Querbeet

Poesiealbum
Das Gedicht der Woche 15

Für dieses Mal ein eher pessimistisches barockes Sonett aus dem Jahre 1637, geschrieben 11 Jahre vor dem Westfälischen Friedensschluss nach dem Dreissigjährigen Krieg. Der Verfasser war damals 21-jährig. Passt doch schon ein wenig zur aktuellen Gesamtlage.

Andreas Gryphius

Menschliches Elende

Was sind wir Menschen doch? ein Wohnhaus grimmer Schmertzen.
Ein Ball deß falschen Glücks / ein Irrlicht dieser Zeit.
Ein Schauplatz herber Angst / besetzt mit scharffem Leid /
Ein bald verschmeltzter Schnee und abgebrante Kertzen.

Diß Leben fleucht davon wie ein Geschwätz vnd Schertzen.
Die vor uns abgelegt deß schwachen Leibes Kleid
Und in das todten-Buch der grossen Sterbligkeit
Längst eingeschrieben sind / sind uns auß Sinn und Hertzen.

Gleich wie ein eitel Traum leicht auß der acht hinfällt /
Und wie ein Strom verscheust / den keine Macht auffhält:
So muß auch unser Nahm / Lob Ehr und Ruhm verschwinden /

Was itzund Athem holt / muß mit der Lufft entflihn /
Was nach uns kommen wird / wird uns ins Grab nach zihn
Was sag ich? wir vergehn wie Rauch von starcken Winden.

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