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Der zweite Beitrag

Lea Grossmann würdigt kritisch die angebliche moralische Überlegenheit mit Hilfe von Woke.


Moralische Überlegenheit mit Woke.
Von Lea Grossmann

Dieses aus dem Englischen stammende Wort, das übersetzt «aufgewacht» bedeutet, wurde heuer durch die Medien geschleppt, wie kein anderes. Im Fokus der sogenannten Woke-Bewegung stehen Rassismus, Sexismus und allgemein die Diskriminierung von Minderheiten. Im Fokus liegt insbesondere die Sprache.

Ein Beispiel für korrekten woken Sprachgebrauch ist der Ausdruck «Mutter», der zum «austragenden Elternteil» wird. Oder «Vater» soll neu «nicht-gebärender Elternteil» genannt werden. So bekommt die Gender-Debatte um den Stern und den Doppelpunkt eine ganz neue Wendung. Auch das «sehr verehrte Damen und Herren» verschwindet, da die dritte Geschlechtsoption «divers» ausgeschlossen werde. Ob Sinn oder Unsinn, dürfen Sie selbst entscheiden.

Ich tendiere zu Unsinn. Denn eigentlich ist es doch einfach: Wenn wir als Gesellschaft jeden Menschen mit dem gleichen Respekt, der gleichen Toleranz und Gleichbehandlung begegnen, braucht es weder Sterne noch Doppelpunkte. Das ist reine Kosmetik und beseitigt weder Ungerechtigkeit, noch wird die Welt dadurch besser.

Und darum geht es schliesslich bei der Woke-Bewegung: um eine gerechtere Welt. Woke Personen vertreten die Meinung, dass die Gesellschaft falsche Normen verinnerliche und Menschen diskriminiere, die beispielsweise ein anderes Verständnis von Geschlechtsidentität haben. Was grundsätzlich lobenswert ist, kommt allerdings mit Zwang, unterdrückter Spontanität und eingeschränkter Meinungsfreiheit daher. Humor findet da keinen Platz.

Man könnte schliesslich jemanden mit einem unüberlegten Spruch verletzten oder sogar diskriminieren. Alles, was zählt, ist die politische Korrektheit. Alles andere wird boykottiert und an den Pranger gestellt. Woke ist aufgesetzt – eine Maske: Man fühlt sich toll dabei, allen anderen gegenüber moralisch überlegen zu sein. Mit Solidarität hat das nichts zu tun.


Kommentare (1)

Ueli Keller am 21.11.2022 11:38

«Woke» scheint mir eine der vielen Etiketten einer infolge Wohlstandsverwahrlosung auch beispielsweise nicht mehr schwindelfreien Sprache;passend zu den vielen Menschen, die sich so verhalten, als ob sie nicht wüssten, was wahr ist und was sie tun (sollen oder wollen)?

Lea Grossmann

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Seit 2018 ist die ehemalige Geschäftstellen-Leiterin einer Bank nach entsprechender Weiterbildung selbständig erwerbend. Sie hat das Schreiben zu ihrem Beruf gemacht. Sie bietet Firmen Content Marketing, Community Management und weitere Dienstleistungen im Bereich der Kommunikation an. Und sie schreibt zielsichere Kolumnen.

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