Region Brugg

Stadtratswahlen in Brugg
«Begleitphänomene», ein Leserbrief
Das «Wunder von Brugg», ein Nachtrag

In Brugg berückt - nein, nicht bedrückt - uns ein plakativ bilderreicher Wahlkampf um die fünf Sitze im künftigen Stadtrat. Aus immer noch aktuellem Anlass dazu ein paar eher grundsätzliche Gedanken, erschienen als Leserbrief im Brugger General-Anzeiger vom 26. August 2021.

Und als Echo auf einen bestellten Leserbrief ein Nachtrag.

Begleitphänomene

Nein, ein echtes Aarekind bin ich nicht. Zwar am Wasser geboren, in Arbon als Bodenseebueb. Aber was solls? Wenn schon Heredität, dann aber bitte mit Biografie. Folglich träfe es «überzeugter Wahlaargauer» (Seit 1955 in Suhr) und «Kuchenbrugger» (Seit 1970) besser. Und klar: Wo und wie man gelebt hat, prägt uns, wenn auch nicht in einem Masse, um irgendwelche individuelle oder gar politische Vorzüge geltend machen zu können. Geografie alleine ist noch keine Qualifikation.

Eher sind dann schon Temperament, Intelligenz, Wissen und Erfahrung die formenden Elemente eines Lebenslaufes. In der Politik kommen dann noch Eloquenz, Sachverstand, Dossiersicherheit, gesellschaftliche Beweglichkeit, moderiertes Selbstbewusstsein, aber auch ein unauffälliges Durchsetzungs- und Gestaltungsvermögen und ein massiver Mangel an Naivität hinzu. Damit liesse sich erst mal grob das Wertefüllhorn der Kandidaturen für Stadt- und Gemeinderäte ausmessen.

Konkreter muss man nicht werden. Auch für Brugg nicht. Da kann man sich gelassen eine Bewertungsabstinenz verordnen. Alle Kandidaturen haben die üblichen Vorzüge und Mängel. Vorteile kann man jenen zubilligen, die Amtserfahrung besitzen, dies aber auch nicht in jedem Fall oder a priori.

Vielmehr darf man jeden Kandidaten und vor allem auch jede Kandidatin um den Mumm beneiden, sich der mehr oder weniger kritischen Öffentlichkeit zu stellen. Hört man sich um, so vernimmt man leider auch weniger qualifizierte Aussagen wie «zu unerfahren, hat wenig umgesetzt, zu angepasst, zu programmatisch» oder «Showbiz, Jahrmarktsverkäufer, Wolkenschieber, Realitätsverweigerer, Fundamentalistin, Blasenproduzent und charmant Betörendes mehr. Etwas netter zu sein, wäre da ein Lebensziel.

Würde ich mich trotzdem zu einer präziseren Aussage hinreissen lassen, dann jene, dass der Stadtrat gemäss Parteistärken wie folgt repräsentiert sein könnte, nämlich mit je einem Sitz für die FDP, die SVP, die SP, die Mitte (CVP) und die Grünen. Alles andere ist Belletristik und würde bestenfalls die Erkenntnis bestätigen, dass Ehrgeiz und Realismus nicht immer korrelieren.

Sibyllinisch kann man sich zur Frage äussern, ob ein Sesselwechsel im Stadtammann-Bureau notwendig ist. Er hängt primär davon ab, wie viele Stimmen die beiden als Stadträte (generisches Maskulinum) erhalten werden. Und da ist alles noch offen.


Nachtrag: «Das Wunder von Brugg»

Aus einem Leser-Beitrag zum tosenden Wahlkampf: Vorab fragt uns ein bestellter  Kandidaten-Verkäufer, ob Grün tatsächlich die Lösung sein könne, ob uns bei Rot nicht schwarz vor Augen werde, und ob wir uns in der Mitte nicht langweilen?

Nichts von all dem. Bei Grün denke ich an unsere Wälder, Rot sehe ich eher bei hypertrophen Lobgesängen auf Kandidaten, und zur moderaten Mitte stehe ich, wann immer es möglich ist, also nicht mal selten.

Aber sicher dann nicht, wenn ein Kandidat «vielschichtig» sein soll. Da wird man doch misstrauisch. Ist er nun vielschichtig oder vieldeutig doppelbödig, je nach Interessenlage?

Nun gut, er kennt immerhin «seine» Bürger, nimmt sie offenbar in Besitz, verkennt aber die Bürgerinnen, die es ihm sicher lohnen werden. Und das, obschon er in Wirtschaft und Natur, im Sozialem, in Kultur und Sport, ja sogar auch in Bildung und Finanzen überall zu Hause sein soll. Ein wahres Mehrfamilienhaus, der Mann.

Aus diesem scheint nun der Leserbrief-Schreiber auch noch in «Des Knaben Wunderhorn» zu blasen. Dissonant klingt dann der Hymnus, der Kandidat sei ein eloquenter Gesprächspartner, was man auch als Synonym für «hohe verbale Inzidenz» verstehen kann, der als «Restworteverwerter» lieber selber spricht, statt zuhört und uns bilderreich daran erinnern möchte, dass er das «vernetzte Denken verinnerlicht» habe.

Verinnerlichen lässt sich da schon bald der Gedanke, dass in diesem Kontext «Das Wunder von Brugg» wohl auf sich warten lassen wird.


 

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Gender*Ei in Brugg

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Dieses hat die SP-Fraktion mit einem Postulat gelegt, das eine gendergerechte Sprachregelung für alle Funktionen in Behörden und Verwaltung der Stadt Brugg intendiert. Dies, obschon sich ihre spachtheoretischen Grundlagen jederzeit widerlegen liessen.

Hat diese sprachpolizeiliche Massnahme nun wirklich Priorität in der politischen Agenda? Wären dann also die anschwellenden Baugesuche, generell Bau- und Verkehrs-projekte, Umikens Schulraum-erfordernisse, die Entwäs-serungsplanung (GEP) und das Regenbecken nur Sekundär-Firlefanz? Oder der Veloweg Schinznach-Bad, die Brücken-projekte, die Umsetzung der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) oder die Aufwertung der Hofstatt tertiärer Krempel? SP: QUO VADIS? Ins Königreich des Unwesentlichen?

Stadtrat und Stadtammann? Wer wird es?
Oder gibt's bloss pizza al pescatore?

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