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«E. Gabriel & Cie. GmbH»: Textprobe 6

Hier also die 6. Textprobe aus meinem vierten Buch «E. Gabriel & Cie. GmbH», nämlich der Anfang eines Gespräches am Stammtisch über Schweizer Geschichte und General Guisan.

Am Stammtisch: 24. Juli 2015

(Vox populi vox Dei)

»Hildi, noch eine Stange!«

Stammtisch, Restaurant Grütli in A. Halb sechs Uhr. Zwei Typen in Übergewändern (Blaumänner) vor ihren Feierabendbieren.

»Mir auch noch eine!«, ruft der andere. Dann schweigen beide erst mal.

Zu reden gibt es ja nie viel. Dann sagt Huber Jakob unverhofft zu Bandi Hans: »Weisst du eigentlich, was morgen für ein Tag ist?« – »Samstag.« – »Ja, klar, aber das Datum?« – »Morgen, da haben wir, warte mal, den 25. Juli. Warum fragst du?« – »Weil … danke Hildi … weil, morgen ist ein besonderer Tag.« – »Danke Hildi … wieso, hat deine Alte Geburtstag?« – »Saich! Den will sie nicht mehr feiern. Das Alter und so. Liest du denn keine Zeitung?« – »Doch, schon, aber heute bin ich noch nicht dazu gekommen. Wir hatten einen Notfall im Reservoir oben. Die Hitze. Also, was ist los, morgen, sagst du?« – »Ja morgen, ein Jubiläum.« – »40 Jahre mit Klara Huber?« – »Schnorr keinen Mist. Nein, etwas Wichtiges, etwas Historisches.« – »150 Jahre Feldschlösschen-Bier?« – »Nein, obschon, das wäre schon ein Grund. Was ich meine, ist morgen vor 75 Jahren passiert.« – »75 Jahre, Moment, 1940. Also was mit dem Krieg?« – »Genau. Morgen vor 75 Jahren hat unser General Guisan seine Offiziere auf das Rütli befohlen und ihnen den Marsch geblasen.« – »Ach so, das. Ist aber schon lange her. Wen interessiert das denn heute noch?«
Kurze Pause. Als guter Freund, und um nicht als Banause zu gelten, sagt Bandi: »Also gut, kann vielleicht wichtig sein. Ich verstehe ja nicht viel von Geschichte. Aber ich hätte gerne gewusst, wie das damals, ich meine 1940, gewesen sei muss. Ich weiss nur: Grosskotzdeutschland über alles. Die Schweiz vollständig eingekesselt. Hat mir mein Vater erzählt … oder war’s mein Grossvater?«

Kommentare (1)

Georges Ramstein am 21.08.2017 20:14

Das mit dem General Guisan und dem Rütlirapport sollte man vielleicht lieber nicht mehr so laut erwähnen. Mit einem einzigen Stuka oder maximal zwei hätte damals die deutsche Wehrmacht die gesamte Schweizer Armeeführung auf einen Schlag auslöschen oder zumindest sehr stark dezimieren können. Dass sie das nicht getan hat, ist vielleicht dem Umstand zu verdanken, dass Hitlerdeutschland zwar vom Rütlirapport wusste, aber aus irgendwelchen Gründen darauf verzichtete, zuzuschlagen. Einen offenen Krieg mit der Schweiz hätte man ohnehin nicht gewollt, denn die Schweiz war ja als Waffenschmiede und Reparaturwerkstatt hüben und drüben sehr geschätzt.

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