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Nachlese General-Anzeiger/Rundschau
Queerbeet vom 24. Dezember 2020
«Satire unerwünscht.»

Für den 24. Dezember eine Kolumne zu verfassen, kommt einem sensiblen Balanceakt gleich. Denn vor einigen Tagen war Heilig Abend. Für Christen ein zentrales Ereignis. Da war Satire unerwünscht.

Auch dann, wenn es gute Gründe gäbe, die Eifeltürme von Weihnachts-Glitzerkram in den Kaufhäusern ab November als Déjà-vu und mit Überdruss wahrzunehmen.

Ich lasse es bleiben. Denn gegen diesen Kollektivwahn bleiben selbst Götter machtlos. Kollege Mercurius (gr. Hermes), der Gott der Kaufleute und Diebe, hat sich jeweilen ins Fäustchen gelacht, wenn während vergangener Jahrzehnte die Drachmen und Oboloi in den vorweihnachtlichen Wochen wie der Rubel rollten.

Dieses Jahr allerdings reduziert. Die Queen würde es wie schon einmal 1992 ein «annus horribilis» nennen. Denn 2020 war nun wirklich nicht nur von Glücks-räuschen durchströmt. Die krönenden Stichworte wiederhole ich nicht. Wir haben sie bis hoch zur Hutkrempe satt.

Zwar war es für Etliche ein Jahr des Verzichts, wenn auch auf sehr hohem Niveau. Statt einer Reise zum Great Barrier Reef eine Fahrt aufs Brienzer Rothorn. Statt Partys und Barabsacker nur noch privates Cervelats-Grillieren bei Bier und Brot. Statt ausgiebiger Shopping-Tour nur sporadische Einkäufe im Dorfladen. Statt Theater, Kino und Konzert nur Netflix und WeWeWe.

Aber mal aufrichtig, Leute. Hat das uns geschadet? War das wirklich so grässlich, sich auf wesentlichere Dinge des Lebens besinnen zu dürfen? Unter anderem darauf, wie kostbar dieses Leben sein kann, wenn uns nach Pest, Pocken, Typhus, Cholera, Ebola und Dengue-Fieber eine neue Seuche bedroht. Und sind wir daran zerbrochen, nach lockerleichten Dezennien wieder etwas Selbstdisziplin und Distanz zum alltäglichen Unfug zu entwickeln? Und Abstand zum Stuss, den uns Werbeblocks und Heilsversprechen aufdrängen?

Und noch dies: Der Knabe, an dessen Geburt wir uns heute erinnern, hat später im Vorhof des Tempels die Händler und die Geldwechsler mit einer Geissel aus Stricken aus dem Tempel vertrieben, Tische umgestossen und die Moneten der Wechsler verschüttet. Symbolisch gesehen doch vorbildlich.

Kommentare (1)

Martin Köchli am 25.12.2020 19:23

Eine Kehrtwende vom geldgesteuerten Geist zum geistgesteuerten Geld wäre nicht schlecht, bevor wir den "Karren" Erde an die Wand fahren. Vor allem, wenn der Geist von Solidarität und Demokratie geprägt ist.

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