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Antike Poesie

Als Lyriker habe ich mich nie gesehen. Da fehlt mir schlicht die zartbesaitete Seelenleier. Trotzdem oder gerade deshalb kann ich das, zugegeben etwas antiquierte, Reimen und Silbenzählen nicht lassen. Und mythologisch betrachtet ist das mit der Kythara der Muse Erato ohnehin falsch.

Es müsste der Aulos sein, die Doppelflöte der Εὐτέρπη (Eutérpē), die Wikipedia die Erfreuende, die Muse der Lyrik und des Flötenspiels nennt. Zudem muss ich auch noch gestehen: Selber hab ich's nur bis zur Blockflöte gebracht, zum Beispiel, ich betone halbwegs, zum Mailänder Giovanni Battista Sammartinis F-Dur Konzert. Bin mir aber immer etwas komisch vorgekommen mit so einer flûte à bec. Endgültig lyrophil gemacht hat mich dann aber gänzlich unertwartet


Dieter Hildebrandt: Herbst
, aus dem 
«Schlesischen Jahreszeiten-Zyklus» 
Wenn du und das Laub wird älter,
und du merkst, die Luft wird kälter,
und du fiehlst, dass du bald sterbst,
dann is Herbst.


Meine Herbstsonate 
Wenn in den Quartieren die Laubgebläse knattern,
Und für ein letztes Mal die Rasenmäher rattern,
Wenn du, geschwächte Sonne, bleich mein Antlitz färbst,
Dann, mein Lieber, dann wird es Herbst.

Wenn beim Metzger die Blut- und Leberwürste locken,
Und wir nicht mehr draussen auf warmen Steinen hocken,
Wenn bunt der Wald und manches Blatt zinnober,
Dann mein Lieber, dann ist‘s Oktober.

Wenn Tussen wieder warme Unterhosen tragen,
Und partout hochgestellt sind alle Mantelkragen,
Wenn dick und dicker werden die Gewänder,
Dann, mein Lieber, dann ist’s November.

Wenn früh am Morgen dein Wagen nicht richtig startet,
Und du vergeblich auf den Intercity wartest,
Wenn du im Advent auf deinen Hintern krachst,
Dann wisse, das ist des Dezembers Macht.

Akutpoesie
Ameti da, Ameti dort.
Tönt es in einem fort.
Mich kratzt das bloss periphär,
Wie wenn's nie gewesen wär'.

Klimawandel
Klimawandel hier und Klimawandel dort.
Täglich quält und dieses Wort in einem fort.
Stund’ um Stund tönt es aus allen Röhren.
Wer zur Hölle will das noch länger hören?

Die Grünen
Was nur lässt sich von den Grünen sagen:
Dass sie uns nur mit Geboten plagen?
Wie wir zu heizen und zu reisen haben?
Womit wir fahren, wie wir reden müssen?
Was wir essen dürfen und wen noch küssen?
Ich pfeif' auf sie und lasse herzlich grüssen. 


Farbenlehre

Poesiealbum 01 270924

Politik ist doch nur noch monochrom,
Weder komplementär noch polyphon.
Die Grünen sind es hinter ihren Ohren.
Sie wollten viel und haben doch verloren.
Die Einen schwören auf das Atom,
Die Andern auf Wind- und Sonnenstrom.
Es flattern frei die lila Fahnen,
Wo Frauen Morgenröte ahnen.
Die jungen roten Roten
Blamieren sich nach Noten.
Und bei den lieben Schwarzen
Soll es auch schon mal harzen.
Die Braunen werden faschistoider.
Uns Demokraten sind sie zuwider.
Der Regenbogen ist zwar gut gemeint.
Wird aber genderphob betont verneint.


Kommentare (1)

Ernst Bannwart am 27.09.2024 18:07

Euterpe kann sich Deiner doch erbarmen
Sie muss Dich ja dabei nicht gleich umarmen
Es reicht schon ihren Hauch zu spüren
Sonst packen uns am Ende noch Allüren.

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Abenteuer für Demente

Absolut frustrierte Daumenlutscher

Armselige fremdenhässige Dampfschwätzer

Allgermanisch fanatisierte Deutschmeister

NSAfD  

American Liar (Amerikanische Leier)

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Der eine grinst, weil Musk so schleimig spricht.
Die beiden Schwätzer sind auf Stimmenfang.
Wir aber sind auf beide nicht erpicht,
Denn Musk verkauft sein X für ein U.
Und für Trump entweicht mir nur ein B... .

(«P...» ginge auch.)

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Denn eines bleibt offen,
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Zwei trübe Idioten
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