Region Brugg

Früher ...

Da in der Region der Courant Normal langweilen könnte und mir gerade nichts Betörendes einfällt, greife ich in die Schatulle mit älteren Texten; hier zum ersten «Querbeet»-Beitrag im Brugger General-Anzeiger vom 23. Februar 2017.

«Früher war alles …» - «Etwa besser?» Ja, in Brugg zum Beispiel: Da gab es das beliebte Restaurant Füchslin (links oben im Bild) und das Fuchs (Gruss an Dani Schütz). Und Schuhläden mit diesen gammastrahlenden «Pedoskopen». Da konnte man dann seine Zehenknochen betrachten.

Früher sahen die SBB-Loks noch richtig antik aus. Sie waren braun, später grün, und sie fuhren keine Bananenwerbung in der Gegend herum. Der Lokführer durfte sogar stehen.

Kondukteure und Zugführer waren stramm uniformiert, trugen betresste steife Hüte, grüssten militärisch und waren Respektspersonen, die ein nicht unterschriebenes Schüler-Abonnement subito rügten. Und die Raucherabteile wetteiferten mit dem Londoner Smog.

Kein Geschäftsmann telefonierte im Zug in Wagonlautstärke: «Schatzi, bitte schick‘ mir frische Unterhosen ins Hotel. Ich hab‘ sie vergessen. Und wie war ich heute Nacht auf einer Skala von 1 - 10?»

Früher verdrückte niemand triefende Riesenmörderteile von meterlangen Sandwiches im 1. Klasse-Abteil und liess Hektoliter von Thunfisch-Remoulade auf die Sitze tropfen. Und Käsefüsse samt Schuhen auf dem Nachbar-Fauteuil sah man selten.

Früher musste man am Telefon an einer Wählscheibe drehen. Das war sehr anstrengend. Da konnte man sich den Finger einklemmen. Dann war man reif für den Arzt.

Wenn man im Herbst einen Telefonanschluss bestellte und endlich einen schwarzen Wandapparat der Monopol-PTT besass, war der Frühling ins Land gezogen. Und keine Dame mit Raucherstimme wollte uns Fusel aus dem Burgund andrehen.

Früher mussten die Menschen entsetzlich gelitten haben. Denn es gab für sie nur zwei TV-Programme und Vico Torriani.

Früher sahen Strassenränder aus wie der Korridor einer sterilen Spitalabteilung. Niemand schmiss RedBull-Dosen, halbe Bratwürste oder brennende Zigaretten-stummel aus dem Opel Olympia. Und rechts überholen? Unmöglich. Es gab ja keine Autobahnen.

Dafür den Grafitti-Nägeli. Mit ihm haben die Imitanten-Sauereien an Hauswänden und Eisenbahnwagons begonnen.

«Also war früher alles besser?» - «Ja gut, ganz früher vielleicht, bei Adam und Eva. Die fanden zu Recht das Paradies besser.»

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Ein Leserbrief auf den Artikel «Früher ...»

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Sehr geehrter Herr Trentin

Haben Sie im Programm Ihrer High-Level-Digi-Postille auch ein Kolumne für GG (Gäste-Glos-sen) vorgesehen? Wenn ja, dann freue ich mich auf ihr Erscheinen ebendort. Was früher die Installationsdauer eines PTT-Wandapparates betrifft noch dies:

Als Grufty, der noch mit dem Wandtelefon aufgewachsen ist und einmal in einer Neubau-siedlung ein ganzes Jahr auf einen PTT-Anschluss warten musste, staune ich nur, wo überallhin man heute das neue Kommunikationsmittel auch innerhalb des Hauses mitnimmt. Ja sogar auf dem Allerheiligsten, wo es dann sehr willkommen ist, wenn das Papier ausgegangen ist, um die Gattin zu benach-richtigen.
Dr. Fritz Kamer, Zug

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