Kritik

Es bleibt erst recht dabei:
Widerlich, degoutant und suizidal.

Empörung allerorten. Die SVP hat die Geschmacksgrenzen überschritten. Wurmähnliches in Parteifarben tut sich am helvetischen Landesapfel gütlich. Sieht man die Gegner als Raupen? Als Schädlinge am Volkskörper? Moment mal! Was soll man davon halten? Woran erinnert uns das wieder? Volksschädlinge: Die Sprache des Unmenschen.

Das Plakat ist derart ekelhaft, dass es hier nicht veröffentlicht wird. Man hat ja noch eine Restbindung an den guten Geschmack.

Und man muss ja auch nicht Politikberater sein, um erkennen zu können, dass sich die SVP mit diesem Plakat in die Ausdrucksnähe einer Partei begeben hat, die von 1923 bis 1945 auch alles Gewürm bekämpfen und endgelöst ausrotten wollte, was sich nicht in ihr pseudodarwinistische Weltbild einrahmen liess.

Changiert die SVP damit nun doch noch ins leicht Bräunliche? Mutiert sie nun doch noch zu dem, was man ihr immer wieder vorgeworfen hat? Man will es nicht hoffen. 

Zur Partei, die offenbar ihre Gegner verachtet.
Zur Partei, die versimpelt, wo Differenzierung gefragt ist.
Zur Partei, die das Volk für blöd genug hält, auf wurmstichige Werbung hereinzufallen.
Zur Partei, die glaubt, sie habe die Heimat gepachtet oder gar usurpiert.
Zur Partei, welche Leute mit mikroskopisch kleinen Vorkenntnissen kandidieren lässt.
Zur Partei, die sich offenbar selbst zu demontieren beginnt.

Wäre ich Mitglied, ich träte aus.

Also Klartext. Das Plakat bleibt widerlich, degoutant, ekelerregend, politisch anrüchig, somit auch suizidal; und es würde besser wieder verschwinden.


Die SVP bleibt sich treu!

Nun, wenigstens das kann man der SVP nicht vorwerfen, sie hätte kein Traditionsbewusstsein, was die Ausdruckmittel umfasst. Das Plakat ihrer Vorgängerorganisation scheint darauf zu deuten. Zusammen mit den deutschlandhörigen Frontisten, der helvetischen Naziversion, hatte sich die BGB auf dem Plakat 1933 gegen die roten Würmer und seltsamerweise auch gegen die zylindertragenden Fabrikanten gewendet. Das war aber auch schon damals eine Bruchlandung

Und bitte nicht vergessen: 1933 tobten soziale Kämpfe, mit denen verglichen die gegenwärtigen Verteildebatten uns wie Bubengeplänkel vorkommen müssen. Ceterum censeo: Das Plakat von 2019 ist suizidär.

Kommentare (4)

David Grossenbacher am 02.09.2019 15:29

Momentan stehen wir noch nicht in den gleichen sozialen Kämpfe wie dazumal. Aber eben "noch" nicht! Wenn ich mein Einkommen mit den verschleuderten Ausgaben vergleiche der Bund, Kantone und Gemeinden betreiben, nicht zuletzt mit dem Klimavorwand, Sozialausgaben und dem ganzen EU-Scheindruck, dann sind die sozialen Kämpfe beängstigend nahe. Ich bin kein SVP-Fan, dort geht es auch meistens ums eigene Geld, aber das Plakat hat leider eine Wahrheit in sich. Eine nationalistische Botschaft war damit sicher nicht Absicht, obwohl viele Menschen es dazu interpretieren wollen. Der Nationalsozialistische Gedanke wird immer mehr zum Thema und das ist ganz klar der rot-grünen Politik zu verdanken, was dem Plakat eben eine traurige Wahrheit gibt. Man kann nicht Unsicherheit und Instabilität durch Multikulti und Klimareligion herbei arbeiten und gleichzeitig vom Volk (damit meine ich die grösste Volksschicht nämlich die unterste und ärmste) Toleranz erwarten.
Ich verstehe auch die genervte andere Seite. Die SVP hat schon vieles geboten, was ihnen heute schadet, aber welche Partei schon nicht?
Tut mir leid für meinen nicht allzu wortgewandten Kommentar. Hoffe man versteht es trotzdem.
Übrigens: Gute, interessante Seite

Heinz Bösch am 31.08.2019 16:57

Das Plakat erscheint mir als Verzweiflungsschrei einer Partei, die ihre Felle im geschmolzenen Gletscherwasser davonschwimmen sieht und die sich an den Rettungsring der Skandalwirkung alter Provokationsplakate klammert. Wenn schon Angstmache: Sie scheint jedoch zu verkennen, dass die Besorgnis um Celsiusgrade momentan grösser ist als die Furcht vor Menschen, welche weniger privilegiert sind als wir. Diese aufgewärmte Strategie wird im Schmelzwasser des Wahlherbsts bös bachab gehen – auch wenn die Herbsttage kühler werden. Oder sieht die Partei ihre eiskalte Haltung gar als Beitrag zur Klimadebatte?

Markus Leimbacher am 31.08.2019 09:35

Kurz, prägnant und auf den Punkt gebracht!

Beat Schirmer am 20.08.2019 18:30

Dass sich die FDP bei den Nationalratswahlen ins gleiche Bett mit dieser Partei legt (Wahlbündnis), irritiert mich ebenso wie das unsägliche Plakat. Aus alten Fehlern nichts gelernt? (Empfehlung bei letzten Regierungsratswahlen)

Ochsentour versus Kälbersprünge

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AZ-Redaktor Fabian Hägler bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, die FDP-Regierungsrats-Kandidatin hätte die Ochsentour hinter sich.

Er schreibt: «Die frühere Jung-freisinnige sitzt im Kantons-parlament und im Gemeinderat.» Ich denke, das ist eine conditio sine qua non, um überhaupt eine Kandidatur in die Exekutive ernsthaft abwägen zu dürfen.

Hägler ergänzt: «Die 35-jährige Historikerin ist erfahren, mehr-heitsfähig, gut vernetzt und geradlinig.» Stimmt. So habe ich sie auch erlebt.

Da gibt's andere, sehr junge unerfahrene, rhetorisch bemitleidenswerte, leicht megalomane und wendefreudige Nationalrats-Kandidaten, die wies Kalb auf der Weide herumtollen.

Und die sich überschätzen und glauben, mit ein paar ideo-logischen Trommelwirbeln könnten sie ihre politische Unmusikalität übertönen. Genauso erlebt man die jetzt beinahe täglich.

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