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Bulletin Nr. 209
Von Rechthabern und Verstockten

Wie ist das eigentlich mit dem Rechthaben? Soll ja vorkommen. Da gibt's sicher in jedem Umfeld mindestens zwei entfernte Bekannte, die haben immer recht. Ist ihr tägliches Lebensziel.

Das Unrechthaben der Anderen ist ihr Lebensglück. Weniger allerdings der Umstand, dass beide gemieden werden. Und das peu à peu immer mehr. Die merken das gar nicht. Ist ein schleichender Prozess in der hauseigenen Gummizelle.

Eine Reaktion zum Exempel: «Weisst du, diesem X. gehe ich aus dem Weg», sagte jüngst ein guter Freund. «Und das schon seit Jahren. Früher habe ich mit ihm noch dialektisch experimentiert. Vergeblich, der hörte schon gar nicht mehr hin. Der hat dich chronisch unterbrochen.»

Hätte er dem bedeutet, er solle endlich mal die Fresse halten, der hätte ihm doch galoppierende Intoleranz angehängt. Und damit hätte er dann wirklich recht gehabt. Das wäre dann in der Tat akute Unduldsamkeit gewesen.

Denn seine beinharte und exzessive Rechthaberei, könnte uns selber dazu verlocken, verstockt, eigensinnig, stur und starr, unflexibel, unnachgiebig, abwertend, borniert, engstirnig, halsstarrig, abwertend, dogmatisch, doktrinär, orthodox zu reagieren. Oder was sonst noch die Wörterbücher an hübschen Adjektiven hergeben.»

Und der Andere, der Y.? Das gleiche Lied in Moll. Zur Rechthaberei käme Resig-nation hinzu, eine Art stille Privatrechthaberei. Sagt jemand etwas, lächelt er allwissend in sich hinein. Der Andere soll ruhig reden. Er wisse es besser, sage es aber nicht mehr. Hätte ja eh keinen Sinn. Die schweigende Orgie verklemmter Wut. Das Hohelied verstummten Zorns: «Ich habe zwar recht, aber es nützt ja doch nichts.» Mit ihm zu debattieren, ist so sinnvoll, wie einem Hörbehinderten das Blindenalphabet beizubringen.

Und dann kommt ein Dritter hinzu, ein um Ausgleich und Wohlwollen Bemühter. Der sagt uns dann, man müsse doch tolerant sein. Sehr gerne, möchte man antworten. Aber Toleranz ist dort zu Ende, wo die Intoleranz des Anderen beginnt. Vor allem jener beiden, die  glauben, alles nur in ihrem Sinne kommentieren zu müssen. Der Dogmatismus der Kleingesinnten und engen Horizonte.


Kommentare (1)

Pirmin Meier am 04.05.2022 12:14

Es ist so eine Sache mit dem Rechthaben. Der Freiherr von Knigge und Bruggs prominentester Schriftsteller, Johann Georg Zimmermann, waren einander spinnefeind, meines Wissens gab es einen Prozess einer gegen den anderen. Und mit Rechthaben ist es sowieso eine ganz besondere Sache. Auf das Rechtbehalten würde es ankommen.

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