Satiren

Neusprech versus Klartext

Am 16. Mai 2016 geschrieben und jetzt etwas neu modelliert, ein durchwegs noch akuter Beitrag.

In der NZZ gefunden, die Mitteilung der Patientenstelle Aargau-Solothurn zum Thema medizinische Schweigepflicht:

«Grundsätzlich untersteht jeder Arzt/jede Ärztin der Schweigepflicht. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wenn der Patient/ die Patientin die Ärztin/den Arzt von der Schweige-pflicht entbindet, darf diese/r Auskunft erteilen. (…) Der/die behandelnde Arzt/Ärztin ist verpflichtet, den Kantonsarzt/die Kantonsärztin über Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Aids zu informieren.»

Wenn jetzt die Leserinnen/die Leser die Ärminnen/die Arme verrühren und mit Schreikrämpfen in Feld und Wald herumrennen, dann würde ich (Maskulinum) aus tiefster Seele (Femininum) das verstehen.

Denn wie es scheint, haben die noch nie vom generischen Maskulinum gehört? Was bitte? Was soll das denn sein? Wieder so ein Rückstand aus dem Zeitalter der weissen toxischen Männer, welche die Genies*innen des neuzeitlichen Sprach-regelungs-Talibanismus seelisch bedrücken?

Mag sein. So könnte man das interpretieren und als Nachhall des sog. mittelalter-lichen Universalienstreites verstehen. Jetzt wird's aber ein bisschen kompliziert. Entschuldigen Sie bitte. Aber darum geht's: Haben Allgemeinbegriffe wie Mensch oder Zahl eine ontologische Existenz, sind die also real existent und wirksam, oder sind sie eben nur rein an sich inexistente Nominalien, Bezeichnungen ohne eigene Realität?

Daraus könnten nun philosophisch durchtrainierte und dogmatisch geschärfte Minderheiten den irrtümlichen Umkehrschluss ableiten, man brauche nur den Namen zu ändern und schon ändere sich die Schieflage. Beispiele: Aus dumm mache man ungebildet oder bildungsfern. Auch wenn doof angemessener wäre. Euphemismen belagern unsere Gehirne; und die Paralysen einer überspannten Genderizitis. Ich liebe passende Fremdwörter. Aber das wissen Sie ja schon längst.

Und Sie haben auch erkannt: Das alles geschieht abgehoben, universitär und selbstredend politisch korrekt. Wenn Sie davon geheilt werden möchten, besuchen Sie mal ein Fitness-Center. Da wird nicht Neusprech geredet, sondern Klartext. Ein Volltrottel ist nun mal ein Volltrottel. Ein Dummschwätzer wird nie zum Goldmund. Und aus einem Narziss niemals ein Wunderknabe mit etwas egozentrischen Neigungen.


Kurzkommentar von Louis Jouvet an Christine Surgère:
«Liebling, ich pfeif‘ doch auf den Feminismus und die political correctness. Hauptsache, du siehst auch in zwanzig Jahren noch so gut aus wie jetzt.»


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