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Newsletter vom 11. April 2021
Britische Lebensart und Formuliercodex

Prince Philip Mountbatten, der Duke of Edinburgh, ist verstorben, «passed away», wie die Engländer sagen und damit eine Eigenart der verfeinerten englischen Sprache und des Benimmkodex offenbaren. Hier nun ein paar Anmerkungen zur Sprach- und Ausdruckswelt der Briten.

Das, was in den USA letztes Jahr noch «Mister President» hiess, hat damals den britischen Botschafter Kim Darroch einen «dummen Kerl» und «aufgeblasenen Deppen» genannt. Das ist zweifellos «very indecent» und zudem ein diplomatischer Fauxpas erster Unordnung.

Das erinnert an das Verdikt von Karl Marx über den Premier Palmerstone: «Als Staatsmann nicht jeder Aufgabe gewachsen, dafür als Schauspieler jeder Rolle. Wobei uns zu Donald sofort «Knallcharge» und «Schmierentheater» einfiel.

Wie ist es zu diesem Zerwürfnis gekommen? Darroch hat Trumps Regierung mit britisch steiflippigem Understatement als «einzigartig dysfunktional» und den Präsidenten-Darsteller als «unsicher» und «inkompetent» beschrieben. Damit lag er vermutlich nicht partout neben der Wahrheit.

Warum erzähle ich von solch überlaunigen Handreichungen? Doch nur, weil sie Tonalitätsnuancen auf der verbalen Polit-Palette zeigen; das grellschrille Getöse aus dem White House und die pastösen Töne aus dem House 10 Downing Street.

Und das führt uns in die angelsächsische Ausdruckswelt, zur Frage, wie würde ein gut erzogener Brite jemandem sagen, er sei ein «dummer Kerl»? Vielleicht so: «Nicht jede Birne im Kronleuchter strahlt.» Oder wie den «aufgeblasenen Deppen»? Etwa so: «Please, Sir, Sie müssen auch wieder mal ausatmen. Sie scheinen ein pneuma-tisches Intelligenzproblem zu haben.»  Oder was käme einem «Langweiler» zu? «Sie lieben die Wüste? Soll dort aber furchtbar öde sein.»

Und vergessen wir das hässliche Wort «Geizkragen» nicht. Die Alternative? «Geld hat in der Tat etwas klebriges an sich.» Und «Vielfrass»? «Der sieht nie über den eigenen Tellerrand hinaus.» Da wäre noch der «Lüstling». Vorschlag: «Der überfährt dauernd Kurven.»

Und was ist mit den wunderbaren Fäkalwörtern? Wahrscheinlich sagt der gepflegte Brite statt «Shit» vielleicht: «Hier riecht’s aber sehr nach Kanalisation.» Und was ist mit dem Wort, das mit …hole endet? «Ich werde im Moment an ein sehr unappetit-liches Organ erinnert.»

Können wir etwas lernen? Ja sicher. Seien wir auf diplomatische Weise ehrlich. Wobei eine Aussage von Talleyrand zu beachten wäre: «Ein Diplomat der ja sagt, meint vielleicht, der vielleicht sagt, meint nein und der, der nein sagt, ist kein Diplomat.


Kommentare (2)

Ernst Bannwart am 19.04.2021 10:05

Gut beobachtet und anschaulich vertieft. Wir Schweizer können aber beim trockenen Humor manchmal auch noch einen draufgeben, wie ein Weggefährte seinerzeit in London zu sagen pflegte, wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte: "I could'nt care lesser" - oder "it could be "worser".

Fritz Kamer am 17.04.2021 12:14

Die britische Formulierungskunst fiel mir als 16jähriger Gymnasiast in England zum ersten Mal auf, als ein Referent sagte: "They lived in a delicious discomfort". Und dann gibt es noch das geflügelte "The Queen was not amused".

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