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«Für Sie gelesen: Rot und Schwarz»

«Wie viele Seiten?» - «700.» - «Und die liest du?» - «Ja sicher. Stendhal (Henri Beyle) langweilt nie.» - «Soll aber Längen und nicht immer zwingend notwendige Ereignisse enthalten.» - «Ja, mag sein. Aber ein Soziogramm der Restauration nach dem Napoleon-Rausch ist das Buch allemal.»

«Rot und Schwarz» (Le Rouge et le Noir. Chronique du 19e siècle) erzählt die Bücherwurm-Geschichte des Julien Sorel.

Was für ein junges, raffiniertes Bürschchen, ein Zierbengel der Sonderklasse. Zynisch und voller Ranküne gegen Adel, Bürgertum und gegen die eigene Unterschicht, aus der er stammt, und aus der er mit allen Mitteln herauszukriechen trachtet.

Jede Intrige, jede Tournure, jede Lüge ist ihm recht. Er verführt die Frau seines Arbeitgebers, den er ein übers andere Mal überlistet.

Sein Leben begleiten durchtriebene, naive, karrieregeile, strebsame, kalte, bigotte, heuchlerische, berechnende, geizige, raffgierige, betrügerische, zwielichtige und standesdünkelhafte Figuren. Er selber ist aber keinen Deut besser.

Und er weiss, um «etwas zu werden», muss der Weg durch die Kirche führen, obschon er selbst nicht die mindeste religiöse Regung in sich verspürt.

Wie denn überhaupt in diesem Buch die Personen alles andere als vollkommen sind, und die Staffage in der regressiven Epoche um Karl X. etwa so sympathisch ist wie ein Maulwurf unter dem gepflegten Rasen. Stendhal lässt kaum einen guten Faden an den Protagonisten: Typus satirischer Realismus mit Romantizismen durchwirkt.

Auch wenn das Buch ziemlich nihilistische Züge trägt, zeigt es doch ein Stück Wirklichkeit, die wir eigentlich lieber nicht so wahrnehmen möchten. Dann stellen wir uns auch die entsprechende Frage: «Wozu eigentlich das alles?» Mein Rat: Trotzdem lesen. Das Buch ist eine Epiphanie. Auch heute noch. Oder erst recht.


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