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Einen Schlussstrich ziehen?
Auf keinen Fall.
Am 27. Januar 2020 jährte sich zum 75. Mal der Einmarsch von Teilen der Roten Armee in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Für die 2000 Überlebenden war das die ersehnte Befreiung. Für die Staaten des späteren Warschauer-Paktes wohl eher nicht. Die braune Diktatur wurde durch die rote ersetzt.
Wie man hört, werden jetzt wieder jene Stimmen lauter, die empfehlen, man soll endlich einen Schlussstrich ziehen unter das Vergangene. Man habe das ja nicht mehr zu verantworten.
Also sollen wir die barbarischen Überfälle des Deutschen Kaiserreiches 1870/71 und 1914 in die Nachbarstaaten, namentlich den Einfall in Frankreich einfach vergessen?
Die Zukunft habe doch nichts mit der Vergangenheit zu tun. Und warum nicht gleich auch die Entfesselung des Europäischen Grosskrieges durch die auf Hitler geschworene Wehrmacht 1939 mit den Untaten der Einsatzgruppen und der SS-Totenkopfverbände.
Noch ein paar Jahre wird es dauern. Danach gibt es keine Augenzeugen mehr für den Holocaust. Dann wird die Schlussstrich-These vermutlich noch energischer als Alternative für Deutschland angepriesen.
Bedenkenswert ist zudem der Hinweis von Ronald Lauder, dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, dass der Antisemitismus in den USA zurück sei. «Wir hören im Jahr 2020 die gleichen Lügen über die Juden, die schon die Nazis in ihrer Propaganda verwendet haben.»
Und wenn ein jüdischer Freund mir sagt, dass in Deutschland viele seiner Glaubensbrüder die Koffer packen würden, wenn die AdF an der Regierung beteiligt würde, dann sind das auch nicht gerade frohe Perspektiven.
Daher ist hier wohl der berühmte Revanche-Satz (1870) von Innenminister Léon Gambetta falsch: «Toujours y penser, jamais en parler.» Für die Shoah gilt: «Toujours en parler, ne jamais oublier.»
In eigener Sache
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