Satiren

Sein oder Nichtsein?

Trump oder nicht Trump. Das ist keine Frage mehr. Aber Sein oder Nichtsein, das ist ganz gewiss ein Stoff, der uns immer wieder heimsuchen wird.

            (Das Bild stammt aus dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch
                                    mit Carol Lombard und Jack Benny.)


Und das sicher intensiver als jene müssige Erkundung, ob denn das Sein das Bewusstsein oder das Bewusstsein das Sein hervorbringe? Heisse ich denn Heidegger? Oder Prof. Dr. M., der vor über 50 Jahren in einer Philosophiestunde, sowas gab’s damals im Seminar Wettingen noch, uns die Frage in die Köpfe pflanzte, ob dem Nichts ein Sein oder eben kein Sein zukomme?

Was für eine verstörende Frage. Tiefes Schweigen als Reaktion. So still war die Klasse noch nie gewesen. Keiner wollte sich blamieren. Keiner gab eine Antwort.

Ich hatte zwar eine, aber kaum eine, wie mir schien, die dem Hirnmartyrium angemessen war; dass ich nämlich in dieser Stunde auf mein gegenwärtiges Dasein gerne verzichtet hätte und gleichzeitig darüber nachdachte, ob ich später am Abend sie wohl küssen könnte.

Mehr lag ja im Sein der damaligen Zeit nicht drin. Denn die Moral forderte, dass man «edel im Gemüt zu sein und die Pfeil und Schleudern des wütenden hormonellen Geschicks zu erdulden» hatte. Und das, obschon die materielle Vollendung des Liebeswerbens «ein Ziel auf innigste zu wünschen» war.

Nehmen wir jetzt aber einmal an, die Frage in jener Philosophiestunde würde heute gestellt. Sofort wäre ein wildes Getrippel und Getrappel auf den Smartphones losgegangen: Stichworte: «Nichts, Sein, Bewusstsein».

Und dank des schmucken Paralleluniversums der KI hätte ich ein kurzes Referat über die Phänomenologie von Husserl, die Existenzdeutung Kierkegaards und Heideggers ontologische Gesichtspunkte nach einer halben Stunde stolz präsentieren können, ohne selber was verstanden oder gar die ursprünglichen Fragen beantwortet zu haben. Dies nach dem Grundsatz: Wir wissen viel und verstehen trotzdem nichts.

Und es wäre wahrscheinlich auch nicht sinnvoll gewesen, bei «verschmähter Liebe Pein» über Sein oder Bewusstsein nachzudenken, wenn uns, jetzt nur mal zum Exempel, die Freundin davongelaufen wäre, und somit unser Sein als Nichtmehr-Seiende(s) erfüllte. Kurz: Was hilft uns Philosophie, wenn der real existierende Alltag zu ihrem Attentäter wird?



Der Text zitiert aus Hamlet:
Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? (...)

Sterben - schlafen - Nichts weiter!
Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stösse endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, 's ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben - schlafen -
Schlafen! Vielleicht auch träumen! (...)

Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geissel,
Des Mächtigen Druck, des Stolzen Misshandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist. (...)

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