Home

Liebe Funda. Soll die Welt verschweizern?

An «Dobellischer Meinungsinkontinenz» leide ich selten. Zudem weiss ich auch nicht, ob die verweigerte Einbürgerung von Funda Yilmaz ein Skandal oder bloss Kurzfutter für eine Journalistin ist. Wie immer fehlen uns auch hier die vollständigen Fakten. Hier so etwas wie ein Leitartikel.

Weit besser gefallen hat mir den Kommentar des AZ-Autors Max Dohner, der «Friedrich Dürrenmatt als eine sich langsam entfernende und als Grosskobold dennoch gegenwärtiger bleibende Figur als Max Frisch beschreibt, dessen Vermächtnis in Fünfjahresschritten schon beinahe rituell gesalbt wird»

Max Frisch, rituell gesalbt! Hübsch gesagt. Ich habe bis heute nicht verstanden, was diese Pfingstserleuchtungen durch den Heiligen Geist der Literaturkritik sollen.

Ob Dürrenmatt allerdings uns berauschen kann mit seiner nonchalanten Bemerkung, die Welt würde entweder untergehen oder verschweizern, lasse ich gerne unbeantwortet, da ich nicht weiss, ob diese Welt dann besser oder noch unausstehlicher wäre. Ich ziehe Erstgenanntes aber vor.

Eines lässt sich zudem klarstellen. Etwas mehr Demokratie, mehr Besonnenheit, Ausdauer, Sachlichkeit, Nüchternheit und Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit und sogar spiessige Pünktlichkeit sind helvetische Fakultäten, sind Verschweizerungen, die vielleicht sogar international beachtet werden. Das wusste im Grunde genommen auch Dürrenmatt, der viel aber liebevoll über uns gespöttelt und gleichwohl wenig bewegt hat. Jetzt sagen Sie ruhig, ich sei ein Pfahlbürger.

Kommentare (2)

Max Dohner am 28.06.2017 14:54

Hübsche kleine Diskussion, entre nous. Das Alternativprogramm zur totalen Klick-und-Quote-Publizistik. Fritz spielte mit dem Satz, meines Wissens, auf die Wirtschaft an. Aber das soll einem nicht bekümmern, wenn man den Satz "aus dem Zusammenhang reisst". Umso weniger, da es gar keinen Zusammenhang gibt.

Christoph Bopp am 28.06.2017 11:37

Ob Frisch oder Fritz: Man muss den weisen Fritz aus Konoufingä wahrscheinlich "thermodynamisch" verstehen. "Verschweizern" ist die einzig mögliche Alternative zum schnellen Ende, wie man auch immer nennen mag. So eine Art Wärmetod, wo langsam aber sicher sich alles beruhigt und bis zum Stillstand entschleunigt. "Besser" oder "noch unausstehlicher" sind da leider als Alternativen nicht geeignet. In der Politik nennt man das germanisch den Modes des "Aussitzen(s)". Das hat mit Fritz und der Schweiz aber überhaupt und gar nichts zu tun.

Dreifaltiges über die Bodenmannschaft
Klerikale Witze Teil VI

16. Mai 2024

Noch immer werden hier Kirchen- und Himmelswitze angeboten. Man soll und darf das, ganz sicher bei uns im aufgeklärten Westen. Aus islamistischer Weltsicht sind sie eher verpönt. Siehe «Charlie Hebdo» und Dänemark.
Weiterlesen

Eurovision Song Contest 2024 oder
ESC: Evil-smelling Shit Contest

14. Mai 2024

Wer sich noch einen Rest von ästhetischer Kultur bewahrt hat, schaut und tut sich so etwas nicht an; und wenn doch, dann schnell weg. Es sei denn, er liebt Gruselkabinette, unmusikalischen Abfall und polypolares Gewäsch.
Weiterlesen

«Essays und Aphorismen II»
Das 10. Buch ist da.

10. Mai 2024

Das Buch ist gedruckt und ausgeliefert. Es kann angeboten und verkauft werden. Für sowas ist Zaster kein Laster.
Weiterlesen