Region Brugg
Varia zum Schalttag

Kaum hatte Frau Frühling wieder Mörikes blaues Band durch die Lüfte flattern lassen, meldete sich Herr Winter mit Winden, Schnee und Regen zurück. Die Maiglöcklein flennen ob der Kälte, und die Passanten rennen in die warmen Zelte.
Der Virus oder das Virus?
Hat der keine anderen Probleme? Doch, später mehr. Obwohl lateinische Nomen (Substantive) auf -us meistens männlich sind, ist virus sächlich, was seiner gefahrdrohenden Natur etwas verharmlosend nicht ganz zu entsprechen vermag. Denn Deutsch bedeutet das Wort Schleim, Saft oder Gift.
Unabhängig von Schärfe und Bedeutung existieren in der Umgangssprache beide Geschlechter, obschon die Neutra eigentlich gar kein Geschlecht haben. In der Wissenschaft dominiert das Virus.
«Und was sagen Sie zu COVID-19?»
«Wer ist das?»
«Der Coronavirus.»
«Ach so. Ich sage nichts. Von Virologie verstehe ich nichts, also halte ich den Mund. Ist generell zu empfehlen. Da gibt's zudem noch andere Themen.»
«Zum Beispiel?»
Die Brugger Fasnacht
Gut, die findet jetzt nicht statt. Das darf man bedauern. Noch mehr aber den Umstand, dass die Produktionen in der Verslischmitte dieses Jahr laut AZ-Beitrags-Mustern seltsam lahm und zahm waren.
Ob's an der schmalen Themenfülle oder am Dichtkunstvermögen lag, überlässt man gerne dem Urteil der Kenner. Vielleicht stimmt folgender Vierzeiler?
«Dieses Jahr die Schnitzelbänke,
waren brav und ohne Ränke.
Es fehlten Salz und Pfeffer
und die verbalen Treffer.»
«Ja, ja, nur immer schnöden, uns anöden mit Kritik und Debatte.»
«Schon gut, etwas mehr Stoa bitte. Aber immer noch besser als verkrampfte Fäuste in den Hosentaschen. Oder die Axt im Walde.»
«Was soll das jetzt wieder?»
«Das da.»
Forstfrevel im Eigenamt
Da hat jetzt ein *** (Bitte hier Schimpfwörter und Verächtlichkeiten einsetzen.) dilettantisch «Bianca, Petra oder Sabine» mit der Motorsäge zu imitieren versucht.
Man fragt sich sponten: Was läuft da in des Berserkers Kopf wohl für ein Film ab? «Axe Giant - Die Rache des Paul Bunyan» oder «Forest Warrior» mit Chuck Norris. Oder hat's in dem Schädel nur Platz für Sägemehl und Hobelspäne?
Schalttagspoesie

Mein Tag
Von Ernst Bannwart
Ein Schaltjahr macht die Runde
Ein Tag mehr liegt vor mir
Ich pack’ die Gunst der Stunde
Und nehm’ ihn ins Visier
An diesem Tage mach‘ ich
Was nie zuvor ich tat
Und schlägt was fehl, dann lach‘ ich
Und pfeif‘ auf jeden Rat
Ich lass‘ die Arbeit liegen
Egal was mancher denkt
Heut‘ soll mich keiner kriegen
Der Tag ist mir geschenkt
Erst werd‘ ich mich erdreisten
Und knacke eine Bank
Um alles mir zu leisten
Bis hin zum Göttertrank
Dann schöpf‘ ich aus dem Vollen
Man geh‘ mir aus dem Licht
Dann soll der Rubel rollen
Den Tag verschenk‘ ich nicht
Den Gratistag geniessen
Als wär’s ein Leben mehr
Durch nichts mich zu verdriessen
Was auch die Welt begehr
Mal alles zu riskieren
Was sonst verboten ist
Und mutig rebellieren
Als kühner Utopist
Was käm‘ an solchen Tagen
Mir alles in den Sinn
Nichts würd‘ ich da nicht wagen
- so träum‘ ich immerhin
Legt sich der Traum dann wieder
Holt mich der Alltag ein
Dann nick’ ich brav und bieder
Vor dem Computer ein
Kommentar verfassen
Kommentare (0)