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Bulletin Nr. 202
Also wirklich, eine Saumode!

Schmalhirnsprache: Location statt Raum? Ambiente statt Raumatmosphäre?
Oder man denke an Sätze wie «Frankreich kann endlich wieder Luxus.» «Wir haben Gold.» Oder dann: «Wir sind Papst.» Und soeben entdeckt: «Wir sind Alltag.»

Wir zum Beispiel sind hingegen konsterniert, wenn aus der Tankstelle ein Tanke wird. Und die Raumpflegerin nicht Putzfrau bleibt, sondern zur Putze wird. Und aus der Sekretärin wird wieder die Tippse. Die Stewardes im Flieger mutiert zur Schubse. Ist doch einfach beleidigend.

Oder wie wär's damit? Die Schriftstellerin wird zur Schreibse. Und der Schiessstand? Aber lassen wir das jetzt.

Natürlich könnte man jetzt auch über die Neo-Angliszismen herfallen. Aber die sind mir immer noch lieber als Grünfläche für Rasen und Gehsteig für Trottoir oder Bahnsteig für Perron.

Zwar auch nicht gerade die Apotheose deutscher Sprache sind Wörter wie Fashion-Week für Mode-Woche oder Factory-Outlet für Fabrikverkauf. Gute Freunde bezeichnen dieses Multi-Kulti-Gedöns als zu spät nachgeholter Widerstand gegen die grossdeutsche Sprachgleichschaltung aus brauner Zeit.

Die Aufforderung hingegen, man solle Ausrüstung statt Equipment, Bäckerei statt Back-Factory, Kunde statt User, Glanzlicht statt Highlight, Plauderei statt Smalltalk sagen, beunruhigt mich nur wenig. Hat aber gleichwohl was für sich.

Wesentlich entsetzlicher mutet das schnoddrige Geschwafel der Bühnen- und Theaterleute aus Film und Fernsehen an. Man höre bloss mal den nasal dahinquasselnden Kulturschnullis und grellen Schlagertussen zu.

Wie die daherschwätzern: «Wenn ich mich in 'ner Location kreativ entfalten und wohl fühlen soll, dann bauchts für mich 'n gewisses Ambiöönte.» Eins aufs egozentrierte Maul träfe es eher, damit der unbestimmte Artikel wieder als solcher hörbar wird.

Und nun kommt sicher einer daher und doziert stopfnasig deutsch was von Sprache, die sich im Laufe der Zeit verändere und weiterentwickele. Ja sicher, das tut und soll sie. Fragt sich nur wohin. In das affektiert Abgeschliffene als Saumode oder das formal Bessere als Vorsatz.


Nachweis

Und schon folgt zum Beweis dieser Nachtrag. Geschrieben hat das der Sportjournie Klaus Zaugg in der Aargauer Zeitung vom 21. Februar 2022.

«Nun wird die Frage sein: Können die Demokratien auch Olympische Spiele wie die Supermacht China?» Was genau, bleibt unerforscht. Basteln? Zusammenschus-tern? Hervorzaubern?

Erinnert doch sehr an Infantilismen wie: «Papi, döff ich no chli Brot?» Meine Rückfrage: «Jo, was denn? Zum Fenschter userüere?» - «Papi, du bisch blööd.»


Und gleich weiter im AZ-Text

«Der 81-Jähige, der am Sonntag bei einem Selbstunfall auf ! Zurzacherstrasse ums Leben kam, werde hierbei nicht dazugezählt. (...)  Insgesamt bewegt sich ! Zahl der Verkehrstoten im Aargau auf historischem Tiefstand.»


Kommentare (1)

Beat Schirmer am 20.02.2022 09:58

Die Sprache ist ein zartes Geschöpf und der sorglose Umgang mit ihr allgegenwärtig. Das ist keine neue Erkenntnis. Neu ist hingegen der schon fast religiöse Eifer, mit dem für eine geschlechtergerechte Sprache missioniert wird.

Ein Kommentar von Pirmin Meier

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