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Post festum

Der Alltag hat uns wieder im Klammergriff mit dem angenehmen Vorteil, dass er uns die Chance anbietet, nach den strapaziösen Festtagen wieder zur Ruhe zu finden, die wir für neue Anläufe zu den eher geistigen Regalien und Genüssen notwendig haben.

Auf jeden Fall meine ich damit jetzt nicht die vielzitierte und in den meisten Fällen miss- oder kaum verstandene, aber auf den Esoboutiquen werbewirksam angeprie-sene Spiritualität, die wie ein Mannequin auf den Laufstegen des philosophischen Modeangebots herumstolziert.

Sondern schlicht eine Runde Gedanken über einen Satz von Blaise Pascal, dem gemäss «das  ganze Unglück der Menschen allein daherrühre, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.» Und dort dann fernsehen oder im günstigen Fall auf sich stossen, was nicht immer angenehm sein wird.

Die also zum Beispiel den tausend hohlen Sensationen nachrennen, und die vor Ehrfurcht in die Knie gehen, wenn Pelebeckenbauerkuhncruyffmaradonamessi einen Ball ins Netz pfeffern, oder ein Abfahrer drei 100stel-Sekunden schneller als der andere ist, und das mit Vorzug ein Schweizer. Ist doch einfach lächerlich, exorbitant teures und inhaltlich billiges Spektakel, das sich präsentiert, als wäre es der ultimative Höhepunkt in der besten aller Welten (Leibniz). Da warten doch fäkale Worte auf ihre Erfüllung.

«Du verstehst das einfach nicht, du Stubenhocker», sagen dann meist wohlmeinende Freunde. Mag sein, muss ich auch nicht, ich meine, das alles verstehen. Aber hört zu, liebe Kameraden! Bei mir ist das viel schlimmer. Je länger ich lebe, desto mehr geht mir das alles dort vorbei, wo in der Regel der hintere Teil einer Hose anliegt. Da lese ich lieber Pascal.


Kommentare (3)

Alessandro Parmentieri am 24.01.2024 08:53

Mir sind ihre "vollkrassen" Sprüche nicht verstendlich, haben nicht Respekt und sind einfach überflüssig. Und was haben sie gegen Fusball, Sie Stubenclaun.

Pirmin Meier am 10.01.2024 13:59

Lieber Valentin,
obwohl der Satz von Pascal, einem der nebst Kierkegaard bedeutendsten Religionsphilosophen der neueren Christenheit, leider auch für mich weitgehend zutrifft, muss ich Dir im Hinblick auf die Kritik an Esoterik, leider auch die heutigen Landeskirchenreligionen inbegriffen, recht geben. Gilt auch für die Vergötterung des Sportes und der Sportler, besonders der alle Proportionen sprengenden Fussballer, wiewohl dies etwa zur Zeit eines Uwe Seeler noch anders war, auch Pelé und Beckenbauer waren zumindest in ihrem Aufgang als junge Genies ein Wunder und einer gewissen Verehrung wert, je länger desto mehr verging aber dann alles im Kommerz, was übrigens der kürzlich verstorbene schwer unterschätzte aber bedeutende Schweizer Publizist und Autor Romano Cuonz in seinem leider unvollendeten Roman über die Obwaldner Steueraffäre dargetan hat. Immerhin ist aber der Sport vergleichsweise eine noch achtbare Unterhaltung, für Federer und Odermatt musste man sich bis anhin mit Gewissheit weniger schämen als in Europa und weltweit flächendeckend für die prominentesten Politiker, deren "Leistungen" durch und durch als fragwürdig einzuschätzen sind, meine da gar nicht primär Extremfälle wie Trump, Putin und den vergleichsweise noch geachteten Diktator Chinas. Die Schweiz hat ohnehin auch nur deshalb eine weniger katastrophale Regierung als Deutschland, weil es die direkte Demokratie gibt, der Betrieb langsamer, wie der Philosoph Troxler schon für das 19. Jahrhundert betonte und die Regierung schon immer eine stumpfe Spitze war.
"Da lese ich lieber Pascal", Du liegst da wohl richtig, lieber Valentin.
Herzliche kollegiale Grüsse
Pirmin M.

Ivana Leisender am 10.01.2024 09:13

Sie sind ein hoffnungsloser Intellektualist. Gönnen Sie denen doch ihr Vergnügen, auch wenn Sie das nicht nachvollziehen wollen und wahrscheinlich auch nicht können. Toleranz hat noch keinem geschadet. Und zudem, warum fügen Sie sich nicht in das, was nicht zu ändern ist: Brot und Spiele halt?

Soeben wieder entdeckt.

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Nämlich einen Text vom 23. Oktober 2020, in dem auch Pascal zum Wort kommt. Er ist hier als kleine Zugabe gedacht. Also, wenn Sie gerne zu Hause bleiben und interessiert sind an ein paar bissigen Bemerkungen über die nur ja nichts verpassen-wollende Sensations-Streunern, dann geht es für Sie hier

Weiter

Wieder aufgenommen: Vollkrasse Sprüche

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Die Infektion der Woken: Geistiger Blasenkatarrh.

Spiritualität: La grande absence d'esprit, oder die gefahrlose Flucht ins Ungefähre.

Der gescheite Bube bleibt in der Stube.

Die deutsche Kaiserkrone ist in den Sümpfen der Fussball-stadien verschollen.

Sei es jetzt Donald oder Jo,
Ich sehe das jetzt eher so:
Doof der eine, der and're alt,
Denk' ich an beide, wird mir kalt.
Somit empfiehlt sich insgeheim:
Ab mit euch ins Seniorenheim,
Wo Viktor in der Küche steht
Und mit Kim die Pfannen fegt.

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