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Depeschen-Bulletin Nr. 230
Schwarze Tage?

Was ich mir gewünscht habe: Eine Katharsis für Katar. Die ist aber ausgeblieben, sieht man einmal ab vom früh- und rechtzeitigen WM-Abmarsch in die Wüste. Wir dürfen das Thema wechseln.

Auch wenn es fast unmöglich ist, dem Mehrtages-Fliegen-Thema WM 2022 auszuweichen. Einen Versuch ist es nach wie vor wert. Weiss der Himmel, was an dieser Herumtschutterei so erregend sein soll. Und erst recht mach ich mir doch deswegen keine schwarzen Tage.

Überdies: Wenn man von der Prämisse ausgehen will, dass man nur über Dinge sprechen soll, die einen zentral berühren, über die man Bescheid weiss und die man auch verändern kann, dann wäre doch zum Beispiel weit eher die Frage zu beantworten, ob man sich gegen die offenbar grassierende Grippe impfen lassen müsste? Da scheint aber die gleiche Unsicherheit zu dominieren, wie weiland bei der Corona-Profilaxe.

Oder die Bundesratswahlen? Gleiche Forderung. Aber da überschlagen sich die Medien mit Analysensalti, Spekulations-Flick-Flacks und Prognosen-Dreifach-Rotationen, wer gewählt wird, werden könnte, werden sollte und wer nicht; welches Departement wem zugewiesen werden müsste, und wer dafür geeignet sei, und wer eher nicht.

Entscheiden werden aber die sieben gewählten Personen und nicht wir. Und ob es massgebend ist, welche Frau, welcher Mann das Amt gestaltet, ist sekundär. Überfordert aus systemischen Gründen sind sie früher oder später alle. 

Und ein Drittes berührt die Frage, ob wir tatsächlich in die 50er-Jahre in eine Schöne Neue Welt der Verbote und Gebote zurückehren wollen. Minderheitenbesetzte Stichworte: Letzte Generation - eigentlich hinterletzte - dann diese Genderexzesse statt generische Maskulina, Woke-Monomanien mit Wörterverboten und LGBTQ-Wirrnissen. Gut, das Wort Mohrenkopf hat so seine Tücken. Zudem sind die mir zu süss.

Damit's geklärt ist. Ich pfeif' auf die Modeschauen der philologischen Laufstege. Ich ziehe gute Umgangsformen, Anstand und das vor, was die Franzosen «désinvolture» nennen, also die unbeschwerte, aber nicht leichtfertige Art zu leben, auch Unangenehmes angenehmer zu machen und zu formulieren. Also nix schwarze, sondern als ultima ratio viele heitere Tage, trotz WM-Langweilern und Novemberdüsternis.


Kommentare (3)

Ueli Keller am 29.11.2022 11:53

Überfordert scheinen mir Politikerinnen und Politiker nicht nur aus fachlichen, persönlichen oder sozialen Gründen, sondern vor allem auch deshalb, weil sie mit dem Entweder-Oder- bzw. Links-Rechts-Machtkampf-System nur noch in Sackgassen oder gar Wände fahren.

Ueli Keller am 27.11.2022 16:10

Es würde mich interessieren, ob und inwiefern wir beide mit dem Satz "Überfordert aus systemischen Gründen sind sie früher oder später alle." substanziell in etwa das Gleiche meinen?

Kurze Antwort: Mit dem systemischen Ansatz sieht man den Menschen in seinem gesamten Beziehungsnetz, in seinem sozialen System. Das Wohlbehagen zum Beispiel eines Bundesrates (generisches Maskulinum inklusive LGBTQIA+) hängt dabei zu einem markanten Anteil davon ab, wie Beziehungen, Kontakte und Kommunikation erfahren und gelebt werden. Und da würde es zunehmend schwierig in Bern und wohl auch generell und anderswo. V.

Ernst Bannwart am 27.11.2022 14:21

Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, Valentin! Unter Deinen Themen hätte ich erstens und vor allem eine saftige Tirade auf die mehrtägigen Black Fridays erwartet, diese Konsumbestattungsorgie, bei der die Köder mit Ködern gefangen und die Rabatte mit Rabatten erschlagen werden. Aber vielleicht folgt da ja noch was?

Kurze Antwort: Das wird so sein. V.

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