild- und Hörmedien für ein Schleim quillt, und was für ein Musikschrott aus den Lautsprechern scheppert, dann sehne er sich nach Typen wie Meienberg, der das alles de caelo vehement und eloquent attackieren würde.

13.09.23, zur Abwechslung etwas Amüsantes
Nein, nicht die talentlose und seltsame, laut SP «ungeheurliche» Klage gegen einen aargauischen Regierunsrat, nicht das Defizit des einmalig trostlos versumpften «KleinLaut» dieses Jahres in Riniken (Augenzeuge) oder die löchrige Präsenzliste der SVP-Fraktion während der 175-Jahre-Verfassungsfeier unter der Bundeshauskuppel fielen Oberholzer auf. Nein. Diese Meldung in der AZ war es: «Trainerhosen-Bande mit Axt» (...) Im Wortlaut: Vier vermummte, Trainerhosen tragende Unbekannte haben «mit Brachialgewalt» versucht, in ein Geschäft für Wasserpfeifen und Tabak (...) einzudringen. Ein Anwohner beobachtete (...), wie eine Person mit einer Axt auf die Glasschiebetüre einschlug. Dann aber brachen die Täter ihr Vorhaben ab und flüchteten (umwelt-bewusst) auf zwei E-Scootern. Nicht die stümperhaften Versuchseinbrecher amüsieren, sondern die Trainerhosen, die uns verführen könnten, über die Nationalität und die Rauchgewohnheiten der potentiellen Delinquenten zu spekulieren.

03.09.23, AZ: Eritrea und kein Ende
Natürlich findet Oberholzer die Ausschreitungen im Umfeld des «Eritrea-Festivals» in Oberuzwil SG und Zürich unerträglich, besorgniserregend, genau besehen als untragbar, und zudem kennzeichnet er unsere Multikulti-Visionen als diskussions-trächtig. Vor allem aber evozieren solche und andere Strassenbilder das, was im 2011 erschienenen Buch von Renaud Camus als streitbare Theorie des «Bevöl-kerungsaustauschs» («Le Grand Remplacement») heraufbeschworen wird, wo er partiell nachvollziehbare Ängste vor einem Untergang Europas durch Massen-immigration schürt, will sagen eine Rekolonialisierung durch die Völker primär aus dem Osten befürchtet. Und er tut das im vollen Bewustsein, das die masslose und unmassgebliche extreme Rechte sich bei ihm ihr queres Weltbild abholt. Der Gedanke, unsere exotisch-irreale Ausländerpolitik müsse revidiert werden, scheint doch allmählich auch auf der anderen Seite, im rot-grünen Bereich des Spektrums, Allgemeingut zu werden.


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Langweiler

3. Mai 2024

Wir wissen es alle, geben es aber selten zu. Viele Zeitgenossen sind peinigend einfallslose Langweiler ... ja, ja, schon gut, da gibt's auch Frauen.
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Töpeln

10. April 2024

Im Grosskaufhaus, Bäckereiwaren. Eine ältere Dame – Schachtel ist mir zu pejorativ – steht vor den puderzucker-bestäubten Gipfeln (Hörnchen, Croissants), in der linken Hand die dazu kostenlos offerierte Papiertüte.
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NZZ: Kein verstaubtes Vokabular
bei der «Alten Tante»

29. März 2024

Ein Besuch bei der «Alten Tante» lohnt sich immer. Die NZZ ist nämlich bei genauer Lektüre eine Fundgrube neuer und zumeist origineller Sprach-schöpfungen. Hier allein schon die Ernte vom 26. März 2024.
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