Satiren

Wäffligers und die Erdbeeren

Alphons hat noch im September Erdbeeren gekauft. Er schnippelt sie für ein Dessert nach dem Abendessen zurecht. Paula tritt in die Küche.

Paula: Was machst du da?
Alphons: Schau mal. Die schönen Erdbeeren? Das gibt ein Dessert.
Sie: Aha. Woher sind die?
Er: Keine Ahnung.
Sie: Hast du nicht nachgesehen?
Er: Nein.
Sie: Hättest du aber. Moment mal … die hier sind laut Verpackung aus Holland.
Er: Ja und? Ist doch ein schönes Land.
Sie: Schon, aber Erdbeeren aus Holland und um diese Jahreszeit? Die Saison ist        schon lange vorbei.
Er: Kann schon sein. Aber die haben mich angelacht: «Bitte, bitte, nimm uns mit.»
Sie: Wieder typisch. Du fluchst über die Konsumtrottel und selber …
Er: … und was selber? Los sag es, werd’ es los?
Sie: Das weisst du ganz genau.
Er: Ja sicher. Aber die Ausnahmen bestätigen die Regeln.
Sie: Du meinst deine eigenen Ausnahmen und deine eigenen Regeln?
Er: Ja, immerhin habe ich welche.
Sie: Was soll das jetzt wieder heissen? Ich soll etwa keine Regeln haben?
Er: Doch, die hast du. Aber nimm zu Beispiel den Benno.
Sie: Den Böckelmeier? Du meinst jetzt aber sicher den Fritz.
Er: Ja, stimmt, genau der.
Sie: Warum, was ist mit ihm?
Er: Na ja, er kann es einfach nicht lassen, gegen Regeln zu verstossen.
Sie: Sag schon. Was ist es dieses Mal?
Er: Er reitet schon wieder persönliche Attacken gegen Gemeinderäte.
Sie: Na und, so lange er nicht gegen Anstandsregeln verstösst.
Er: Das tut er aber. Er zielt gehässig auf die Person, statt sachlich zu bleiben.
Sie: Aber das machen doch viele.
Er: Ja eben. Aber er behauptet Dinge, die er nicht belegen kann.
Sie: Das ist jetzt aber auch nicht neu.
Er: Ja schon. Aber er nörgelt ungerecht an gewählten Personen herum.
Sie: Na und, da ist er nicht der einzige.
Er: Der hat aber selber nie eine Wahl gewonnen. Hatte nie ein Amt.
Sie: Da seien wir doch froh.
Er: Da hast du auch wieder recht.
Sie: Das Motzen ist doch heute normal. Und wer hält sich noch an Regeln?
Er: Ja, ich zum Beispiel.
Sie: Aber auch nicht immer. Denk daran, wenn du poschten gehst.
Er: Ja, schon gut. A propos Fritz Böckelmeier.
Sie: Muss das sein?
Er: Ja, nur das noch. Der macht das nur, um im Gespräch zu bleiben. Typisch alter Mann.
Sie: Du meinst nach dem Motto: Auffallen um jeden Preis.
Er: Ja. Dem sind die Leute, an denen er herumnörgelt, nur Vorwand.
Sie: Du meinst ein Vorwand, sich ins Scheinwerferlicht stellen zu können.
Er: Ja, und da ist ihm halt jedes noch so billige Mittel recht.
Sie: Im Grunde genommen ist das doch einfach traurig.
Er: Ja, aber auch lächerlich. Hat was von einem Hofnarr, dem der Humor abhanden-gekommen ist.
Sie: Und es noch immer nicht gemerkt hat.
Er: In etwa. Da gibt’s dann auch eine Regel.
Sie: Und welche?
Er: Aufhören, bevor es zu spät ist.
Sie: Wie mit den Erdbeeren, gell.


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Ein warmes Wort für Müll und Schrott

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Dass David Lodge mit seiner Diskurs-Stützgerüst-These (Siehe auch "Wäffligers und die Kunst") zum Kern der Interpretations-Pobleme des Kunstschaffens vorgedrungen ist, belegt ein Artikel in der kantonalen Hauspostille, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Sie können ihn gleich hier

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