Querbeet

General-Anzeiger Brugg und Rundschau:
«Querbeet» vom 19. Dezember 2024
«Talleyrand lässt grüssen»

Das wird eine weihnachts-abstinente Kolumne. Sie kommt dem Versuch gleich, an Ostern Hasen und Eier zu ignorieren.

Und dass seit November pränatale Magnetkräfte am Werk sind, uns das Geld aus dem Portemonnaie zu ziehen oder zeitgemäss die Kreditkarte zu entlasten, ist leidvoll erkannt.

Die Weihnacht der Bibel hat mit Kommerz etwa so viel gemeinsam, wie Thomas Manns «Zauberberg» mit TikTok. Also sehr wenig. Sie ist stückweise nur noch Vorwand oder einfach Brauchtum. Somit lassen wir es.

Auch ein wertender Jahresrückblick wird das nicht sein, obschon das Jahr 2024 uns bedrängende und brennende Danaer-Geschenke hinterlassen hat. Die bestätigen nur, dass wir seit Menschgedenken offenbar immer wieder mit machtzerfressenen Despoten und Menschenschindern rechnen müssen.

Angefangen hat das mit den Tyrannen des Altertums, enden wird es offenbar nicht mit den traurigen Exemplaren der Gegenwart. Vernunft und Vertrag, Frieden in Freiheit, Demokratie und Diplomatie sind scheinbar doch bloss Posen und Possen, wie sie selbst unsere eigene classe politique ab und zu produziert.

Der französische Diplomat Talleyrand sagt da sec: «Politik verdirbt den Charakter.» Très bien, mon cher. Pars pro toto-Denken aber ebenso. Vereinzeltes für das Ganze zu halten, ist immer falsch, wie etwa die These: Alle Politiker sind Schwätzer. Oder: Alle Schwätzer sind Politiker. Klar, es gibt welche. Desgleichen Schwätzerinnen, liebe Damen.

Sie wollen Namen? Auf keinen Fall. Wenn schon, dann sage ich denen das persönlich oder verklausuliert und denke da an Talleyrands Bonmot: «Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.»

Aber was ist, wenn Sie einem Politiker unverborgen sagen wollen, er solle zurücktreten. Auch da hat Talleyrand ein Antwort: «Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer, als der Abschied von der Macht.»

Denken wir da nicht an Diktatoren, Ministerpräsidenten, Bundeskanzler und Aussenminister? Oder an Stadträte? Sie wollen schon wieder Namen? Da zitiere ich noch einmal unseren Gewährsmann: «Jeder ist entbehrlich. Wer es nicht glaubt, ist nicht ehrlich.»


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