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Herbstsonaten

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt hat sich auch als schlesischer Lyriker gesehen. Davon zeugt sein wieder aktuelles Herbstgedicht mit schlesischem Zungenschlag, das wiederum mich inspiriert hat, es mit einem helvetischem zu versuchen.
Dieter Hildebrandt: Herbst, aus «Schlesischer Jahreszeiten-Zyklus»
Wenn du und das Laub wird älter,
und du merkst, die Luft wird kälter,
und du fiehlst, dass du bald sterbst,
dann is Herbst.
Herbstsonate
Wenn in den Quartieren die Laubgebläse knattern,
Und für ein letztes Mal die Rasenmäher rattern,
Wenn du, geschwächte Sonne, bleich mein Antlitz färbst,
Dann, mein Lieber, dann wird es Herbst.
Wenn beim Metzger die Blut- und Leberwürste locken,
Und wir nicht mehr draussen auf warmen Steinen hocken,
Wenn bunt der Wald und manches Blatt zinnober,
Dann mein Lieber, dann ist‘s Oktober.
Wenn Tussen wieder warme Unterhosen tragen,
Und partout hochgestellt sind alle Mantelkragen,
Wenn dick und dicker werden die Gewänder,
Dann, mein Lieber, dann ist’s November.
Wenn früh am Morgen dein Wagen nicht richtig startet,
Und du vergeblich auf den Intercity wartest,
Wenn du im Advent auf deinen Hintern krachst,
Dann wisse, das ist des Dezembers Macht.
Akutpoesie
Ameti da, Ameti dort.
Tönt es in einem fort.
Mich kratzt das bloss periphär,
Wie wenn's nie gewesen wär'.
Klimawandel
Klimawandel hier und Klimawandel dort.
Täglich quält und dieses Wort in einem fort.
Stund’ um Stund giesst es aus Medienröhren.
Wer zur Hölle will das noch länger hören?
Die Grünen
Was nur lässt sich von den Grünen sagen:
Dass sie uns frech mit Geboten plagen?
Wie wir zu heizen und zu reisen haben?
Womit wir fahren und wie wir reden müssen?
Was wir essen dürfen und wen noch küssen?
Ich pfeif' auf sie und lasse herzlich grüssen.
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Kommentare (1)
Grüne sind nicht mehr grün,
Braune mehr als braun,
Rote nur noch tot.
Alternative nur noch naiv,
Christliche nicht mehr up,
Alte noch nicht down.
Was soll das noch werden
auf unser aller Erden?