Querbeet
General-Anzeiger Brugg und Rundschau:
Querbeet vom 30. Januar 2025
«Astrologie»

Den Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie kennen Sie? Jene ist eine exakte Wissenschaft, diese nicht.
Frau K. glaubt an Astrologie, ihr Mann nicht. Er hält sie für hirnrissigen Aberglauben. «Den Planeten sind wir so schnuppe, wie uns Demokraten dieser Elon Musk», sagt er. Und doch: Auf Partys sind sie sehr beliebt, die Sternzeichen. Fr. K. verbreitet dort: «Also ich bin Waage mit ein paar positiven Aspekten.» Herr F. mustert sie intensiv: «Man sieht’s. Noch ein Glas Prosecco?»
Es sei gestanden, früher hab ich’s mal getan – ich war noch sehr jung – nämlich mit Hilfe einer Ephemeriden-Tafel ein privates Horoskop erstellt. «Und, hat’s was gebracht?», hat Herr K. wissen wollen. «Genau besehen nichts. Denn was ich bin und vermutlich werde, habe ich auch ohne Sterndeuter-Schnickschnack geahnt.»
Heute belächle ich wie der Mann von Frau K. als Jünger der Ratio den Schicksals-Zinnober steifhirniger Astrologie-Propheten und phantasievoller Horoskop-Tüftlerinnen. Hier vor allem den trostlosen Heftli-Unfug von Madame Sternliguck und Monsieur Himmelsblick.
«Wer sowas produziert oder glaubt, sollte sich mal ein MRI des Gehirns gönnen», hat Herr K. gemeint. Ich fand das etwas schroff. Denn was nützt eine Diagnose, wenn man die Therapie scheut? Mittlerweilen schalte ich auf «Airolo-Göschenen», wenn Frau K. an Partys die Segnungen der Sternenanalyse zu besingen beginnt. Dasselbe geschieht in meinem Umfeld: Da herrscht rabiate Skepsis.
Etwa Stadtrat B.: «Auf diesen Mumpitz gebe ich gar nichts.» Kollege A: «Geht’s noch? Die Planeten pfeifen auf uns.» Eine ältere Dame: «Ich bin 93. Meine Horoskope waren Quatsch. Mein Mann war ein Langweiler, Kinder hatten wir keine, und wie Sie sehen, bin ich mit 76 nicht gestorben.» Frau D.: «Keine Zeit. Ich muss jetzt kochen.»
Herr E.: «Ja, ja, schon gut. Und die Erde ist eine Scheibe.» Ein Trainingskollege: «Die geht mir dort vorbei, wo es dunkel und nicht immer windstill ist.» Und der Literaturkritiker Christopher Hitchens: «Die Philosophie beginnt dort, wo die Religion endet, genauso wie die Chemie dort beginnt, wo die Alchemie verschwindet, und die Astronomie den Platz der Astrologie ersetzt.»
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Kommentare (2)
Es soll jetzt Astrologen geben, die dem Grossmufti von Washington höchstens noch zwei Jahre zubilligen. Dann würde er, wie und warum auch immer, weg sein. Seine Sterne stünden sehr ungünstig, namentlich im Skorpion dieser Zwergplanet Pluto (Hades gr.), auch bekannt als Gott der Unterwelt, in welche der Mann mit den zu langen Krawatten eigentlich auch gut hinpassen würde, immer vorausgesetzt, Charon lässt in überhaupt vorbei und schickt ihn per Drachenflugpost nicht direkt in Dantes Inferno.
Sie haben mir aus der Seele gesprochen. Echt. Der Unterschied zwischen Heftli-Horoskopen und seriösen Horoskopen, so mit Häusern und Aszendenten ist null. Beide sind 100.000 % Unsinn.
Welches Sternbild habe ich? Eigentlich gibt es keine solche als physische Objekte, und wenn ich eine Waage wäre, wäre ich nicht ausgeglichener als ein Stier.
Und dass Madame Teissier (?) Ehrendoktorwürde erlangt hat, wirft einen sehr dunklen Schatten auf die Wissenschaft.
Erstaunlich wenige sind unserer Ansicht. Ich höre dann oft: «Ja, du hast schon recht, aber meine Tante hatte einmal ein Horoskop machen lassen, und das hat gestimmt. Erkläre mir das mal! Muss halt doch etwas dran sein.»
Sie erwähnten noch die Flacherdler. In der gleichen Schublade wie Astrologen. Aber ehrlich: Kennen Sie einen ernsthaften Flacherdler? Oder wenigsten einen, der einen solchen kennt? Ich nicht. Aber jede Menge Astrologie-Anhänger, darunter auch gebildete Leute.
Kennen Sie die Niels Bohr zugeschriebene Anekdote? In seinem Büro hing ein Hufeisen. Ein Besucher fragte: Aber Herr Professor, sie glauben doch nicht etwa, dass ein solches Hufeisen Glück bringt? Nein, ganz sicher nicht, sagte Bohr, nur sagte man mir, es bringe auch Glück, wenn ich nicht dran glaube.