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Newsletter vom 9. April 2021
Frühlingserwachen mit Rückschlägen

So, das mit dem Frühling wäre abgehandelt. Er ist da; und das schon sehr gross wie der Sommer von Rilke. Also wenn da nicht Herr Winter und Madame Corona, diese verfluchte Hexe, ihr Unwesen trieben, man könnte sich unbeschwert aufs Gesellschaftsleben unter Platanen freuen. Oder an einem Artikel von Josef Joffe, der dieses Mal zu Worte kommt.

Er ist Mitherausgeber der «Zeit» und an der Hoover Institution  der Stanford University tätig. Er schrieb in der NZZ zum Thema Gefahren für die Liberalität, dass früher der Gewaltherrscher ihr Feind war. Heute sei es der postmoderne Tugendterror durch die Woke-Bewegung. Hier ein paar Auszüge.

Zitat
«Wokeness ist im Kern Stalinismus ohne NKWD, Maoismus ohne Rote Garden. Als Ziel gilt die Erlösung von der weissen Oberherrschaft. Tatsächlich ist wokeness jedoch eine Attacke gegen das Beste im Westen: Renaissance, Aufklärung, Liberalismus.

Renaissance ist Leonardo und Galileo, Buchdruck, Mathematik und Astronomie. Nein, die Erde ist keine Scheibe, und das Universum dreht sich nicht um unseren Planeten. Nicht Kirche und Krone bestimmen das Wahre, sondern Beobachtung, Berechnung und Beweisführung. Damit sind wir bis zum E-Auto und zum Mars gekommen.

Aufklärung ist sapere aude – wage zu wissen. In Kants Worten: Aufklärung ist die Maxime, jederzeit selbst zu denken. Nicht Priester, Potentat und Partei denken für mich. Ich muss es selber tun – Irrtum eingeschlossen. (...) Das Wie debattiert die Philosophie seit den Vorsokratikern auf der Grundlage von Ratio und Recherche. Die Prämisse: Wahrheit gibt es, doch wird sie nicht verfügt, sondern im ewigen Disput entdeckt durch Falsifizierung (Widerlegung oder Antithese).

Liberalismus heisst: Das Individuum ist King, der Staat nicht Herrscher, sondern Diener. Im Mittelpunkt des politischen Universums steht der Einzelne – nicht Clan und Kongregation, Volksgruppe oder Geschlecht. Die heiligen Rechte eines jeden sind nicht vom Staat verliehen, sondern unveräusserlich, wie es in der US-Unabhängig-keitserklärung steht, einem Klassiker des Liberalismus.

Der freiheitliche Staat gehorcht seinen eigenen zehn Geboten, die der Herrschaft hochgetürmte Mauern setzen: Du sollst nicht Rede- und Meinungsfreiheit ächten, einen fairen Prozess verweigern, Eigentum antasten. Du sollst freie Wahlen, die Gewaltenteilung, die Unabhängigkeit der Justiz ehren. Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück

Soweit das Zitat. Fassen wir's doch rasch zusammen: Der Wokismus will nicht Indivualität, sondern definiert Recht und Wahrheit nur aus der Optik der Identität mit der eigenen Kultur, der Hautfarbe, Herkunft, des Geschlechts und des Glaubens und mit den eigenen Defiziten. Er bastelt daraus einen permanenten Opferstatus. Was nicht in diesen Deutungsraster passt, wird verdammt. Und das identitäre Schicksal wird zum Parteiprogramm.


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