Kritik
«Berichte mal über Geschichte!»

Wenn's um Geschichtskenntnisse geht, da hört man in Gesprächsrunden nicht immer Faktenbasiertes. Napoleon III. wird mit dem I. verwechselt. CCCP, ein sowjetischer Eishockeyclub. Himmler, eine Delphinart. Und so weiter.
Und Marignano mutiert zur Traubensorte. Verdun gilt als ökologischer Parteiführer. Fraubrunnen wird zur Heilquelle und Overlord firmiert als Zigarrenmarke.
Es ist zu befürchten, dass das Geschichtsbewusstsein ferner Generationen auf das Niveau eines Maulwurfslochs sinkt. Dann wären vielleicht Teenager unfähig, die Machtergreifung der Nazis von 1933 bis 1934 im Deutschen Reich von der Oktoberrevolution in Russland zu unterscheiden. Die neuen Lehrpläne scheinen diese Tendenz nicht gerade aufhalten zu wollen: Kompetenzen statt Wissen.
Man wird sich an den Kopf greifen dürfen, wenn Alexander als Schnulzensänger, Karthago als Kakaosorte, die Langobarde als Kampfwaffe, Robespierre als Modeschöpfer, Buonaparte als Mitglied der 'Ndrangheta, Bismarck als Herings-Grosshändler und «The Third Reich» als Episode Nr. 14 von «Star Trek» verstanden wird.
Oder fragen Sie mal einen klassischen TikTokler, wer Bethmann Hollweg war. Irgendwas mit Willhelm Tell, ein Hohlweg bei Küssnacht? Oder Himmler. Eben doch nur eine Delphinart?
MEMENTO HOMO

Heute Morgen am 28. Juni auf der Schachentour entdeckt und kurz assoziiert, wie rasch und unverhofft das Leben enden kann. Hier biologisch ein Baum, dort historisch vielleicht ein Tyrann, dem man gerne die Aschermittwochs-Liturgie-Botschaft um die Ohren hauen möchte: «Memento homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris.»
Kommentar verfassen
Kommentare (0)