Region Brugg
In Brugg wird's gruselig

Man ist versucht kurz zu bemerken: Was heisst hier «wird»? Statt Futurum I also Imperfekt. Pardon: Das heisst jetzt Präteritum. Nein, so weit wollen wir’s nicht treiben. Wäre doch ungerecht. Die Region hat das nicht verdient.
Und das selbst dann nicht, wenn man in der Vergangenheit zwischen Neumarkt I und II auf dem Roten Platz um ein Uhr morgens durchaus das Gruseln lernen konnte. Oder wenn die gräuslichen Abfallberge nach einem Wochenende in den Wäldern den Niedergang von Esskultur und Eigenverantwortung, aber auch die Widerlichkeiten der Sommersaison verkündet haben.
Auch die da und dort drohenden Steuerfuss-Erhöhungen als «gruselig» zu bezeich-nen, wäre unstatthaft; auch «grausam» trifft es nicht, allenfalls «unangenehm».
Und war dieses Jahr 2020 mit diesem gespensterhaft volatilen Virus nicht an sich schon ein zureichender Grund des Grauens? Wozu also noch Kintopp? Oder wiederum in Brugg die Tatsache, dass die Planung des Schildes in der Schulthess-Allee durch Einsprachen verschleppt wird. Gruselig ist hier zwar kaum das richtige Adjektiv, «schauderhaft» täte es auch.
Und vergessen wir nicht das haarsträubende, von RedBull inspirierte Kamikaze-Gesöff, das sich statt BLACK HORROR nicht nachvollziehbar BLACK HORSE nennt.
Also bitte. Warum jetzt aber auch noch dieses «Brugggore» draufgepackt? Warum dieses Horrorfestival in Brugg, das wir einem Bandscheibenvorfall eines der Promo-t(h)oren zu verdanken scheinen? Nun gut, gönn' ich keinem. Rede aus Erfahrung. Ist an sich schon schrecklich.
Ich weiss das alles nicht sauber einzuordnen. Wie so vieles in der Region. Warum wir zum Beispiel denn unbedingt eine «Stück Kultur», eben diesen dreitägigen Horrorfilm-Marathon, eine «Faszination des Gruselns» brauchen? Und diese Attraktion des Grauens könne erst noch in einem kontrolliertem Umfeld erlebt werden.» Vielen Dank. Man ist erleichert.
Konkret: Da sitzt man dann mehr oder weniger kontrolliert, wahrscheinlich ohne Freundin, im «Kino Excelsior» und lässt sich dann von «Une nuit terrible» (1896) von Georges Méliès, über «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens» (1922) von F. W. Murnau bis zu «Cadaver» (2020) von Jarand Herdal beschaudern.
Ja und dann? Man verlässt das Kino in den Nieselregen des Alltags, in die Freud-losigkeit eines eisigen Wintertages ohne Schnee und später in die Wüsten des Büroalltags.
Übrigens mein Gruselfavorit: «Frankenstein Junior» (Originaltitel: Young Franken-stein, 1974) von Mel Brooks. Den schaue ich mir aber coronagerecht zu Hause auf DVD an. Da gibt’s dann auch was zu lachen.
Noch dies rasch. Wer zum «Henker von London» erklärt uns noch die Etymologie von «Brugggore»? UAwg.
Vollkrasse Sprüche

Von wegen Gruselfilm: Den Weg ins Kino kann man sich erspar-en. Ein Blick am frühen Morgen in den Spiegel ist zudem kostenlos.
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Kommentare (1)
Dieses Brugggore. Da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen. Es scheint ein Insider-Wortspiel zu sein. Das Festival selber weckt in mir keine Schauer der Begeisterung.