Satiren
Wie sie reden

Kennen Sie, was SF SRF meist zur Mittagszeit sendet? «Mini Chuchi, dini Chuchi». Da kochen sich fünf Personen mit wahrlich sophistizierten Menüs statt um Kopf und Kragen, um Punkte und Preise.
Denn ohne geht ja auf unserer olympianisierten Welt gar nichts mehr. Dabei wecken weniger die Speisefolgen mein Interesse, sondern weit mehr, mit welch reichhaltigem Wortschatz die olfaktorischen Lusterlebnisse ausgedrückt werden. Es sind vor allem die Adjektive (Wieworte) und die Interjektionen (Ausrufe). Hier der in keiner Weise erfundene und unbearbeitete Feinkost-Originalton.
Frau Jeanine Schlemmer: Wow, einfach wow … oder?
Frau Gaby Gourmet: Ja, das ist mega wow gewesen.
Frau Jeanine Schlemmer: Es war so cool, mega mega wow.
Herr Louis Lecker: Es war einfach nur wow, es sah Hammer aus.
Frau Jeanine Schlemmer: Das Brot, megaknusprig.
Frau Susi Salzmann: Es war nicht zu toppen. Es war sehr lecker. Ich fand es nicht so toll, die Schalen der Garnelen.
Frau Gaby Gourmet: Es war megafein.
Herr Louis Lecker: Er hat das Motto megagut umgesetzt. Das war Hammer.
Frau Gaby Gourmet: Das Essen war megafein. Es war genial gut.
Fazit. Da kochen sie wie die grossen Küchenmeister, reden aber wie die kleinen Kinder. Nun erwarte ich ja nicht, dass sie sprechen, wie Adorno geschrieben hat. Aber ein paar farbigere Adjektive mehr würden bereits genügen. Zur freundlichen Nachhilfe einige Beispiele.
«Ausgezeichnet, ideal, exzellent, perfekt, ausserordentlich, optimal, aussergewöhn-lich, überdurchschnittlich, prima, exemplarisch, hervorragend, irre (zur Not), eindrucksvoll, überzeugend, klasse (zur Not), vorzüglich, herrlich, beachtlich, grossartig, erstklassig, wundervoll, meisterhaft, hochwertig, überwältigend, überragend, beispielhaft, unübertroffen, makellos, grandios, glanzvoll, fantastisch, fabelhaft, erlesen, famos (zur Not), sehr fein, süperb».
Natürlich klingt das schon sehr nach Upperclass. Wer das nicht kann oder will, mag sich ja mit einem immer treffsicheren Wiewort behelfen, nämlich: «Es war gut, es war sehr gut, es war mehr als gut.» Oder einfach. «Es war so gut, ich finde keine Worte.»
Und eine letzte Bitte: Lassen Sie doch um Himmelswillen mal endlich dieses Millionenwort weg, das megatonnenmässig auf unserer Sprache lastet.
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