Kritik

Ein Beitrag zur Typologie von
Gemeindeversammlungen

Wie sind sie? Was sind sie? Für die Gemeinderäte umfangreich vorbereitete, schlüssig präsentierte, aber nicht immer angemessen gewürdigte, politische Soireen. Und stets erlebnisreich auf der glatten Spiegelfläche im Turnhallenformat.

Es gilt der Grundsatz: Was immer man präsentiert, Einwände und Vorbehalte finden sich immer. Das nennt man Demokratie. Das ist gut so. Aber es könnte besser sein.

Denn prüft man den Sachgehalt der Publikumsvoten, dann wünscht man sich manchmal auf die Lofoten. Oder man stellt sich die Frage: Was steckt dahinter? Etwa Eigeninteressen? Wie lauter sind die Motive der Miniaturkritik?

Versuchen wir es mit einem typologischen Querschnitt durch die Versammlungs-teilnehmer. Als sicher gilt. Die meisten hören zu, lassen sich überzeugen und schweigen.

Dennoch, Wichtigtuer, Aufschneider, Polterer, Selbstdarsteller und Querulatöre sind immer dabei, die mit alternativen Fakten oder Kleinkram operieren.

Ermunternd sind auch die Beiträge ehemaliger Mandatsträger oder Gemeinde-mitarbeiter, die Forderungen nach Konzepten für bereits realisierte Projekte stellen und mit nebensächlichen und unsachlichen Argumenten gerne Personalpolitik betreiben möchten.

Oder sich in mikroskopischen Details verheddern, Probleme im Promillebereich bemühen oder irgendwelche nicht nachprüfbare Quellen zitieren, für die sie dann doch die Belege schuldig bleiben.

Dann sind da auch noch die Könige des Konjunktivs (KK): «Man hätte besser, man müsste in Zukunft, man hätte bedenken müssen, warum hat der Gemeinderat nicht?»

Überhaupt werden auch Fragen gestellt, deren Antworten man längst hätte wissen können, hätte man sie gelesen. Da helfen auch Flugblätter und Internet nicht weiter. Und es kommt schon vor, dass unter einer Frage eine verborgene Antwortfalle aufgestellt liegt.

Und zum Schluss nicht vergessen wollen wir die Dauerneinsager bei Einbürgerungen. Die sitzen einfach da, heben aber den Arm weder zu einem Nein noch zu einer Enthaltung. Die Hasenfussvariante.


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Fremdwörter
Ich liebe sogenannte Fremd-wörter. Nicht selten sind sie präziser als ihre deutschen Schwestern und Brüder. Und die meisten kennt man doch.

Aber heute, am 9. Juli 2019, bin ich einem unbekannten begegnet: In einem Bericht über die P-26 finden wir in der AZ die Wendung «mit den kubitalen Titeln».

Kubital? Anatomischer Begriff: Zum Ellenbogen gehörig, von lateinisch cubitum: Ellbogen.

Hier vermutlich «ellenlange Titelzeilen». Da wäre jetzt wohl die deutsche Version besser gewesen.

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NZZ 11. Juli 2019
Finden Sie den Fehler in folgendem Satz?

«Der Brexit ist historisch gesehen konsequent, weil er ein Ausdruck des Exzeptionellen in der britischen Geschichte darstellt.»

Ihre Lösung?

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AZ vom 18. Juli 2019
«Kramp-Karrenbauer muss ausserdem Vertrauen zur Truppe herstellen. Das wurde arg ramponiert, als von der Leyen ihr – im Zusammenhang mit rechtsextremen Tendenzen – ein.»

Verstehen Sie diesen Satz?

KUNST?

19. März 2024

Also, das ist jetzt so. Ich war zur Vernissage geladen. Zwei Künstlerinnen zeigen Installationen. Doch allein schon dieses Wort installiert in mir Vorbehalte.
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