Querbeet
General-Anzeiger Brugg und Rundschau:
«Querbeet» vom 27. Juni 2024
«Neid»

Vor kurzem hat mich Arabella (Name geändert) im Fitnesscenter gefragt, ob ich auf etwas oder auf Personen neidisch wäre?
Wen sie da genau meine? Ferrari-Opas oder Rolex-Hippster? Nein, sicher nicht, obschon ich einen eleganten Schlitten oder so einen Chronometer der Oberklasse nicht schnöde verschmähte.
Sie lächelte grosszügig und meinte dann noch, sie kenne so etwas wie Neid überhaupt nicht. Sie wüsste nicht wozu? Da sei sie aber zu beneiden, habe ich geantwortet. Mir sei das Gefühl nicht ganz unbekannt, wenn ich zum Beispiel hinüber zu den Sixpack-Aspiranten schaue und dann mit meinem kleinen Embonpoint vergleiche, das einen gesegneten Appetit verkündet.
Ja gut, aber wenn ich denen dann zuhöre, da sei ich gar nicht neidisch. Übrigens könne man jemanden ja auch freundschaftlich beneiden, so etwa Menschen, die besser Klavier spielen als ich. Denn da brauche es wenig; und alle seien doch froh, wenn ich es nicht tue. Oder wenn ich Organisten, statt sie zu beneiden, sie bewundere, wenn sie mit Händen und Füssen die grossen Kisten von Bach, Franck und Reger stemmen.
Und dann ist da noch der Blick auf die Prominenz. Wenn jemand wegen denen von verbissenem Brotneid oder verbitterter Missgunst gepeinigt werde, dann sei daran erinnert, dass man bei genauerem Hinblick den begrabenen Hund entdecken kann, oder gleich ein ganzes Wolfsrudel. Das sei ein probates Heilmittel gegen ätzendende Neidgeschwüre.
Ich habe dann Arabella auch gefragt, ob ihr aufgefallen sei, welch’ wunderbare Redewendungen sich um das Wort Neid ranken? Gedacht hatte ich an «Von Neid zerfressen. Vor Neid platzen. Gelb oder grün vor Neid sein». Und an Schimpfwörter wie «Neidhammel» oder den Helvetismus «Neidgrind». Wobei man hier genderorientiert auch nach der weiblichen Analogie wie etwa «Neidbesen» oder «Neidzicke» fragen müsste. Persönlich würden mir «Bissgurke» und «Neidkachel» auch noch gefallen.
Doch lassen wir das mit einem Zitat friedfertig enden: «Geiz und Neid sind lächerliche Eigenschaften.» Kristina von Schweden, eine kluge Frau.
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