Satiren

Wäffligers geraten sich in die Haare

Dienstag, 0815: Alphons Wäffliger kommt frisch geduscht aus dem Badezimmer in die Küche, wo in der Bialetti schon der Esspresso dampft, und Paula ihn erwartet.

Paula: Hast du dich nicht gekämmt?
Alphons: Doch. Wieso?
Sie: Nur so.
Er: Nur so gibt es nicht. Also, was ist?
Sie: Hast du dich wirklich gekämmt?
Er: Ja, mit Kamm … und auf deinen Wunsch sogar mit der Bürste.
Sie: Sieht aber nicht so aus. Und wie lang die immer noch sind.
Er: Sei doch froh, habe ich noch Haare auf dem Kopf. Besser als auf den Zähnen.
Sie: Willst du damit etwa sagen, dass ich dort ...
Er: ... nein, wieso denn? Da gäbe es andere. Sag schon, was ist mit meinen Haaren?
Sie: Die Frisur, also ich weiss nicht.
Er: Geht’s etwas genauer?
Sie: Dein Coiffeur sollte …
Er: ... gar nichts mehr. Der ist weg. Der Manuelo will jetzt Sozialarbeiter werden.
Sie: Sozialarbeiter? Ja gut, bei dem Mundwerk. 
Er: Du bist ungerecht.
Sie: Kann sein. Ich nehme an, du bist also bei einem anderen Coiffeur gewesen?
Er: Ja doch, warum?
Sie: Weil ich mich frage, welches Genie dir das da auf deinen Kopf geklatscht hat?
Er: Na ja, ich bin gestern doch in diesem anderen Salon gewesen.
Sie: So, und nachher?
Er: Ääh ... noch im Sternen. Ist halt spät geworden. Ich wollte dich nicht wecken.
Sie: Ahaa. Wie hast du gesagt, der Salon, wie heisst der?
Er: Habe ich dir das nicht gesagt? Er heisst Salon Sissi. Die haben eine neue Coiffeuse.
Sie: Aha, jung und sexy? Und, wie heisst die? Lass mich raten. Doch nicht Sissi?
Er: Richtig. Sie heisst Berta.
Sie: Berta … Moment. Geht nicht auch der Tratschmann zu der.
Er: Du meinst Benno, diesen penetranten Wichtigtuer?
Sie: Keine Ahnung, was der ist. Aber der heisst eigentlich Schrattmann.
Er: Kann schon sein.
Sie: Mir doch egal. Von mir aus kann der auch Klatschmann heissen.
Er: Ja schon, aber immer noch besser als Schrobenhauser.
Sie: Ja, kann sein. Und dein Benno, der geht jetzt also auch zu Berta?
Er: Das ist nicht mein Benno. Ja, der geht auch zu der, sagt seine Frau.
Sie: Die Jolanda?
Er: Ja, die Schwatzmann. Wenn die zu quasseln beginnt, dann …
Sie: … dann was? Pass jetzt gut auf, was du sagst.
Er: … dann stimmt nur die Hälfte, und die andere ist nicht wahr.
Sie: Aha. Und der Rest ist erfunden. Das mit Benno scheint aber zu stimmen.
Er: Der geht also auch zu Berta?
Sie: Ja. Und seine Frisur ist die gleiche Katastrophe, wie das hier auf deinem Kopf.
Er: Woher hast du ...? Egal, jetzt übertreibst du aber.
Sie: Ich? Hast du heute schon in den Spiegel geschaut?
Er: Ja, aber nur flüchtig beim Kämmen. Er war beschlagen.
Sie: Der Spiegel?
Er: Wer denn sonst?
Sie: Du zum Beispiel ... nach der Sternennacht.
Er: Ich hatte nur drei Bier.
Sie: Im Kopf. Aber auf dem Kopf, da hilft bei dir aber alles Kämmen nichts mehr.
Er: Meinst du wirklich?
Sie: Ja, allerdings. Schau dir das noch mal im Spiegel an, dann weisst du Bescheid.
Er: Widerwillig gerne, aber wenn du meinst.
Sie: Ja, das meine ich. Apropos Schrobenhausers. Ich will mit denen nichts zu tun haben.
Er: Versteh' ich. Er ist ein Obernörgler.
Sie: Und seine Frau hat offenbar irgendwo eine Schwatzdrüse.
Er: Eine was?
Sie: Eine Schwatzdrüse.
Er: Du meinst, wo andere das Grosshirn haben?
Sie: Ja. Und was du noch nicht weisst. Die hat uns zu einer Abendparty eingeladen.
Er: Wann?
Sie: Gestern.
Er: Nein, ich meine die Party doch, wann?
Sie: Am Samstag.
Er: Sind wir da nicht in Bern?
Sie: Ja, offiziell. Und wenn nicht, dann muss uns inoffiziell noch was einfallen.
Er: Schon, aber auch zu meinem Coiffeurproblem.
Sie: Sicher. Notfalls schneide ich sie dir.
Er: Hilfe, Kyrie eleison.


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