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Auch eine Perspektive

In der Tat. Es gibt Persönlichkeiten, die den Courant Normal meiden, wie der Künstler die Routine. Zu ihnen zählt sich auch Baron Carl Henning v. Trunckenberg-Rieslingsdorff. Hier sein jüngster Brief auf eine aktuelle Anfrage.

Sehr geehrter Herr

Gerne danke ich Ihnen für Ihre liebenswürdige Anfrage, die ich mit Vergnügen beantworte, wenn auch nicht unbedingt im herkömmlichen Sinne, wie es Presse und Rundfunk oder die vox populi handhaben. Damit verbinde ich die Bitte, die etwas harsche Tonalität nicht als Renonce an Ihre Person zu werten.

Nun denn: Glauben Sie allen Ernstes, ich verspüre das Bedürfnis und hätte Musse, über Mohrenköpfe zu reden? Oder mich mit halbgaren Politikern (flatus incarnatus) zu befassen?

Denken Sie wirklich, ich sinne jede Minute über die Bedeutung des neuen Präsiden-ten der Grünen und jene dieser anderen Partei nach? Oder analog über den neuen Direktor des Zürcher Zoos, über die Holzschnitt-Patti, den Comebackversuch von DJ Bubu und an die umstrittene Schulleiterwahl in Brugg? Ich kenne Herrn Müller nicht.

Meinen Sie tatsächlich, ich würde mir Sorgen über den Zustand der Schweizer Fussballer machen; oder das Ende der Karriere von Rotscher?

Und rätseln Sie bitte nicht darüber, ob ich mir den Kopf zerbreche über die ausschliessliche Verwendung von politisch korrekten Begriffen, ob ich meine Gourmet-Nase rümpfe bei Wörtern wie «Frauentraum, Spaghetti alla puttanesca, Tschingg, Arbeiter-Kotelette, Schissideckel (Brachsme) oder den Spanischen Nieren.» Ich tu’s nicht. Keine Spur von verbaler Panik und sinnlosen Erregungen.

Und bitte, befassen Sie sich auch nicht mit Spekulationen, ob ich demnächst einem Verein oder einer Partei beitreten werde wie etwa jene der «Moralischen Entrüstung» oder der «Partei für Volkstum und Sparsamkeit» (PVS).

Auch müssen Sie nicht befürchten, dass ich demnächst einen Essay über Epidemio-logen, Virologen und Ökonomie-Fachleute schreibe. Das tun die untereinander zur verdriesslichen Genüge.

Darf ich Sie um Nachsicht und gütiges Verständnis bitten, wenn ich dem zur Folge mich zurückhalten muss, dies nicht zuletzt aus terminlichen Gründen, denn ich sollte heute Morgen noch meinen Bentley Mulsanne zur Inspektion in die Garage bringen und am Nachmittag bei Huntsman in der Savile Row neue Anzüge anprobieren, um dann am Abend bei Lord Pimperton zu speisen.

Somit verbleibe ich unerschütterlich stets
Ihr Carl Henning v. Trunckenberg-Rieslingsdorff
«SEMPER FORTEM ET NOBILEM SE PRAEBERE»


Kommentare (1)

Pirmin Meier am 27.06.2020 13:48

Dieser obige Einwurf mit dem etwas abgehoben klingenden halbbesoffenen Namen und einem für mich schätzenswerten lateinischen Motto ("Die Wahrheit hätte unter uns Akademikern bleiben sollen", Goethe an Humboldt oder einen anderen Kollegen dieser Liga) scheint mir umso mehr angemessen, als es zunehmend wichtig wird, dass die Dinge in den Proportionen bleiben. Oder andenfalls in die Proportionen gerückt werden.
Über Mohrenköpfe, vgl. das Wappen der Rebbaugemeinde Mandach im Bezirk Brugg, zu diskutieren, scheint mir im Moment die Lebenszeit zu kurz zu sein. Im Zusammenhang mit der Wiederentdeckung des Themas "Sklaverei" scheint mir ein Appell an die Österreicher von Nutzen: Hört endlich mal auf mit eurem "Servus aus Wien! oder wie ihr euch gerne ausdrückt. "Servus" ist, wie einst im "ludus latinus" an der aargauischen Bez. noch gelernt wurde, im klassischen Latein der Ausdruck für "Sklave". Der Begriff wurde zwar im mittelalterlichen Latein in "Diener" abgemildert, so wie sich der Papst mit der Zeit "servus servorum Dei", Knecht der Knechte Gottes nennen sollte. Mein Wunsch wäre, dass die Österreicher endlich mit ihrem "Servus!" aufhören. Das wäre mir noch lieber als mich vom "Mohrenkopf" zu entwöhnen, von dem es zwar längst eine weisse Variante gibt. "Servus!" kam bei mir immer als schleimig undemokratisch durch. Ein Argument, warum wir Schweizer uns doch mit gutem Grund von den im Aargau (nicht auf Schloss Habsburg, aber in Baden) residierenden Österreichern emanzipiert haben; trotz und entgegen ihrer weit stärker europakompatiblen Kompetenz im Bereich der Verwaltung, der Bürokratie und des Steuerwesens, siehe die aargauische Gebäudeversicherung: als seinerzeitige Pionierleistung in der Schweiz: ein Erbe des bis im vorletzten Jahrhundert noch vorderösterreichisch gebliebenen Fricktals!
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